Ja, sauber. Das war ja mal wieder eine Sternstunde der Demokratie. Da versammeln sich vergangene Woche vor der Sitzung des Lenggrieser Gemeinderats Kinder, Jugendliche und Eltern, um ihrer Forderung nach einem Skatepark Nachdruck zu verleihen. Und im Gremium selbst fällt einigen Mitgliedern des Lokalparlaments nichts Besseres ein, als sich über diesen Umstand aufzuregen. Dabei ist das ganz normale Lobbyarbeit. Oder um diesen negativ besetzen Begriff zu vermeiden: Da haben Bürger einfach mal ihre Interessen bekundet. Etwas Normaleres gibt es in einem demokratisch verfassten Staat eigentlich nicht.
Schon lustig, wenn man es als Volksvertreter lieber hat, unbehelligt vom Volk seine Entscheidungen treffen zu können. Aber wäre es auch eine "absolute Frechheit" gewesen, wenn vor der Sitzung eine Gruppe Rollstuhlfahrer für mehr Barrierefreiheit im Lenggrieser Kurpark demonstriert hätte? Oder wenn sich ein paar Unternehmer gemeinsam für eine bessere Nahverkehrsanbindung eingesetzt hätten? Ganz sicher nicht. Und wenn die Sparkasse Filialen schließt, dann protestieren die Gemeinden ganz automatisch. Da müssen ältere Bürger gar nicht groß erklären, dass sie ihre Bankgeschäfte lieber noch am Schalter machen und nicht online. Wenn aber Jugendliche ihren Wünschen Nachdruck verleihen, wow, das ist dann eine Frechheit.
Als Gemeinderat sollte man sich schon gewahr sein, dass man nicht nur die Erwachsenen vertritt, nicht nur die Generation Ü 40 oder Ü 50. Man kann nicht den einen sagen: Hier bitteschön, zur Erholung ein schöner Kurpark. Und den anderen: Nein danke, ihr fahrt zum Skaten bitte nach Bad Tölz oder gar nach Schongau. Dass es Jugendlichen als Frechheit ausgelegt wird, wenn sie für ihre Wünsche einstehen - das ist die eigentliche Frechheit.