Städtische Spielplätze:Auf die Plätze, fertig, los!

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Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei den Wolfratshauser Spielplätzen noch auseinander. Mütter wollen das mit einem neuen Konzept ändern

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Zehn öffentliche Spielplätze gibt es in Wolfratshausen. Der elfte, ein Abenteuerspielplatz für das Neubaugebiet an der Bürgermeister-Seidel-Straße, wird bald gebaut. Gar nicht schlecht für eine Stadt mit knapp 20 000 Einwohnern, findet Annette Heinloth. Zumal die Spielplätze, abgesehen von der Altstadt, gut über das gesamte Stadtgebiet verteilt seien. Was sie aber tatsächlich böten, habe immer wieder Anlass für Diskussionen gegeben, sagt die Fraktionssprecherin der Grünen im Wolfratshauser Stadtrat: sowohl bei den Haushaltsdebatten im Rathaus, als auch unter Müttern in den sozialen Netzwerken.

Für Heinloth Anlass, sich die Wolfratshauser Spielplätze einmal genauer anzusehen. Am Donnerstagnachmittag fährt die Stadträtin deshalb mit dem Fahrrad vier exemplarische Spielstätten ab, um sei auf Herz und Nieren zu prüfen. Begleitet wird sie von drei Fachleuten: ihrer Tochter Ella, 6, im Anhängerad, dem im Spielplatzbau erfahrenen Landschaftsarchitekten Dieter Scheller sowie Carolin Mayr, einer jungen Mutter aus Farchet.

Dieser Ortsteil ist auch Ausgangspunkt der Inspektion: Den Spielplatz an der Mehrzweckhalle, idyllisch gelegen am Radweg zum Isar-Loisach-Kanal, kennt Carolin Mayr gut. Schließlich kommt sie oft mit ihrer kleinen Tochter her und hat zusammen mit drei anderen Müttern aus Farchet ein Konzept ausgearbeitet, wie der Spielplatz spannender, bunter und besser werden kann. Er soll größer und sicherer werden und vor allem neue Geräte bekommen. "Wir wünschen uns das Thema Schiff und Wasser", erklärt Mayr, die gerade ihr zweites Kinde erwartet. Heutzutage, wo ein Klettergerüst für 200 Euro auf Ebay zu haben sei, müsse man schon Anreize bieten, sagt sie. "Sonst bleiben alle im eigenen Garten."

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gut besucht, aber nicht immer gut bestückt: Nach dem Start in Farchet besuchen Dieter Scheller, Carolin Mayr und Annette Heinloth (v. li.) die Spielplätze...

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

...an der Gartenstraße,...

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

...an der Margaritenstraße...

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

...und an der Badstraße.

In ihrem neunseitigen Konzept sehen die vier Mütter ein Mulitfunktionsspielgerät in Form eines Schiffes und eine Wasserspielanlage vor. Geschätzte Gesamtkosten für den Umbau: 35 800 Euro. Die Finanzierung ist allerdings noch offen. Ein möglicher Sponsor könne die Eon-Tochter Uniper sein, die am Loisach-Isar-Kanal ein Kraftwerk baut, sagt Mayr.

Das reale Bild unterscheidet sich deutlich vom Wunsch der Mütter. Eine Rutsche, ein Gerüst mit Kinder- und Babyschaukel, Ringen, Kletternetz, dazu zwei kleine Federwippen in Form von Pferd und Motorrad. "Eher trostlos", fasst Scheller das Bild zusammen, das er von dem Spielplatz hat. Der frühere Chef von Mayr, die selbst gelernte Landschaftsarchitektin ist, wundert sich auch über den Kiesboden. Er sei sich gar nicht so sicher, ob das der gängigen Fallschutznorm entspreche, die 30 Zentimeter Rindenmulch vorsehe. Immerhin, sagt Mayr, werde der Spielplatz vom Verein "Bürger für Bürger" vorbildlich gepflegt. Während die Erwachsenen reden, langweilt sich Ella Heinloth schnell an den Geräten. Endgültig genug hat sie, als ihre Füße dann noch in den Ringen stecken bleiben und ihre Mutter sie befreien muss.

Als nächstes macht die Gruppe beim Spielplatz zwischen der Margeritenstraße und dem Isar-Loisach-Stadion halt. Dort gibt es neben Schaukel, Rutsche und Sandkasten immerhin zwei Wippen, zwei Klettergerüste und eine Tischtennisplatte - allerdings ohne Netz. "Hier ist schon mehr geboten", sagt Scheller, stellt aber auch fest, dass der Zustand der Geräte zu wünschen übrig lässt. Das Eisen ist rostig, die Farbe abgeblättert. Gabriele Rehm ist mit ihrer Tochter und ihren Enkeln da und verfolgt die Inspektion mit Interesse. Sie wohne seit 35 Jahren hier, sagt sie. Die Geräte seien dieselben geblieben. "Meine Kinder haben schon darauf gespielt, und die sind jetzt 40 Jahre alt."

Auf der Weiterfahrt kommt die Gruppe an der Wiese vorbei, wo der Abenteuerspielplatz entstehen soll. Erstmals habe die Stadt die Anwohner in die Planung miteinbezogen, sagt Heinloth. Die geschätzten Kosten von 75 000 Euro seien im aktuellen Haushalt eingeplant. Halt machen die Radler daraufhin in der Badstraße, am Spielplatz zwischen Campingplatz und Kindergarten. Dort gibt es eine Schaukelstation und eine kleine Kletterburg mit zwei Rutschen und mehreren Kletterstationen. Früher waren es mehr, sagt Scheller. Es sei zu beobachten, dass in Wolfratshausen Spielgeräte so lange stehen blieben, bis sie marode seien, dann aber nicht ersetzt würden. Mayr freut sich über die Walnussbäume nebenan, bemängelt aber, dass es kaum etwas für Kleinkinder gibt und dass die Bänke am Rand weit auseinanderstehen. "Damit die Eltern ja nicht in Kontakt kommen." Mayr schwärmt von den Spielplätzen ihrer Heimatstadt Regensburg, wo die Kinder auch mit Wasser spielen können. Das gibt es auch am Japanischen Garten, der sich daher zu einer Art "Geheimspielplatz" entwickelt habe, sagt Heinloth - auch mangels Alternativen in der Innenstadt.

Zuletzt macht die Gruppe am Spielplatz zwischen Gartenstraße und Tiroler Straße Halt. Der Platz mit Schlittenhügel in der Mitte, Kletterturm, Häuschen, drei Wippen, mehreren kleinen Geräten und einem großen, mit Schirm überdachten Sandkasten ist eindeutig der attraktivste der Tour. Aber nicht zu vergleichen mit den Spielplätzen in Bad Tölz, Starnberg oder auch Geretsried, wo viele Mütter mit ihren Kindern hinführen, wenn sie mal etwas Besonderes erleben wollten, sagt Mayr. Sie wünsche sich auch für Wolfratshausen "wenigstens einen Spielplatz, der einen Ausflug wert wäre". Am Ende nimmt Heinloth viele Erkenntnisse mit. Etwa, dass der Spielplatz an der Margaritenstraße wegen seines Zustands in der Prioritätenliste nach oben müsse. "Aber auch positive Eindrücke", wie die Kinder, die an jeder Station gespielt haben. "Wenn die Sonne scheint, werden die Wolfratshauser Spielplätze gut genutzt."

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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