Starnbeger Filmfestival:Stars und wenig Kompromisse

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Das Festival setzt heuer auf schwere Stoffe

Von Gerhard Summer, Starnberg

Vielleicht ist das nicht die wichtigste aller Fragen, aber irgendwie interessierte sie einen im Vorfeld doch, die Frage, was Moderatorin Marieke Oeffinger bei der Eröffnung des 11. Fünfseenfestivals tragen würde. 2015 kam sie in einem weißen, mit rosa Bällchen getupften Kleid daher, 2016 im Zebra-Look. Am Donnerstagabend sollte sie in einer Abendrobe auf die Bühne tänzeln, so blau wie der vor der Schlossberghalle ausgerollte Teppich und hoffentlich auch wieder der Himmel über Starnberg.

Natürlich ist es fast schon grotesk, sich solche Gedanken zu machen, wenn der Auftakt dieses Großereignis naht. Denn eines kann man dem Fünfseen-Festival bestimmt nicht vorhalten: dass es oberflächlich ist, Moden hinterherläuft oder auf leichte kommerzielle Filmchen setzt. Nein, seinem Gründer, dem Breitwand-Kino-Chef Matthias Helwig, kommt es auf die großen und schweren Stoffe an. Tiefgang muss sein, in diesem Punkt macht Helwig keine Kompromisse. Von Anfang an ging es bei diesem Kinoevent deshalb um menschliche Dramen und Tragödien, um Verstrickungen, Irrungen, ums Scheitern und die Liebe, um die Frage, was Menschen dazu bringt, mit der Meute mitzuheulen und ihre Überzeugungen über Bord zu werfen, sobald Geld und Karriere locken. Logisch, dass da wenig Platz für Komödien und Action, für Western oder Science Fiction bleibt. Helwig hält zum Glück nach wie vor an diesen Prinzipien fest, das macht schon der diesjährige Eröffnungsfilm "Maudie" mit Sally Hawkins, Ethan Hawke und Kari Matchett klar, der davon erzählt, dass man mit dem Glauben an sich selbst alles überwinden kann. Am 29. Juli ist er um 15 und 19.30 Uhr in Gauting zu sehen, am 3. August um 21.30 Uhr in der Schlossberghalle in Starnberg.

Das Arthouse-Festival hat sich nur in einem Punkt verändert: Es ist groß und größer geworden. 181 Produktionen stehen inzwischen in den zehn Tagen auf dem Programm, 20 mehr als 2016. Es gibt neun Wettbewerbe, es gibt Open-Airs und die traditionelle Dampferfahrt auf dem Katamaran Starnberg. Und an die 80 Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren und Produzenten werden in der Zeit von 27. Juli bis 5. August in acht Spielstätten erwartet und vor oder nach den Vorstellungen über ihre Projekte reden. Was den wahren Reiz des Festivals ausmacht, das zu den schönsten Erfindungen gehört, die jemals im Fünfseenland gemacht worden sind. Klar, es gibt auch eine Kehrseite: Das Ganze ist unübersichtlich geworden. 16 Kategorien, unzählige Preise, dazu Debatten und Vernetzungen mit Theater, Tanz oder Musik - wer soll da den Überblick behalten?

Wenn man es genau nimmt, lässt sich Helwig sogar auf ein winziges Zugeständnis ein: Bei der Eröffnung kommt auch sein Festival nicht ohne Glanmz und ohne Moderatorin im blauen Abendkleid aus. 500 Gäste wurden also erwartet, darunter die Stars Eva Mattes, Michaela May und Kari Matchett aus Kanada "Maudie"-Regisseurin Aisling Walsh schickte ein Video-Grußwort.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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