Eine Einrichtung für Geretsried, Wolfratshausen und Umgebung:"Wir haben eine schützende Hand"

Lesezeit: 3 min

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Josefa-Burger-Tierheim bietet Katzen, Hunden, Ziegen, Tauben und Gänsen ein Zuhause und bleibt auch dann noch für sie verantwortlich, wenn sie vermittelt wurden.

Von Eva Brandl, Gelting

Neugierig sitzt Kater Otto am Zaun seines Freigeheges im Josefa-Burger-Tierheim in Gelting und schaut hinaus. Es wirkt, als warte er auf Besucher. "Er ist wie der Papa von allen", sagt Manuela Ravara. Sie ist seit 28 Jahren Leiterin der Einrichtung und kennt die Geschichten aller aufgenommenen Tiere genau. Seit fünf Jahren ist Otto bereits in Gelting. "Er war ein verwilderter Kater", erzählt Ravara. Durch eine Katzenklappe sei er nachts immer in ein Haus marschiert und habe das Futter der dort heimischen Katze aufgefressen - bis die Hausbesitzerin feststellte, dass es nicht ihre Katze war, die für die leeren Futternäpfe verantwortlich war. "Er hat sich ganz toll entwickelt", sagt die Tierheimleiterin. "Er hat jetzt auch Paten, die ihn immer streicheln und bürsten."

Manuela Ravara leitet das Tierheim in Gelting. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Josefa-Burger-Tierheim Gelting ist seit 1994 Teil des Tierschutzvereins Wolfratshausen-Geretsried und Umgebung. Ungefähr 40 Tiere befinden sich zurzeit auf dem Gelände der Anlage am Rande des Industriegebiets. Ravara berichtet von den unterschiedlichsten Gründe, weswegen Tiere abgegeben werden - von Allergien und Krankheiten über Umzug oder Tod eines Haustierhalters zu schlichtweg rücksichtlosen Besitzern. In Gelting werden Ziegen, Tauben, Gänse, Hunde und vor allem Katzen betreut. Kleintiere gebe es im Moment nicht: "Alle vermittelt."

Katzen bilden die größte Gruppe im Geltinger Tierheim. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Vermitteln von Tieren an geeignete neue Besitzer ist eine Aufgabe, die Ravara sehr ernst nimmt. Nachdem sich ein Interessent gemeldet hat, prüfe sie genau, ob dieser sich wirklich für das Haustier eigne. Wie sieht die Wohnsituation aus? Wie viel arbeitet der potentielle Besitzer? Sind Kinder im Haushalt? "Man muss schon schauen, ob es passt", sagt die Leiterin. Doch selbst wenn ein Tier aus dem Heim entlassen werde, bleibe der Tierschutzverein offiziell immer der Eigentümer. "So haben wir eine schützende Hand darauf", erklärt sie. Bis heute habe die Vermittlung jedoch fast immer einwandfrei funktioniert - in 28 Jahren musste nur einmal ein Tier aus dem neuen Zuhause zurückgeholt werden.

"Das ist die Villa Kunterbunt", sagt Ravara und zeigt auf drei mit bunten Katzen bemalte Häuschen. Darin sowie im Garten daneben leben verwilderte Schottenkatzen. Die Tiere seien aufgrund schlechter Erfahrungen sehr menschenscheu und versteckten sich. "Da darf auch absolut keiner rein", betont die Leiterin. "Damit die Katzen einfach ihr Leben leben können." Denn nicht alle Tiere sind zu vermitteln. Viele - darunter auch die Schottenkatzen - bleiben für den Rest ihres Lebens in Gelting. Ob das an ihren Verhaltensauffälligkeiten, dem zu hohem Alter oder einem zu großen "Wehwehchen", wie Ravara sagt, liegt, sei egal. Um Tieren ein Zuhause zu geben: "Dazu ist ein Tierheim ja da."

Zu der Anlage gehören auch reichlich Freiflächen. (Foto: Manfred Neubauer)

Von dem Haustier-Boom der Corona-Pandemie habe sie nichts mitbekommen, sagt die Leiterin. Weder hätten die Anfragen nach Vermittlungen zugenommen noch sei auch nur ein Haustier wegen des Ende des Lockdowns abgeben worden. "Auf dem Land ist das alles anders", sagt Ravara. In Großstädten wie München sehe es schlechter aus. "Da haben die Tierheime Probleme." Gelting sei ganz normal besetzt. Allein der Zugang für Besucher und der monatlich im Tierheim abgehaltene "Kaffeetreff mit Fundgrube" waren zeitweise von der Pandemie betroffen.

Kosten fallen laut Ravara vor allem für Futter und tierärztliche Behandlungen an: Impfungen, Entwurmungen und Kastrationen. Und vor allem besondere Operationen, wie die anstehenden Hüft-OP von drei ehemaligen Wachhunden, hätten ihren Preis - "3000 bis 5000 Euro für eine Hüfte". Aber auch Heizung und warmes Wasser würden natürlich benötigt. Die Finanzierung des Tierheims laufe über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Patenschaften. Zudem unterstütze die Pauschale der Kommunen von 50 Cent pro Einwohner die Einrichtung. "Ein Euro wäre natürlich auch schön", sagt Ravara. Probleme werde es aber auch im Winter bei steigenden Energiepreisen nicht geben. Wozu hat man denn auch eine Solaranlage auf dem Dach?

Ganz allein kümmert sich Ravara nicht um die Tiere. Sie wird unterstützt von einer 400-Euro-Kraft während der Öffnungszeiten und einer weiteren Teilzeitangestellten. Außerdem gibt es sechs feste "Gassigeher" und ein paar weitere ehrenamtlich Engagierte. "Das hat hier alles einen geregelten Ablauf", sagt sie. Die Menschen, die für die Tiere sorgen und die Tagesabläufe seien seit Jahren die Gleichen: "Damit die Tiere das einfach wissen." Auch Paten für unvermittelbare Tiere gebe es. Sie unterstützen ihre Schützlinge finanziell oder mit Streicheleinheiten.

Ravara hat es sich zur Aufgabe gemacht, für besitzlose Tiere zu sorgen. Sie will es ihnen "so schön wie möglich machen". Der Sonnenschirm im Gehege der 20-jährigen tauben und blinden Katze Trixi, die Fußbodenheizungen in den Katzenhäusern und der große Hundeauslauf mit Agility-Park belegen es.

www.tierheim-gelting.de/

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