Reden wir über:Heizkosten für Hunde und Katzen

Lesezeit: 2 min

Hans Fichtner leitet das Tierheim in Bad Tölz. (Foto: Manfred Neubauer)

Hans Fichtner, Leiter des Tölzer Tierheims Maria Much, spricht über Nöte und staatliche Hilfen.

Interview von Sophia Coper, Bad Tölz

Hans Fichtner ist seit 42 Jahren ehrenamtlicher Leiter des Tierheims Maria Much in Bad Tölz und kümmert sich gemeinsam mit seiner Frau um herrenlose Hunde und streunende Katzen. Der 79-Jährige begrüßt den kürzlich eingeführten Bayerischen Härtefallfonds für Soziales und Infrastruktur, der die gestiegenen Heizkosten von Einrichtungen, die bislang keine Hilfen erhalten haben, auffangen soll. Er wünscht sich insgesamt jedoch mehr Bereitschaft der Kommunen, um die Tieraufnahme und -pflege auch in Zukunft gewährleisten zu können.

SZ: Herr Fichtner, haben Sie selbst Haustiere, oder trennen Sie Beruf und Privatleben?

Hans Fichtner: Meine Frau und ich haben zwei Mini-Yorkshire-Terrier, auch aus dem Tierheim. Der eine kam ganz zerzaust an, beim Baden und Herrichten haben wir ihn einfach ins Herz geschlossen. Anscheinend wurde er davor von Männern misshandelt, die ersten beiden Jahre ist er immer vor mir geflohen, jetzt weicht er mir nicht mehr von der Seite.

Wie sieht die aktuelle Lage im Tierheim Bad Tölz aus?

Momentan haben wir nur einen Hund und ein paar Katzen im Heim, die Anzahl der Tiere ist aber großen Schwankungen unterworfen. Manchmal stirbt eine Person, und plötzlich haben wir eine Fußballmannschaft an Haustieren vor der Tür, zudem stehen wir zur Verfügung, wenn Besitzer erkranken oder schlichtweg für einige Zeit in den Urlaub fahren. Den Corona-Rücklauf haben wir persönlich nicht so gespürt, zudem liegt unser Heim nicht in der Nähe einer Autobahn, wo tendenziell viel ausgesetzt wird. Falls es in anderen Vereinen hingegen mal eng wird, übernehmen wir auch Tiere.

Welche Herausforderungen haben Sie zurzeit zu bewältigen?

Generell mangelt es an finanziellen Polstern. Die Räumlichkeiten verschleißen mit der Zeit, und Tiere aufnehmen ist teuer. Eine streunende Katze muss entwurmt, geimpft und kastriert beziehungsweise sterilisiert werden, da kommen schnell ein paar Hundert Euro zusammen - für so viel Geld möchte aber niemand ein Tier aus dem Heim adoptieren. Die Kommunen sind leider sehr geizig mit Zuschüssen, obwohl sie verpflichtet sind, für herrenlose Tiere aufzukommen. Wir finanzieren uns vor allem über Spenden, die Kurzzeitpflege im Heim und die Vermittlung von Tieren an neue Besitzer und Besitzerinnen.

Profitieren Sie von dem Härtefallfonds, oder gibt es eher andere Nöte?

Wir werden den Zuschuss auf jeden Fall beantragen und benötigen ihn auch, unsere Heizkosten sind um das Dreifache gestiegen. Doch auch wenn ich über Geldmangel klage, bin ich dennoch der Ansicht, dass sparsam gehaushaltet werden sollte. Ein Tierheim braucht keine extravagante Ausstattung. Hauptsache, es ist sauber und die Tiere werden anständig und artgerecht gehalten.

Bei uns hapert es eher an ausreichend Personal, meine Frau und ich können ja nicht ständig und für immer da sein. Über die Pandemiejahre mussten wir Mitarbeiter entlassen, da es finanziell nicht mehr tragbar war, und nun haben wir noch eine Angestellte, die uns unter der Woche unterstützt. Da wir jedoch durchgehend Bereitschaftsdienst haben - es kann ja sein, dass die Polizei nachts ein streunendes Tier aufgreift -, fehlen uns zusätzliche Kräfte. Da kommen wir dann doch leider wieder zum Wirtschaftlichen: Solange ich nicht in der Lage bin, die Person angemessen zu entlohnen, kann und will ich niemanden einstellen. Längerfristig wäre es toll, wenn uns die Kommunen etwas mehr unter die Arme greifen könnten. Denn am Ende werden missliche Lagen und Umstände auf dem Rücken derer ausgetragen, die am wenigsten dafür können - auf dem der Tiere.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: