Stadtrat geht in Mediation:Jetzt ist aber mal gut

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Wolfratshauser Bürgermeister, Fraktionssprecher und Verwaltungsspitzen ziehen sich gemeinsam zurück - um sich wieder anzunähern

Von Ingrid Hügenell, Wolfratshausen

Im Rathaus klappt die Zusammenarbeit nicht reibungslos, darin immerhin herrscht weitgehend Einigkeit. Das soll sich ändern - durch eine Mediation. Die Bürgermeister, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stadtrat und ihre Stellvertreter sowie Vertreter der Verwaltung kommen am Samstagnachmittag in der Gaststätte Hofherr in Königsdorf zusammen. Bei der internen Veranstaltung unter Leitung einer Mediatorin soll es darum gehen, wie Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung besser miteinander umgehen können.

Sachthemen sollen nicht besprochen werden, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Es gehe grundsätzlich darum, dass "die Zusammenarbeit harmonischer wird, um das Miteinander. Die Verwaltung hat das Gefühl, dass der Stadtrat alles in Zweifel zieht, und der Stadtrat glaubt, dass die Verwaltung nicht alle Unterlagen hergibt." Dabei, sagt Heilinglechner, habe die Verwaltung doch nichts davon, wenn sie etwas zurückhalte. Was den Bürgermeister auch interessiert: "Was von mir erwartet wird." Manche würfen ihm vor, er arbeite zu eng mit der Verwaltung zusammen. "Aber der Bürgermeister braucht die Verwaltung."

Hauptamtsleiter Franz Gehring, der natürlich mit dabei ist, hält die Veranstaltung mit der Mediatorin, die von außerhalb des Landkreises kommt, für vernünftig. "Es ist immer sinnvoll, wenn man miteinander spricht in einer anderen Form, und scheinbar ist es auch notwendig", sagt er. Ob es in erster Linie um die Arbeitsatmosphäre oder auch um Sachthemen gehen werde, das müsse man sehen. "Mediation heißt ja, man kommt sich näher", sagt Gehring.

Das bestätigt Bauamtsleiter Dieter Lejko, der hinzufügt: "Ich fühl' mich nicht so weit entfernt." Er bestätigt auch, dass es im Stadtrat und zwischen Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung ruckle: "Dem kann ich nicht direkt widersprechen."

Die beiden Amtsleiter bekunden, offen zu sein für die Veranstaltung und mögliche Ergebnisse: "Wir lassen das auf uns zukommen." Ähnlich sieht es SPD-Fraktionsvorsitzender Fritz Meixner: "Ich finde den Zeitpunkt interessant. Ich bin sehr gespannt, was passiert." BVW-Fraktionschef Josef Praller hält es für richtig, sich jetzt zusammenzusetzen: "Jetzt nehmen wir uns Zeit füreinander." Das zeige auch gegenseitigen Respekt. Zweieinhalb Jahre nach der Wahl sei es gut zu sehen, "wo stehen wir, wo wollen wir gemeinsam hin". Als gleich nach der Wahl der Stadtrat in Klausur ging, ging es eher um Sachthemen, jetzt geht es Praller zufolge um die unterschiedlichen Interessen und Ansichten der Stadträte. "Ich erwarte mir, dass wir dann gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen", sagt er.

Angestoßen hatten offenbar Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) und Grünen-Stadtrat Hans Schmidt die Mediation vor zwei oder drei Monaten im Stadtrat. Schnaller geht es nach eigenem Bekunden auch um den persönlichen Respekt, schließlich seien alle Stadträte gewählt, um Wolfratshausen voranzubringen. Die Idee einer Mediation sei auf allgemeine Zustimmung gestoßen, sagen Praller und Dritter Bürgermeister Helmuth Holzheu (CSU). Wenn die Veranstaltung erfolgreich sei, "kann man noch einen draufsetzen", sagt Heilinglechner.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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