Stadtentwicklung:Kunst-Raum-Ordnung

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Otto Süßbauer hat sein Modell eines "Gehers" inzwischen ausgearbeitet und übermannshoch in Bronze gegossen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsried will den Karl-Lederer-Platz nicht nur mit Licht, Wasser und Grün gestalten. Aber wie?

Von Felicitas Amler, Geretsried

Mit dem Himmel hat es nicht geklappt, so soll nun wenigstens auf Erden alles so schön wie irgend möglich werden: Der Stadtrat hat sich am Dienstag zum wiederholten Mal mit der Gestaltung des neuen Karl-Lederer-Platzes befasst. Nachdem ein über dem Platz schwebendes Beleuchtungsmodell an Anliegern gescheitert ist, sollen nun moderne Lichtmasten aufgestellt werden: Schmale Stäbe, die in sechs Meter Höhe auf Tellern variabel ausrichtbare LED-Leuchten tragen. Architekt Klaus Kehrbaum empfahl diese Lösung, weil sie gut zu der von ihm gewählten modernen Variante einer Fünfziger-/Sechzigerjahre-Architektur passe, die den Platz künftig dominiert.

Auch alle anderen Elemente zur Platzgestaltung gefielen dem Stadtrat so, wie der Architekt sie nach Bürgerbeteiligung und vielfacher Vorberatung mit seinen Fachleuten zu Papier gebracht hat: eine Baumgruppe und die drei steinernen "Grazien" des Bildhauers Wilhelm Srb-Schloßbauer samt Wasserbassin vor dem Rathaus; ein künstlicher Bach und weitere Bäume von dort bis zur Hermann-Löns-Straße; ein beleuchtbares Wasserspiel auf der gegenüberliegenden Seite; ein weiterer lang gezogener Brunnen vor dem Café Waldmann. Für den Maibaum, der in Geretsried einer eigenen Tradition folgt, hatte Kehrbaum zwei mögliche Standorte skizziert. Der Stadtrat entschied sich für jenen an der Ecke zur Hermann-Löns-Straße. Die Egerländer Gemeinde stellt jedes Jahr einen Maibaum im Stil ihrer alten Heimat auf, ohne Rinde und Farbe - und nur für vier Wochen.

Damit ist der Platz, mit dem sich die größte Stadt im Landkreis künftig als urban und attraktiv präsentieren möchte, aber noch nicht ganz ausgestaltet. Es hat sich inzwischen einiges angesammelt, was da noch unterzubringen wäre. Elemente, die zur Geschichte Geretsrieds gehören: ein Vertriebenen-Gedenkstein mit Bronzetafel, ein gepflanztes Stadtwappen, eine Stele mit umlaufendem Text, Obelisken, auf denen die Stadtentwicklung geschildert wird ... Und vor allem: Veritable Kunst, als da wären: die Bronze-Plastiken "Der Dialog" des Münsinger Künstlers Ernst Grünwald und "Der Geher" des Mooseuracher Bildhauers Otto Süßbauer, der ebenfalls bronzene Gorilla des verstorbenen Hans Kastler und das hölzerne "Pferd" von Hans Neumann.

Kehrbaums Versuch, auch hier eine gestalterische Ordnung zu skizzieren, unterbrach Bürgermeister Michael Müller (CSU) aber sogleich. Denn der Architekt und Stadtplaner wollte den Vertriebenen-Stein vom Rathaus weg und zum Stadtmuseum hin verlagern. Müller bremste: Diese "hochemotionale" Frage müsse unbedingt mit den Landsmannschaften besprochen werden. Und: Ein "Aufstellungskonzept" für die Kunst sei Sache des Kulturausschusses.

Man darf also hoffen - dass das Fachgremium des Stadtrats Experten zu Rate zieht: den Architekten mit seinem Wissen um die Wirkung des Raums, den er gestaltet hat. Und die Bildhauer mit dem Wissen um die Raumwirkung ihrer Kunstwerke. Das könnte ein himmlischer Ortstermin werden.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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