Tourismus-Projekt:Anwohner kommen zu Wort

Lesezeit: 2 min

Penzberger Stadtrat verschiebt Beschluss zu St. Johannisrain

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

St. Johannisrain ist ein ländlich geprägter Ortsteil. Beliebtes Postkartenmotiv ist die Kapelle mit Blick auf das Loisach-Kochelsee-Moor. Bauen war in dem idyllischen Ortsteil der Stadt Penzberg bislang kaum Thema. Das hat sich geändert seit einer Voranfrage an die Stadt, ob vier Ferien-Chalets dort realisierbar wären. Seitdem werden Stadträte und Rathaus wohl mit E-Mails und ähnlichem von Anwohnern bombardiert. Nicht alle sind von dem Tourismus-Projekt begeistert, andere sehen die Chance, auf ihrem Grundstück auch Baurecht zu bekommen. Was die Mehrheit des Penzberger Stadtrats bewog, eine Entscheidung über die Aufstellung einer Außenbereichssatzung für St. Johannisrain zu verschieben. Zuerst soll es eine Anliegerversammlung im Rathaus geben. Der Stadtrat möchte von den Bürgern selbst erfahren, wie sie sich die Entwicklung des Ortsteils vorstellen.

Die Debatte im Gremium bis zu diesem mehrheitlich gefassten Beschluss war kontrovers. Thomas Keller (SPD) wollte den Tagesordnungspunkt absetzen, um zuerst den Dialog mit den Bewohnern von St. Johannisrain zu suchen. Man müsse die Entwicklungswünsche erst kennen, ehe man die Außenbereichssatzung verabschiede, sagte er. Nur durch so eine Satzung ist es möglich, Baurecht zu schaffen. Grundsätzlich wollten er und Hardi Lenk (ebenfalls SPD) einer baulichen Entwicklung in diesem Bereich keine Absage erteilen. Die Idee der Anliegerversammlung griff Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) sogleich auf. Ein Austausch schade gar nichts, sagte sie.

Gegen die Vertagung sprach sich unter anderem Markus Bocksberger (parteifrei) aus. Der Stadtrat müsse Farbe bekennen, da die Aufstellung einer Außenbereichssatzung ein "wegweisender Beschluss" sei. Wer das Ohr am Bürger habe, müsse erkennen, dass diese die Außenbereiche geschützt sehen möchten, sagte er. "Mit Verlaub, es geht dort nicht um eine Nachverdichtung", konterte Zehetner. "Die Splittersiedlung St. Johannisrain muss erhalten bleiben." Mehrgeschosswohnungsbau würde dort nie genehmigt, aber über ein gewisses Baurecht für die Anwohner müsse man nachdenken.

Klar wurde bei der Diskussion, dass die SPD das Thema Außenbereichssatzung losgelöst von der Anfrage nach den Ferien-Chalets sehen möchte. Das wiederum verstanden nicht alle im Gremium. Die BfP lehnen die touristische Nutzung in St. Johannisrain ab. Auch die FLP sieht die Chalets kritisch, wobei André Anderl wegen Betroffenheit - die Chalets sollen zum von seiner Familie geführten Hotel Berggeist gehören - an der Debatte nicht teilnahm. An die Chalets denke seine Fraktion nicht, sagte Lenk. Vielmehr daran, was in diesem Ortsteil möglich sein könnte. Gegen die Stimmen von Bocksberger Wolfgang Schweiger (Grüne), Jack Eberl und Michael Kühberger (beide FLP) sprach sich die Mehrheit für eine Vertagung und eine Anliegerversammlung aus.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: