SZ-Adventskalender:Kleiner Trost in großer Not

Lesezeit: 4 min

Mit den Spenden der SZ-Leser sind bedürftigen Menschen und sozialen Verbänden auch in den vergangenen Monaten wieder kleine und große Wünsche erfüllt worden

Von Claudia Koestler

Die Auslagen der Geschäfte machen es bereits seit Wochen unmissverständlich klar: Der Advent und die Weihnachtszeit sind nicht mehr weit - und damit für viele Menschen die schönsten Wochen des Jahres. Sie kommen mit ihren Familien zusammen, beschenken sich und lassen es sich gut gehen. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass trotz des offensichtlichen Wohlstands in der immer beliebter und immer teurer werdenden Region Bad Tölz-Wolfratshausen viele Frauen und Männer, Kinder und Senioren abseits stehen müssen, wenn die anderen feiern und fröhlich sind. Es fehlt ihnen oft schlicht das Geld, um sich und ihren Nächsten eine Freude zu machen. Viele sind einsam, manche auch krank. Der "Adventskalender für gute Werke" der Süddeutschen Zeitung steht diesen Menschen in Not seit vielen Jahren beiseite. Heuer gibt es die Spendenaktion zum 71. Mal. Auch im vergangenen Jahr waren die Leser wieder sehr spendabel. Insgesamt kamen rund 7,2 Millionen Euro zusammen. Das Geld wurde für Einzelschicksale aufgewendet oder floss zur Unterstützung an soziale Verbände.

Dank der Spenden der Leser konnte der SZ-Adventskalender zum Beispiel heuer dem Eurasburger Inselhaus bei der dortigen tiergestützten Pädagogik helfen. Zäune und Koppeln für die heilpädagogischen Pferde und das Ziegengehege waren marode und mussten saniert werden. Inzwischen können die Tiere dort wieder Ruhe finden, nachdem sie ihrerseits Kindern geholfen haben.

Demenzpatienten im Kreisklinikum Wolfratshausen wiederum freuten sich in diesem Jahr über einen Mobilisierungsstuhl, der ihnen zum Beispiel nach einer Operation hilft, die Motorik zu verbessern und nicht zu stolpern. Gemeinsam mit den Freunden der Kreisklinik unterstützte der SZ-Adventskalender die Anschaffung. Die Behinderten- und Versehrtensportgruppe Lenggries wiederum freute sich über neue Sport- und Fitnessgeräte, die Selbsthilfegruppe der Hörgeschädigten im Oberland konnte die lange schon benötigte Mobile Akustikanlage für Hörgeräte heuer mithilfe der Spende anschaffen.

Tiergestützte Pädagogik ist ein wesentliches Element der Arbeit der gemeinnützigen Inselhaus-Kinder- und Jugendhilfe. Der SZ-Adventskalender hat das Projekt mit einem größeren Betrag unterstützt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Doch nicht nur Verbände und Organisationen profitieren vom SZ-Adventskalender, auch einzelnen Personen kann darüber schnell und unbürokratisch geholfen werden. So wie etwa jenem 46-jährigen Mann, der sich nach einer schwierigen Scheidung plötzlich in der Situation wiederfand, für seine Kinder alleine sorgen zu müssen. Und das nach einem schweren Schicksalsschlag, den die Familie bewältigen musste: Der Zweitgeborene starb im Alter von zwei Jahren an einem angeborenen, nicht behandelbaren Herzfehler, bevor er ein Spenderherz erhalten konnte. Es folgten drei weitere, gesunde Kinder, für die der 46-Jährige bereits liebevoll sorgte, als die Mutter kurzerhand die Familie verließ. Seither versuchte der alleinerziehende Vater, den Kindern eine behütete Kindheit und Jugend zu bieten - eine Aufgabe, die all seine Kräfte forderte und die letztlich zu einem Burn-Out führte. Nach Krankenzeit und Rehabilitation in einer psychosomatischen Klinik und auch nach dem Wiedereinstieg in den Beruf blieb die finanzielle Lage angespannt, große Anschaffungen waren nicht drin. Das Geld für einen Trockner erhielt er vom SZ-Adventskalender. "Das mag jetzt nach einem Mann klingen, der den Haushalt nur mit Geräten wuppen kann, aber der Trockner erleichterte mir wirklich täglich das Leben", freute er sich.

