SPD:Zeit für Politik

Die Ursache für das Debakel der Genossen ist noch nicht einmal im Wahlkampf zu suchen, sie liegt viel tiefer

Von David Costanzo

Wenn eine Partei so zusammenbricht wie die SPD im Landkreis, dann hat das Gründe, die nicht in Berlin oder München zu suchen sind, sondern in den Rathäusern und Ortsvereinen zwischen Icking und Lenggries - sofern sie überhaupt noch aus mehr als ein paar Seiten Papier bestehen. Bei der Ursachenforschung dienen auch keine Lehren aus dem Tierreich, wie sie allen Ernstes ein gewählter Repräsentant dieser einst so stolzen Volkspartei heranzieht. Da hilft nur Selbstkritik.

Der Fehler liegt noch nicht einmal im Wahlkampf der Genossen im Kreis, der sich dadurch auszeichnete, dass sie ihn diesmal praktisch ausfallen ließen - kaum Plakate, kaum Infostände, kaum Veranstaltungen. Das Problem liegt viel tiefer im Wesen einer Partei: Die SPD hat im Kreis die Politik vergessen, unterlassen oder sogar verlernt. Da stöhnen alle über die Mieten und Immobilienpreise - und kaum einem Gemeinderat fällt dazu etwas ein. Da wird eine Geburtenstation geschlossen - und alle zucken mit den Schultern. Kernfragen der Sozialdemokratie sind das, Kernfragen der Gerechtigkeit - oder: Politik.

Klaus Barthels Abrechnung ist berechtigt, kommt aber viel zu spät. Er hätte zudem gut daran getan, sich selbst zu berücksichtigen. Er saß seit 1994 im Bundestag und er sitzt seit 2002 im Kreistag. Seine Aufgabe wäre also gewesen, Sorgen der Bürger nach Berlin zu tragen und die große Politik im kleinen Landkreis zu vermitteln.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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