Testphase:Penzberg will's versuchen

Lesezeit: 2 min

Stadtbus soll für Schüler gratis sein. Ordnungsamt warnt vor Mehrkosten

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Kurz den Schülerausweis gezückt, und schon ist die Fahrt mit dem Penzberger Stadtbus kostenlos im kommenden Jahr. Zumindest für sechs Monate. So lange soll das neue Angebot getestet werden. Das hat der Stadtrat mehrheitlich beschlossen. Die Gratisfahrten könnten die Kommune allerdings noch teuer zu stehen kommen. Denn der Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) fürchtet, dass mehr Kinder und Jugendliche durch die kostenlosen Fahrten angelockt werden könnten, somit mehr Busse samt Fahrer eingesetzt werden müssten. Diese Mehrkosten muss die Stadt übernehmen.

Der Vorschlag, alle Schüler kostenlos zu befördern, geht auf einen Antrag von Michael Kühberger (FLP) zurück. Allerdings sah es zunächst nicht gut für sein Ansinnen aus. Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann wie auch der RVO warnten vor diesem Schritt. RVO-Niederlassungsleiter Richard Kreutzer erklärte schriftlich, dass erhebliche Mehrkosten zu erwarten seien. Da die Busse schon jetzt zu den Hauptverkehrszeiten an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen seien, müssten bei zusätzlichen Fahrgästen drei weitere Busse mit Fahrern bereitgestellt werden. Laut RVO belaufen sich dafür die Mehrkosten auf 270 000 Euro. Diese müsste Penzberg übernehmen, das Stadtbus-Defizit würde sich verdoppeln. Kreutzer betonte ferner, dass es schwierig sei, überhaupt Busfahrer zu finden.

Ein Teil der Penzberger Schüler darf schon jetzt kostenlos den Bus nutzen, etwa Grundschüler, die zwei oder mehr Kilometer von ihrer Schule entfernt wohnen. Derzeit fahren aufgrund dieser Kilometerregelung 120 bis 130 Schüler kostenfrei. Im Jahr 2019 sollen nun alle Schüler den Bus gratis nutzen können, auch wenn sie sozusagen bei ihrer Schule ums Eck wohnen. Die Ausarbeitung der Details überließ der Stadtrat dem Ordnungsamt.

Holzmann hatte in der Sitzung seine Bedenken dargelegt - und zunächst schien ihm der Stadtrat auch bis auf wenige Ausnahmen zu folgen. Der Ordnungsamtsleiter verwies darauf, dass 40 Prozent der Einnahmen aus der Busbeförderung aus dem Schülerverkehr stammen. Diese Einnahmen fallen weg.

Holzmann hatte ursprünglich vorgeschlagen, eine Zehner-Karte für die Schüler einzuführen, damit nicht etwa 700 bis 900 Schüler im Monat Einzelfahrkarten in den Bussen kauften, wie es momentan der Fall sei. Dadurch käme es zu erheblichen Verspätungen auf den Stadtbus-Linien, argumentierte Holzmann. Sollten tatsächlich künftig mehr Kinder und Jugendliche den Bus nutzen, angelockt durch die Gratisfahrten, müssten die Busse morgens wohl zweimal fahren. Ansonsten sei die schiere Menge an Fahrgästen nicht zu bewältigen, warnte er. Durchsetzen konnte sich der Ordnungsamtschef nicht. "Jetzt machen wir wieder eine Lex Penzberg", grummelte er.

Letztlich schlug Stadtrat Hardi Lenk (SPD) vor, einen Testlauf für ein halbes Jahr zu wagen. Man könne dann immer nochmals im Gremium beratschlagen, sollten tatsächlich drei weitere Busse eingesetzt werden müssen. "Was ich nicht glaube", sagte Lenk. Während Adrian Leinweber (SPD) vorschlug, das neue Angebot für alle Schüler von Februar bis Ende des Schuljahres 2019 laufen zu lassen, favorisierte Holzmann einen Beginn nach den Weihnachtsferien, also am 7. Januar kommenden Jahres.

Gegen die Stimmen von Johannes Bauer, Klaus Adler (beide Grüne), Reinhard Mende (BfP) sowie Susanne Meindl und Markus Bocksberger (beide SPD) sprach sich die Mehrheit im Stadtrat für den Testlauf aus.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: