Tölzer Land und Miesbach:Raiffeisenbanken wollen fusionieren

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Der Sitz der Raiffeisenbank Tölzer Land auf der Flinthöhe soll die Zentrale der neuen, gemeinsamen "Raiffeisenbank im Oberland" werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Banken stehen vor "brutaler Herausforderung". Filialschließungen sind nicht geplant - viele Kunden bekommen aber neue Kontonummern.

Von Petra Schneider, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Raiffeisenbank im Oberland mit Sitz in Miesbach und die Raiffeisenbank Tölzer Land mit ihrem Standort auf der Flinthöhe wollen fusionieren. Als Gründe nannte Hansjörg Hegele, Vorstandsvorsitzender der Tölzer Bank, die schwierige Situation am Kapitalmarkt: Überbordende Regularien und der anhaltende Niedrigzins stellten Banken vor eine "brutale Herausforderung".

Hegele betont, dass die Fusion nicht aus "finanziellen Nöten" erfolge. Keine der beiden Banken habe Probleme. "Unser Antrieb war ein rein strategischer". Auch Wachstum sei nicht der Grund. Denn unter den großen Banken des Landes sei man immer noch "ein kleines Licht". Mit der Fusion sollen Synergieeffekte genutzt und die Genossenschaftsbank zukunftsfähig aufgestellt werden. So verfüge etwa die Tölzer Bank über hohe Liquidität, während die Miesbacher wegen reger Kreditnachfragen laufend Finanzbedarf habe - von einer Zusammenarbeit profitierten beide.

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Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, betont Hegele. Auch Filialschließungen seien nicht angedacht. Im vorigen Jahr hat die Raiffeisenbank Tölzer Land Standorte in Deining und Lochen geschlossen und die Filiale in der Jachenau in eine Selbstbedienungsstelle umgewandelt. Vor allem die Schließung in Deining hatte für Proteste gesorgt; sie war seitens der Bank mit zu geringen Nutzerzahlen begründet worden.

Nach der Fusion würden 19 Filialen, darunter auch die neu eröffnete Geschäftsstelle in Egling, sowie fünf SB-Center in den beiden Landkreisen zum neuen Verbund gehören. "Diese stehen kurzfristig nicht zur Disposition", sagt Hegele. Auch die drei Bau- und Warencenter in Thanning, Lenggries und Warngau bleiben. Keine Sorgen müssen sich offenbar auch die derzeit 329 Mitarbeiter, davon 170 im Tölzer Land, machen. Denn Stelleneinsparungen gebe es höchstens durch "natürliche Fluktuation". Will heißen: Mitarbeiter, die altersbedingt ausscheiden, würden möglicherweise nicht ersetzt, weil durch die geplanten Umstrukturierungen Abläufe besser organisiert werden könnten. Als Beispiel nennt Hegele das aufwendige Erstellen der jährlichen Bilanzen; künftig müsse statt zweier nur noch eine gemacht werden, die dann freilich umfangreicher ausfalle.

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Auch für die Kunden ergäben sich Vorteile, weil sie von Spezialisten beider Banken profitieren könnten. So habe etwa die Raiffeisenbank Tölzer Land im Unterschied zu den Miesbachern keine ausgewiesenen Experten für die Beratung im Bereich Bauträger. "Gemeinsam können wird das jetzt effektiver machen." Nach einer Fusion würde die Raiffeisenbank in beiden Landkreisen 51 000 Kunden betreuen. Der kleinere Teil, also diejenigen aus dem Tölzer Land, müssten sich allerdings darauf einstellen, dass sie eine neue Kontonummer bekämen. Für die Mitglieder der Genossenschaftsbank ändere sich nichts, sagt Hegele. "Höchstens, dass die Dividende sicherer wird, weil die Erträge nachhaltiger sind."

Ändern wird sich allerdings der Name: Nach der Fusion firmiert die Bank unter dem gemeinsamen Namen "Raiffeisenbank im Oberland". Geschätzte Bilanzsumme: rund eine Milliarde Euro. Hauptsitz wird die Filiale auf der Tölzer Flinthöhe sein, Miesbach bleibt gleichberechtigter Standort. Ein gemeinsamer Neubau sei nicht geplant, sagt Hegele. "Wir haben sowohl in Tölz als auch in Miesbach moderne Räume." Schon seit Monaten laufen die Verhandlungen, die sich laut Hegele Mitte vorigen Jahres konkretisiert hätten. Am vergangenen Freitag haben Vorsitzende und Aufsichtsräte der beiden Banken dann einen "Verschmelzungsvertrag" unterzeichnet. Als erstes seien die Mitarbeiter informiert worden, dann die Vertreter. Sie haben das letzte Wort: Mitte Mai sollen die 140 Vertreter aus Tölz und die 170 aus Miesbach über die Fusion entscheiden, die nur vollzogen wird, wenn 75 Prozent zustimmen. Der Zusammenschluss wäre rückwirkend zum 1. Januar gültig. Hegele geht von einem positiven Votum aus. "Die Resonanz ist bisher überwiegend positiv."

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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