Das Oberland ist gleich dreimal vertreten:Von jung bis jung geblieben

Lesezeit: 2 min

Tassilo-Preisträgerin, die Bildhauerin Antonia Leitner. (Foto: Johannes Simon)

Ein Nachwuchs-Tassilo für die Bildhauerin Antonia Leitner, einer für das Multitalent Heini Zapf und einer fürs Lebenswerk der Gisela Geiger.

Von Susanne Hauck, Bad Tölz-Wolfratshausen/Penzberg

Drei Tassilo-Preise sind diesmal in das Berichtsgebiet der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen gegangen. Eine bemerkenswerte Bilanz, zeigt sie doch, wie groß die Kreativität und die Schaffenskraft in der Region ist. Die erste Laudatio des Abends galt Antonia Leitner, die den Förderpreis für junge Künstler erhielt. Die Bildhauerin aus Bad Tölz verzauberte das Publikum mit einem Einblick in ihr Atelier. Ein Video-Einspieler zeigte ihr Meisterwerk "Apate", die Täuschung, nach einer Dämonin der griechischen Mythologie. Eine sich vielfach spiegelnde Plastik aus Edelstahl und Bronze, die je nach Perspektive schwebt, schmilzt, größer und kleiner wird. Dazu taucht der Betrachter selbst in diesem Zerrspiegel auf. "Eine Fata Morgana, ein Spiel mit Wirklichkeit und Irrealität", erklärte Leitner dazu, die im Film mit Schweißerbrille und Hitzeschutzkleidung einen überraschend handfesten Eindruck ihrer Arbeit gab.

Hartes Handwerk ist die Grundlage der Kunst von Antonia Leitner - hier beim Gießen. (Foto: Johannes Simon)
Einlage des Preisträgers: Heini Zapf mimt den Vorstadt-Macker. (Foto: Robert Haas)

Die gediegene Stimmung der Kulturveranstaltung mischte Preisträger Heini Zapf schnell mit einer lockeren Einlage auf. Der Musiker und Kabarettist, Tanzmeister, Regisseur, Klarinette-, Hackbrett- und Gitarrenlehrer nahm das Publikum auf eine Zeitreise in seine Jugend in den Siebzigern mit. Zapf legte die Brust unter der Lederjacke frei, steckte sich die Sonnenbrille auf die Nase und machte auf cooler Vorstadt-Macker inklusive akustisch perfekt imitiertem Motorradwettrennen zwischen einer "Fuffzger" und einer Harley. Eigentlich hätte er wegen der Lautstärke lieber die Trompete gelernt, hatte er vorher mit verschmitztem Lächeln gestanden, schon weil dies seinem natürlichen Drang zu Selbstdarstellung mehr entsprochen hätte. Aber Zapf ist im Herzen ein bescheidener Mensch. "Wenn die Kinder nachher kommen und sagen, Herr Zapf, das war so eine tolle Stunde", antwortete der langjährige Musiklehrer am Gymnasium Geretsried auf die Frage nach dem berührendsten Feedback in seiner Laufbahn.

Von wegen kulturelle Rente - Gisela Geiger kuratiert gerade die nächste Ausstellung. (Foto: Johannes Simon/Johannes Simon)

Der letzte Tassilo-Preis des Abends wurde für das Lebenswerk vergeben. Begleitet von langem und herzlichem Beifall des Publikums ging er an Gisela Geiger, der es zu verdanken ist, dass das Städtchen Penzberg über die größte Campendonk-Sammlung der Welt verfügt. Viele Jahre hat sie hart dafür gekämpft, dass die Bilder von Heinrich Campendonk, dem Jüngsten der Künstlergruppe "Blauer Reiter", dauerhaft zu sehen sind. Zwar ist die Museumsleiterin mittlerweile im Ruhestand. Dass die sehr jugendlich wirkende Geiger mit ihrem frischen Geist aber mal die Lust auf Kultur verlieren könnte, ist zum Glück nicht zu erwarten. So war sie nur einen kleinen Moment lang verblüfft über die Frage des Moderators, ob sie denn jetzt in die kulturelle Rente gehen würde. Schlagfertig antwortete Geiger, dass sie doch gerade dabei sei, die nächste Ausstellung zu kuratieren.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: