Szyszkas Klassiker:Bestseller auf Blockflöte

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Der südafrikanische Blockflöten-Virtuose Stefan Temmingh und die deutsche Cembalistin Wiebke Weidanz spüren in Iffeldorf den Gründen für Corellis unglaublichen Erfolg nach

Von Reinhard Szyszka

Ein Vielschreiber war er nicht, ein Schnellschreiber wohl auch nicht, der italienische Komponist Arcangelo Corelli (1653-1713). Gerade einmal 72 Werke hat er publiziert, fein säuberlich auf sechs Opusnummern zu je zwölf Einzelwerken aufgegliedert. Opus 1 bis 4 bestehen aus jeweils zwölf Triosonaten, Opus 5 aus zwölf Solosonaten und Opus 6 aus zwölf Concerti Grossi - man bekommt den Eindruck einer äußerst systematischen, fast ein wenig pedantischen Vorgehensweise. Und dennoch: Diese wenigen Werke machten Furore in der musikalischen Welt. Corelli war der Bestseller-Komponist schlechthin; die Verleger rissen dem Meister die Noten förmlich aus der Hand, und überall in Europa wurden seine Werke nachgedruckt. Bis 1800 sind nicht weniger als 213 Auflagen erschienen, die zahllosen Raubdrucke gar nicht mitgerechnet.

Der südafrikanische Blockflöten-Virtuose Stefan Temmingh und die deutsche Cembalistin Wiebke Weidanz spüren in Iffeldorf den Gründen für diesen unglaublichen Erfolg nach. Es waren ja nicht nur die ausübenden Musiker, die Corellis Werke kauften, sondern auch und gerade die Komponisten - im 18. Jahrhundert gab es da ohnehin nicht den großen Unterschied. So wirkte die Musik des Meisters stilprägend auf die nachfolgenden Generationen. Georg Friedrich Händel, der auf seiner Italienreise Corelli noch persönlich kennenlernen durfte, behielt sein Leben lang eine tiefe Verehrung für den älteren Meister. Auch Johann Sebastian Bach, der nie über Norddeutschland hinausgekommen war, studierte Corellis Werke und schrieb eine Orgelfuge über ein Corelli-Thema. Selbst im fernen Schweden war Corelli bekannt, und der Komponist Johan Helmich Roman, genannt "der schwedische Händel", war ein Corelli-Fan.

Ein Wort noch zum Instrumentarium. Corelli war ja Geiger, kein Flötist, und seine Werke sind für Streichinstrumente geschrieben. Doch das sah man in der Barockzeit noch nicht so eng. Ob Geige, ob Oboe oder eben Blockflöte - jedes Instrument, das schön klang und den erforderlichen Tonumfang hatte, konnte hergenommen werden. Und so ist es kein Stilbruch, wenn Stefan Temmingh Corelli auf der Blockflöte spielt. Spätere Meister wie Vivaldi haben sogar Blockflöten-Sonaten im Corelli-Stil komponiert; auch davon wird in Iffeldorf ein Beispiel zu hören sein. Blockflöte und Cembalo - das ist alles, was man braucht, um die Vielfalt des Erbes von Corelli zu zeigen. Jedenfalls wenn solche Könner wie Stefan Temmingh und Wiebke Weidanz am Werk sind.

Samstag, 10. Dezember, Gemeindezentrum Iffeldorf, Einführungsvortrag 18 Uhr, Konzertbeginn 19 Uhr, Karten zu 30, 25 und 22 Euro über www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de, Tel. 08856/36 95, in den Buchhandlungen Rolles (Penzberg) und Winzerer (Bad Tölz) und über München Ticket

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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