Starnberger-See-Westufer:Nur keine Routine

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Bei den "Offenen Ateliers" zeigen Künstler ihre Arbeiten heuer auch in eigenen Galerien, einem alten Industriebau und in einem Wohnwagen

Von Katja Sebald, Starnberg

Mit einigen Überraschungen warten die Künstlerinnen und Künstler der Gruppe "Offene Ateliers" auf, die Besuchern zum 22. Mal die Möglichkeit geben, in Starnberg, Pöcking und Feldafing Kunst am Ort ihres Entstehens zu besichtigen. Einige von ihnen haben wieder Gastaussteller eingeladen, sodass insgesamt 18 Positionen aus den Bereichen Malerei und Bildhauerei, Fotografie, Keramik, Druckgrafik und Zeichnung an 13 Orten zu sehen sind. Während manche Künstler ihre Ateliertüren öffnen und sich bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen, präsentieren sich andere in zuweilen höchst ungewöhnlichen Raumsituationen.

Die Fotokünstlerin Marlen Peix etwa ist Gastausstellerin und Gastgeberin zugleich: Sie hat ihre Galerie "Kunstsalon 5" für die Malerin Ina Kohlschovsky geöffnet, deren beinahe fotorealistische Gemälde nun in einen ausgesprochen interessanten Kontrast zu den - in ihrer Unschärfe geradezu malerisch wirkenden - Fotoarbeiten von Marlen Peix treten. Im Garten hat Katharina Kreye ein bezaubernd altmodisches, winziges Camping-Atelier geparkt, in dem sie ihre auf Postkarten und in kleine Büchlein gedruckten "speziellen Allgemeinheiten" zeigt. Auch die mit Zeichnungen von Hunden gefüllten Skizzenbücher von Bettina Tratzmüller haben dort ein temporäres Zuhause gefunden.

Kunst im Wohnwagen präsentiert Katharina Kreye. (Foto: Arlet Ulfers)

Bereits zum zweiten Mal bespielen die Malerin Susanne Mansen und die Keramikerin Ute Beck ein aufgelassenes Industriegebäude hinter dem Possenhofener Bahnhof: Auf drei Stockwerken aus grauem Beton und altem Holz setzen sie ihre Arbeiten in Szene. Ute Beck zeigt Keramikvasen, deren organisch anmutende Formen auf spannende Weise mit ihren metallisch glänzenden Oberflächen kontrastieren. Von Susanne Mansen sind neue Arbeiten auf Leinwand zu sehen, in denen ihr gewohntes Personal aus wundersamen Tiermenschen und Menschentieren wie in einem Fortsetzungsroman auftritt. Es gibt auch gestickte Bildgeschichten und kleine Tuschezeichnungen mit subtilen Farbverläufen auf textilem Untergrund. Und wie immer sind auch einige Keramikobjekte von beide Künstlerinnen dabei.

In Starnberg öffnet die Malerin Ulrike Prusseit ihre Ateliertüren und stellt mit der Künstlerin Siyoung Kim aus. Ursula Steglich-Schaupp ist von Possenhofen nach Starnberg gezogen und lädt in ihr neues Atelier ein, Helga Henckmann zeigt ihre Bilder in Niederpöcking. Auch Annemarie Hahne ist wieder als Gastausstellerin dabei, diesmal in Söcking. Ebenfalls in Söcking präsentiert der Bildhauer Max Wagner die Installation "Selbstporträt mit guten Freunden" mit Arbeiten, die bis in das Jahr 1982 zurückreichen.

Im Atelier von Julius Wurst in Pöcking hingegen sind ausschließlich neue Arbeiten zu sehen, darunter ein ganzer Kosmos von Landschaftsbildern in Blau- und Grautönen. Holzbildhauer Johannes Hofbauer stellt in seinem Feldafinger Atelier mit der Papier- und Objektkünstlerin Anni Rieck aus, in Feldafing ist auch das Atelierhäuschen von Susanne Palme-Waldemer, die in diesem Jahr auch Fotografien zeigt. Und der 2010 gestorbenen Fotografin Barbara Niggl ist ebenfalls in Feldafing eine Ausstellung gewidmet.

Eine der wirklich großen Überraschungen aber ist das Atelier von Nataly Maier in der historischen Villa Linprun an der Weilheimer Straße. Von der lokalen Kunstszene bislang beinahe unbemerkt arbeitet die gebürtige Starnbergerin dort etwa die Hälfte des Jahres, in der anderen Zeit lebt sie in Mailand. Jetzt präsentiert sie eine Serie von Landschaftsbildern vom Starnberger See, die in ihrer Zurückhaltung geradezu atemberaubend sind. "La Bellezza del Poco", Schönheit des Wenigen oder des Minimalen, heißt ein Diptychon von Nataly Maier, in dem sie die Dürers "Vier Apostel" aus der Alten Pinakothek einzig und allein aus der Farberinnerung zu abstrakter Malerei umsetzte. Und genauso geht sie nun mit dem Blick über den Starnberger See oder mit anderen Landschaftseindrücken um: Sie werden zu so minimalistischen wie intensiven Farbkompositionen transformiert und verdichten in wenigen horizontalen Streifen eine ganze Jahres- oder Tageszeit, etwa die Lichtsituation über dem See an einem lauen Sommerabend oder das ganz bestimmte Gelbgrün, das es nur an einem Nachmittag im Spätfrühling gibt.

Natalie Meyer zeigt Bilder vom Starnberger See. Reproduktion: Arlet Ulfers (Foto: Arlet Ulfers)

Die Ateliers sind noch einmal am kommenden Samstag und Sonntag, 11. und 12. Mai, von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Alle Adressen mit Lageplan unter www.offene-ateliers-starnberg.de

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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