Streit um Bauvorhaben:Es fehlt nur noch die Unterschrift

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Viele Wolfratshauser wollen den Park an der Kreisklinik erhalten und sammeln dafür Unterschriften. (Foto: privat)

Der Landkreis und die Schütz-Gruppe stehen kurz davor, den Vertrag über den Neubau einer Tagesklinik neben dem Wolfratshauser Kreiskrankenhaus zu unterzeichnen. Doch viele Bürger wollen den Park erhalten

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Während der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die Münchner Schütz-Gruppe kurz vor der Vertrags-Unterzeichnung zum Bau einer zusätzlichen Tagesklinik auf dem Gelände der Wolfratshauser Kreisklinik stehen, fordern zahlreiche Bürger stattdessen den Erhalt des Krankenhaus-Parks. Ein kleine Gruppe von Anwohnern hat innerhalb von knapp zwei Wochen 820 Unterschriften "zur Rettung des Parks" gesammelt und will diese nun an Landrat Josef Niedermaier (FW) übergeben. Der zeigt sich unbeeindruckt und hält an den solcherart kritisierten Plänen für die Klinik fest.

Wer das Projekt bekämpfe, der bekämpfe auch die Kreisklinik, sagte Niedermaier am Mittwoch. Der Landkreis bemüht sich seit mehr als zwei Jahren darum, seinem Krankenhaus ein weiteres Gebäude zur Seite zu stellen, um so mehr Patienten zu gewinnen und den seit 2013 defizitären Klinik-Betrieb langfristig zu sichern. Erst war von einem OP-Zentrum für Belegärzte und von einem Ärztehaus mit Facharzt-Praxen die Rede, inzwischen soll vor allem eine psychiatrische Tagesklinik entstehen, wie sie der Bezirk Oberbayern als Träger für dringend notwendig erachtet. Der Bezirk wolle seine Tagesklinik nur am Standort eines bestehenden Krankenhauses schaffen, sagt Niedermaier. In dem Neubau werde die Tagesklinik der Hauptmieter sein, dazu kämen Arztpraxen, wie sie die Schütz-Gruppe schon präsentiert habe.

Denn errichten wollen das Haus weder der Bezirk noch der Kreis, der von Anfang an nach einem privaten Investor suchte und bei der Schütz-Gruppe gelandet war, die schon mehrere ähnliche Vorhaben verwirklicht hat. Der Kreistag hat schon im Oktober hinter verschlossenen Türen den Grundsatzbeschluss gefasst, den kreiseigenen Grund langfristig in Erbbaurecht an diesen Investor zu vergeben. Weitere Gremien-Beschlüsse seine dazu nicht nötig, sagt Niedermaier. Der Vertrag könne unterzeichnet werden, sobald der Investor die nötigen Mieter vorweisen könne. Entscheidend wird dafür die Sitzung des staatlichen Krankenhausplanungsausschusses am 18. Mai sein. Der Unterausschuss Psychiatrie hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums die Ansiedlung der Tagesklinik in Wolfratshausen bereits empfohlen.

Die Nachricht von einer womöglich bevorstehenden Vertragsunterzeichnung ist auch zu den Anwohnern durchgedrungen, die sich um den Klinik-Park als eine der wenigen öffentlichen Grünflächen im immer dichter bebauten Wolfratshausen sorgen. Die Gruppe um ihren Sprecher Hermann Böcking hatte Mitte April angekündigt, Unterschriften für den Erhalt des Parks zu sammeln und ist laut Böcking von der Resonanz nahezu überwältigt. Viele Menschen aus Wolfratshausen, aber auch aus dem gesamten übrigen Landkreis hätten sich gemeldet. Manche hätten selbst ganze Straßenzüge mit den Unterschriftenlisten abgeklappert, die auch in Geschäften, Apotheken und Arztpraxen auslagen. Beim Zusammenzählen wurden laut Böcking "die Augen immer leuchtendender": Über 820 Stimmen könne man nun nicht einfach so hinweggehen, sagt er - zumal sie von Kreisbürgern und also von Mit-Eigentümern des Grundstücks kämen, auf dem sich Patienten ebenso erholten wie Wolfratshauser, die dort ihre Yoga-Übungen absolvierten oder mit den Kinder spielten. Sollte der Neubau auf der Wiese im Winkel zwischen dem einstigen Klinik-Gebäude und dem jetzigen Hauptgebäude wirklich errichtet werden, so könne danach von einem echten Park keine Rede mehr sein.

Ein so überwältigendes Ergebnis von 820 Unterschriften innerhalb von 13 Sammel-Tagen müsse nun eine öffentliche Diskussion zur Folge haben, sagt Böcking. Dem Landkreis "stünde es gut an, wenn der kreiseigene Park nicht betriebswirtschaftlichen Zwängen unterworfen würde". Auf Niedermaiers gesundheitspolitische Argumentation zur Zukunft der Kreisklinik will sich Böcking nicht einlassen. Der Landrat wiederum räumt ein, dass die psychiatrische Tagesklinik wirtschaftlich völlig getrennt von der Kreisklinik bliebe. Die Hoffnung sei, dass deren Patienten, die eine stationäre Versorgung brauchen, ins Nachbarhaus überwiesen werden.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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