Stiftung Kunst und Natur:Das große Kino der Nacht

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Raoul Schrott leuchtet im Langen Haus die Sternenhimmel unterschiedlicher Kulturen aus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Fest "Sternenhimmel der Erde" geht es diesmal um die Mythen der Bororo und der Araber. Und um Frauen im Universum.

Von Stephanie Schwaderer, Bad Heilbrunn

Beim Blick in den Sternenhimmel kann es einem schwindlig werden. Ein bisschen ähnlich ist die Wirkung beim Blick ins Programm der Stiftung Kunst und Natur in Nantesbuch. "Sternenhimmel der Erde - Panoramen der Nacht" hat sie ein Fest überschrieben, das Teil eines mehrjährigen Großprojekts ist und an diesem Freitag und Samstag, 16. und 17. September, im Langen Haus auf Gut Karpfsee (Gemeinde Bad Heilbrunn) gefeiert wird. Im Zentrum stehen diesmal die Sternenhimmel der Bororo (ein indigenes Volk in Brasilien) und der Araber.

Den Eröffnungsvortrag hält der Schriftsteller und Publizist Michael Krüger. Über die Frauen im Universum diskutieren die Astrophysikerinnen Sibylle Anderl und Felicitas Mokler und die Präsidentin der European Society for Literature, Science and Arts Europe Aura Heydenreich. Dazu gibt es szenische Lesungen mit Bibiana Beglau, Lisa Bitter, Sophie von Kessel, Lilith Stangenberg, Götz Otto und David Zimmerschied sowie DJ-Sets von Charlotte Bendiks und DJ Nomad.

Das Projekt "Sternenhimmel der Menschheit" ist auf vier Jahre angelegt. "Ob Kirkuk vor 5000 Jahren, Peking zur Zeit der kaiserlichen Dynastien, Grönland, Timbuktu, Tahiti, Cusco oder Nantesbuch - in allen Kulturen richtet sich der Blick der Menschen Nacht für Nacht zu den Sternenhimmeln", erklären die Kuratoren. Was jedoch kaum jemand wisse: "Jede Kultur sieht andere Bilder und Figuren."

Wie die unterschiedlichen Sternbilder aussehen und welchen Einfluss sie auf die verschiedenen Kulturen haben, erörtert Raoul Schrott gemeinsam mit Experten und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt. Er sagt: "In einer Zeit vor der Schrift war unser Sternenhimmel ein Kino der Nacht." Das größtmöglich denkbare und zugleich für Menschen auf aller Welt gleichermaßen wahrnehmbare Naturphänomen - der Sternenhimmel - habe seit jeher als Projektionsfläche für die Kulturen der Menschheit gedient, in der sie ihre Mythen, Wertvorstellungen und Lebensbilder abbilde. Das weltumspannende Netz der Sterne sei damit zugleich "eine globale Karte kultureller Menschheitsgeschichte".

17 kulturelle Sternenhimmel und die damit verbundenen Erzählungen und Mythen will Schrott erschließen und in einer Publikation dokumentieren, die voraussichtlich 2024 erscheint. Begleitet wird das Vorhaben durch illustrierte Karten, welche die Zeichnerin Heidi Sorg gemeinsam mit dem Literaturwissenschaftler und passionierten Sternebeobachter Christian Weiblen in ständigem Austausch mit dem Autor anfertigt. Die Stiftung Kunst und Natur verantwortet die Publikation und bietet ein umfangreiches Begleitprogramm.

Wer sich einfach wieder einmal grob in seinem Leben orientieren möchte, sollte sich den letzten Programmpunkt des Fests am Samstag vormerken: 21 Uhr, Blick in die Sterne.

Eine interaktive Website mit zahlreichen Interviews und Gastbeiträgen gibt es unter sternenhimmel-der-menschheit.de , alle Infos zum Programm unter kunst-und-natur.de

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