Tölzer Löwen:Bad Tölz feiert Eishockey-Titel

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Jubel in Tölz: Mit einem Sieg gegen Duisburg erringt der Eisclub den Meistertitel in der Oberliga - und steht nun vor der schwierigen Frage: Aufstieg ja oder nein?

Klaus Schieder

Das Winzerer-Denkmal in der Marktstraße trägt wieder ein gelbes Trikot. Wie vor einem halben Jahrhundert, als der EC Bad Tölz zum ersten Mal Deutscher Meister im Eishockey wurde, feierten Fans auf diese Art nun auch am Wochenende den Aufstieg des Eishockeyteams in die Zweite Liga. Den machte die Truppe um Trainer Florian Funk am Freitagabend mit einem 4:3 nach Verlängerung bei den Duisburger Füchsen klar.

Für das moderne Eishockey wäre der Winzerer in der Tölzer Marktstraße auch auf Oberliga-Niveau wohl zu unbeweglich. Als Anhänger der Tölzer Löwen jedoch ist er mit seiner insgesamt recht respektgebietenden Ausrüstung auf jeden Fall zweitligatauglich. (Foto: Manfred Neubauer)

Und löste damit in ihrer Heimatstadt "eine Woge der Begeisterung" aus, wie Bürgermeister Josef Janker konstatiert. "Tolle Saison, hervorragend gespielt." Bislang unbeantwortet ist jedoch die Frage, ob sich der Eisclub eine Saison in der Zweiten Liga finanziell leisten kann.

Georg Eberl stand auf dem Eis und erzielte selbst zwei Tore, als die Tölzer vor 50 Jahren den Titel errangen. Für ihn ist es "einmalig", dass die aktuelle Mannschaft den Meistertitel in der Oberliga errungen hat. Den Grund dafür sieht er vor allem in der läuferischen Überlegenheit des Teams, das fast nur aus Eigengewächsen besteht und bis auf den 37-jährigen Deutschkanadier Yanick Dubé ohne ausländischen Profi auskommt. "Mir ist generell aufgefallen, dass unsere Mannschaft ganz von Anfang an bis zu 95 Prozent der Saison schneller Schlittschuh gelaufen ist als der Gegner", sagt der Hotelier und SPD-Stadtrat.

Die traditionell gute Nachwuchsarbeit des EC Bad Tölz hebt auch Janker hervor. Der Verein habe "keine zusammengekaufte Profimannschaft", sondern Spieler, die aus der eigenen Jugendabteilung kommen, sagt der Bürgermeister. Dies freut auch Willi Streicher. Die Tölzer Cracks hätten nun mal eine "klasse Ausbildung, die Jugendarbeit des Eisclubs greift voll", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, der selbst in einer Hobbymannschaft dem Puck nachjagt.

Nach zwei Insolvenzen in den Jahren 2003 und 2009 ist allerdings noch nicht klar, ob der EC Bad Tölz die Aufstiegsberechtigung wahrnehmen soll. Eberl ist im Grunde genommen dafür, allerdings erst nach einer Inventur. Zunächst einmal müsse man mit den Spielern reden und eruieren, wer von ihnen in Tölz bleiben und wer weggehen möchte, sagt er. Dann gelte es zu klären, ob und welche Sponsoren zusätzlich kämen und wie der Verkauf der Dauerkarten laufe.

Vorsichtig äußert sich auch Janker zu einer Saison in der Zweiten Liga: "Man muss sich intensiv Gedanken machen, wie man das auf die Beine stellen kann." Der Weg, den man vor drei Jahren eingeschlagen habe, sei richtig gewesen. Stimme das Finanzielle nicht, dann sei der Aufstieg "ein Wagnis, das wir nicht mehr eingehen werden", meint der Bürgermeister. Für Streicher sind jetzt nicht zuletzt die Anhänger gefragt. In der Zahl der Dauerkarten für die kommende Spielzeit sieht er "einen Treueschwur der Fans".

Einzelne Cracks wird der EC Bad Tölz nicht halten können, das steht schon fest. Wichtig sei aber, dass das Gros der Meistermannschaft zusammen bleibt, meint Eberl. Er plädiert dafür, die Spieler davon zu überzeugen, das Tölzer Trikot noch für ein Jahr in der Zweiten Liga zu tragen, ihnen zu sagen, "ein Jahr täte euch gut, da könntet ihr alle noch das Quentchen lernen, das euch fehlt".

Sollte der EC Bad Tölz in der Oberliga bleiben, bestünde für Eberl nicht minder die Gefahr, dass mehrere Spieler den Verein verlassen, weil sie dann keine sportliche Perspektive für sich sehen. Auch nach Streichers Dafürhalten hängt die Entscheidung, die Aufstiegsoption zu ziehen, wesentlich davon ab, wie sich die Cracks entscheiden. "Bleibt die Mannschaft so beieinander, kann sie vielleicht eins zu eins in der Zweiten Liga spielen."

Vorerst aber überwiegt die Freude über den sportlichen Erfolg. "Ich bin sehr stolz darauf", sagt Janker, der seit mehr als 50 Jahren dem ECT angehört. Streicher spricht von einer "Sensation" und von einem "Glücksfall für das deutsche Eishockey".

© SZ vom 16.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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