Reden wir über:Dabei sein und helfen ist alles

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Elke Burghardt von der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe in Eurasburg. (Foto: Hartmut Pöstges)

Elke Burghardt hat bei den Special Olympics in Berlin teilgenommen - als ehrenamtliche Unterstützerin.

Interview von Pauline Lunglmeir, Eurasburg

Eigentlich ist Elke Burghardt für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe in Eurasburg zuständig. Kürzlich aber ist Burghardt nach Berlin zu den Special Olympics World Games gefahren. Obwohl sie dafür zwölf Urlaubstage genommen hat, ist sie nicht als Zuschauerin dabei gewesen, sondern war mittendrin: als freiwillige Helferin.

SZ: Frau Burghardt, bei der Eröffnungsfeier der Special Olympics waren 50 000 Menschen anwesend. Überfordernd, wenn man aus dem Ländlichen kommt?

Elke Burghardt: Nein, überhaupt nicht. Es waren sogar 65 000 Leute im Stadion. Das ist natürlich ungewohnt für ein Landei wie mich, aber da war so eine fröhliche, offene und herzliche Stimmung. Alle wollten das gleiche, sie wollten diese Menschen mit mehrfacher Behinderung ehren. Es war absolut überwältigend. Da war die Menge eher positiv.

Wie kam es dazu, dass Sie den langen Weg nach Berlin auf sich nahmen?

Da gab es einen Fernsehspot, in dem Volunteers gesucht wurden. Das war das erste Mal, dass ich von den Special Olympics gehört habe, obwohl ich selbst vom Sport komme. Es hat mir so gut gefallen, dass ich mich sofort dafür beworben habe. Ich musste einen Fragebogen zu meiner Motivation, meinen Erfahrungen und Hobbys ausfüllen. Ich bin selber Sportlerin, das war ganz gut. Dann habe ich ein halbes Jahr gewartet und irgendwann kam die Zusage.

Was war dann Ihre Aufgabe vor Ort?

Bei der Eröffnungsfeier war ich eingesetzt im Artist-Support. Hier gab es 26 verschiedene Show-Acts zu sehen. Ich habe das DJ-Kollektiv No Shade betreut. Es gab einen minutengenauen Zeitplan, nachdem wir die Gruppe zu bestimmten Punkten bringen mussten, damit sie pünktlich auf der Bühne stehen und ein flüssiger Ablauf gewährleistet werden konnten. Meine zweite Aufgabe war Horse-Management. Dort war ich drei Tage eingesetzt und hab' die Pferde für die Wettkämpfe aufgewärmt und vorbereitet. Die Athleten konnte natürlich keine Pferde aus ihren Ländern mitbringen, deshalb wurden dann kurzerhand bundesweit 60 Pferde bereitgestellt.

Was nehmen Sie aus Berlin mit?

Ich habe gelernt, dass wenn alle das Gleiche wollen, man unglaublich viel schaffen kann. Am Anfang haben alle gesagt: "Das geht ja nie, das können wir nicht", wir sind ja alle Laien gewesen. Aber wenn man gemeinsam in die gleiche Richtung will und einen starken Willen hat, dann funktioniert es auch und alle wachsen über sich hinaus. Ich nehme auch die Begeisterung der geistig beeinträchtigten Athleten mit. Die verbreiteten so eine positive Energie, die lachten miteinander, die freuten sich über alles, die fielen einem spontan um den Hals und das war immer ehrlich gemeint, also das ist was ganz Besonderes.

Sie kommen selbst aus dem Sport, was bedeutet Sport für Sie, und hat Sport eine neue Bedeutung für Sie bekommen?

Als Jugendliche war ich in vielen Sportarten unterwegs. Als Speerwerferin - also eher was Ungewöhnliches für eine Frau -, aber auch andere Sportarten wie Eishockey, Reiten oder Turnen. Dann habe ich Sport studiert. In Berlin habe ich erlebt, dass man sich über alles freuen kann, was man leistet. Es bekamen alle Athleten eine Schleife. Die Gruppen waren so eingeteilt, dass immer acht Athleten in einer Gruppe waren. Es wurden dann die ersten acht platziert, das heißt, es wird jeder ausgezeichnet. Das ist schon was Besonderes. Das könnten sich der Spitzensport abschauen. Auch die gesunden Athleten geben ihr ganzes Leben und ihre ganze Energie dafür, dass sie bei den Olympischen Spielen mitmachen können, und dann werden nur die besten drei erwähnt. Das ist schon eine andere Dimension. Dieses außergewöhnliche Erlebnis und den besonderen lebensbejahenden Spirit der Menschen mit geistiger Einschränkung möchte ich mir lange erhalten. Und ich würde sofort wieder als Helfer mitmachen.

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