Starnberg:Findlinge und Farb-Räume

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Mariela Sartorius präsentiert "Geheime Zeichen der Natur"

Von Katja Sebald, Starnberg

Die Bilder von Mariela Sartorius entstehen aus der Stille heraus. Die Malerin findet ihre Inspiration auf langen, einsamen Waldspaziergängen. Und aus der Stille heraus, so scheint es, wollen auch ihre "Geheimen Zeichen der Natur", so der Titel ihrer Ausstellung im "Kunstkabinett Starnberg", betrachtet werden - was im Trubel der Vernissage am Freitagabend gar nicht so einfach war.

Zu leicht könnten eilige Betrachter das fragile, aber doch leise pulsierende Herz in den jüngsten Bildern von Sartorius übersehen. Die passionierte Fotografin hat ihre Kamera stets dabei, wenn sie im Wald auf der Suche nach "Wundern" ist: Das kann eine bizarr geformte Wurzel, eine schrundige Rinde oder eine Baumkrone sein, ein Astloch, ein Stein mit besonderer Oberflächenstruktur oder eine Blüte. Die Fotos, für die sie ohnehin sehr nah ans Motiv herangeht, werden dann am Bildschirm bearbeitet, Ausschnitte oft bis an die Grenze zur Abstraktion vergrößert. Das so entstandene Bild wird ausgedruckt, aufgeklebt und als Ausgangspunkt für die malerische Bearbeitung der Leinwand verwendet. Sie trete dabei in einen Dialog mit der Natur, sagt die Künstlerin, mit Stein, Rinde oder Wurzel. Konkret bedeutet das, dass sie das Fotomotiv mit Farbe und Pinsel, zuweilen auch mit Spachtel- und Strukturmasse gleichsam strahlenförmig zu den Bildrändern hin erweitert, wobei die Bearbeitung im Zentrum eher kleinteilig ist und nach außen hin ausläuft. Das ursprüngliche Fotomotiv wird teilweise übermalt, verfremdet und zuweilen auch umgedeutet.

Neben der Wurzel, die durch die malerische "Verlängerung" zur krallenbewehrten Klaue geworden ist, und dem Stück Holz, das als fliegender Drache erscheint, lassen sich auch ganze Flussläufe entdecken, ein Feuer, ein Auge oder eine Tierschnauze - aber eben nur, wenn so man nahe an ein Bild herantritt, dass man seine "geheimen Zeichen" lesen kann. Abgesehen von dieser als "Findlinge" überschriebenen Bildserie, die den weitaus größten Teil der Ausstellung einnimmt, gibt es weitere Arbeiten, die im Katalog als "Farb-Räume" bezeichnet sind und von vornherein abstrakt gedacht sind: Hier bearbeitet die Künstlerin ihre Leinwand großzügig und mit deutlich leichterer Hand mit breiten Pinseln, Spachteln und Rakeln. Sie nennt diese Bilder Versuche, "Landschaftsdarstellungen, Naturphänomene und dadurch hervorgerufene Emotionen gestisch darzustellen". Es sind reduzierte, harmonische und rhythmische Farbanordnungen, die durch Titel wie "Eisregen", "Polarlicht" oder "Blaueis" auf den Anlass ihrer Entstehung verweisen, aber auch ohne diesen Bezug zur Welt der Dinge bestehen könnten.

Sartorius wurde 1942 in München geboren, wo sie auch heute wieder lebt. Sie studierte Psychologie und fernöstliche Philosophie. Zur Malerei fand die ehemalige Journalistin und Buchautorin erst im Alter von über 70 Jahren, bekannt ist die bekennende Einzelgängerin unter anderem für Buchtitel wie "Die Hohe Kunst der Melancholie" und "Die Hohe Schule der Einsamkeit". Die Malerei bezeichnet sie nicht als Hobby, sondern als Beruf: "Ein Hobby habe ich noch nie gehabt. Alles, was ich je tat, war mehr als ein Hobby."

"Kunstkabinett Starnberg" : Ausstellung "Geheime Zeichen der Natur" von Mariela Sartorius; bis 2. April, Freitag 14 bis 19 Uhr, Samstag/Sonntag 11 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung, 089/33 22 62, Hanfelder Straße 82.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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