Luisa F. (Name geändert) kannte so etwas wie einen Alltag nicht mehr. Trotz Dutzender Zeugen und mitten im Tageslicht zielte ein Mann mit einer Waffe auf ihren Vater, drückte ab - und verletzte ihn tödlich. Ein politisches Attentat, das die junge Nigerianerin zur Flucht trieb. "Ich bin um mein Leben gelaufen", sagt sie. Doch auch bei Verwandten war sie nicht mehr sicher, und so trat Luisa den Weg an, der immer weiter weg führte - bis nach Libyen, ohne Geld, ohne Kontakte, ohne Wissen, wie es nun für sie weitergehen sollte. Von Männern wie Freiwild behandelt, wurde Luisa ungewollt schwanger, obendrein schwer krank flüchtete sie sich in eines der Schlauchboote, die von der libyschen Küste nach Italien trieben. Die Überfahrt dauerte Tage, ohne Wasser, ohne Nahrung, ehe sie gerettet werden konnte. Der Junge, den sie zur Welt brachte, ist schwer behindert, eine Hoffnung auf Besserung oder gar ein selbständiges Leben gibt es für ihn nicht. Und doch musste Luisa, inzwischen in Bayern angekommen, einen Alltag in dem ihr fremden Land bewältigen. Das gelingt ihr nun wesentlich leichter, seit sie dank der Leserspenden ein Fahrrad hat, mit dem sie zum Arzt, zum Einkaufen und zu Sprachkursen fahren kann.

Mit Hilfe der Spenden von SZ-Lesern konnte in der Wolfratshauser Klinik ein Mobilisierungsstuhl für Demenzpatienten angeschafft werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine alleinerziehende Mutter aus dem Landkreis hingegen kämpft seit Jahren schon tapfer gegen den Krebs, damit sie weiter für ihren kleinen Sohn sorgen kann - und brauchte dazu heuer materielle Hilfe. Ein großer Wunsch war lange schon unerfüllt geblieben, bis die Leser der SZ aktiv wurden: Spielzeug für den Bub, das ihm nun etwas Trost und Ablenkung schenkt.

Der erste Eindruck auf Olaf Sch. (Name geändert) täuscht viele: Der 55-Jährige wirkt mit seiner großen Statur wie ein Bär, den so schnell nichts umhaut. "Aber es gibt eben diesen Unterschied zwischen dem, was man sieht und was dahinter steckt", weiß er. Was das Auge aber nicht sieht: Mehrere tückische Erkrankungen, darunter Krebs, Arthrose und Hepatitis, zerfressen ihm nach und nach die Gelenke, inzwischen hat der Mann zahlreiche Operationen hinter sich und diverse künstliche Teile im Körper. Ohne Schmerzmittel geht bei ihm nichts mehr. Sein größter Wunsch? "Natürlich ist das Gesundheit, aber die kriege ich nicht mehr". Geholfen hat ihm allerdings eine neue Matratze, die eine alte, dünne und durchgelegene Rollmatratze ersetzt und ihm nun erstmals seit Jahren wieder schmerzfreie Nächte bereitet. Das Geld dafür stammt vom SZ-Adventskalender, für Olaf Sch. ein großes Glück: "Ich möchte einfach Danke sagen, von ganzem Herzen."

Eine unfassbare Kindheit und Jugend musste eine 32-Jährige aus dem Landkreis erdulden: Sie und ihre Schwestern wurden jahrelang vom Vater gequält. Das Trauma ist bis heute so groß, dass die Frau nicht mehr arbeiten kann und nach dem Selbstmordversuch eine Therapie absolviert. Auch wenn sie etwas Geld vom Opferausgleichsfond erhält, so reichen ihre finanziellen Mittel nur knapp für das Nötigste. Dass sie sich dank der Großzügigkeit der Leser im vergangenen Winter mit warmer Kleidung eindecken konnte, rührte die 32-Jährige zu Tränen. "Ein Gefühl der Geborgenheit, das ich eigentlich nicht kenne", beschrieb sie. "Es ist wie ein warmer Mantel, dass es da draußen Menschen gibt, die bereit sind, anderen zu helfen", beschreibt sie.

Der SZ-Adventskalender möchte auch diesmal wieder Menschen im Landkreis unterstützen, zugleich aber auch wohltätige Verbände und Organisationen wie beispielsweise die Caritas, an die sich Hilfesuchende in ihrer Not wenden. Wir bitten daher Leser auch in diesem Jahr um eine Spende. In den kommenden Wochen wird die Lokalausgabe Bad Tölz-Wolfratshausen wieder über Menschen berichten, die Mitgefühl benötigen. Damit nicht genug: Sie brauchen auch Geld, um durch den Alltag zu kommen und sich hin und wieder eine kleine Freude leisten zu können. Doch das, was zurückkommt, ist unbezahlbar.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: