Tourismus am See:Flotte in der Flaute

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Passagierzahlen der Seenschifffahrt gehen 2019 zurück

Von Armin Greune, Starnberg

Für die weiß-blaue Flotte ist die Saison 2019 durchwachsen verlaufen. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Passagiere auf dem Starnberger See um elf Prozent. Am Ammersee gingen die Ticketverkäufe sogar um 18 Prozent zurück: "Allerdings taugt 2018 nicht als Referenzjahr", sagt Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. Denn 2018, als 340 000 Personen auf der MS Utting, MS Augsburg, RMS Dießen und RMS Herrsching fuhren, war bislang das absolute Rekordjahr. Heuer wurden auf dem Ammersee 288 000 Fahrgäste gezählt, auf dem Starnberger See waren es 227 000 gegenüber 251 000 im Vorjahr.

"Wir sind im nasskalten Mai schwach in die Saison gestartet und diesem Rückstand den ganzen Sommer über hinterhergelaufen", sagt Grießer. So musste man im Wonnemonat auf Ammer- und Starnberger See ein Minus von 45 Prozent gegenüber 2018 registrieren. Dort stiegen vor allem Naherholer aufs Schiff, wenn das Wetter passte. Am Königssee und Tegernsee aber bestimmen längerfristig planende Touristen das Geschäft, daher sei dort der Passagierrückgang an verregneten Wochenenden nicht so ausgeprägt, weiß Grießer. Auf dem Königssee - wo der Betrieb noch läuft - werden heuer deutlich mehr als 700 000 Fahrgäste erwartet, auf dem Tegernsee 280 000, was jeweils einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Spitzenjahr 2018 entspricht.

Der Chef der Seenschifffahrt ist aber auch mit dem Geschäft auf dem Ammersee heuer zufrieden: Die Fahrgastzahlen lägen im langjährigen Mittel, 2015 etwa waren dort 280 000 Menschen mit den Schiffen unterwegs. Den Winter über ist man mit Wartungen und Reparaturen beschäftigt. Auf der vor 111 Jahren gebauten Dießen, dem dienstältesten Schaufelradschiff im Freistaat, wird das Oberdeck erneuert; die Herrsching muss ins Trockendock, um die Lager der Schaufelräder auszutauschen. Zudem wird der Steg in Riederau instandgesetzt. Aus der Starnberger Flotte muss die MS Bayern in die Werft zur Landuntersuchung, die der TÜV alle fünf Jahre fordert. Die MS Phantasie dient hingegen bald auf dem Trockenen: Am 6. November wird sie mit einem Autokran auf das Fundament am Buchheim-Museum gehievt. Eine Nachfolgerin für sie und die MS Berg ist schon im Bau. Auf die EU-weite Ausschreibung für das neue Schiff hätten sich erst fünf Interessenten gemeldet, doch am Ende habe nur die Bonner Lux-Werft ein Gebot abgegeben, berichtet Grießer. Der Innenausbau soll in Starnberg erfolgen, die Neuerwerbung werde dann im Herbst 2020 getauft. Als Namenspaten hätten sich schon einige Gemeinden am See beworben.

Das neue Schiff werde mit Platz für maximal 300 Personen deutlich größer als die MS Berg, die nur 170 Passagiere gefasst hat. "Vor allem aber bietet es den großen Vorteil, dass es behindertengerecht gebaut wird", sagt Grießer. Es soll in erster Linie die südlichen Rundfahrten bedienen und ist auch zur Fahrradbeförderung geeignet. Auf der Berg und der Phantasie waren dazu die Fluchtwege nicht breit genug, was viele Fahrgäste bemängelten, die der Lücke im Radwegenetz am Südufer mit einer Bootsfahrt über den See ausweichen wollten.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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