Spaß für Groß und Klein:Reiten, Rudern, Bücher falten

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Die sechsten Wolfratshauser Kinderkulturtage finden bei einem gut besuchten Familienfest in der Loisachhalle ihren krönenden Abschluss. Fingerspitzengefühl ist dabei ebenso gefragt wie Freude an der Fantasie

Von Sabine Näher, Wolfratshausen

Sonntag, 14 Uhr. Draußen setzt heftiger Regen ein. Drinnen in der Loisachhalle herrscht noch Leere. Doch Marion Klement, die den Familientag zum Abschluss der städtischen Kinderkulturwoche organisiert hat, ist ganz entspannt: "Das wird schon!" Und kaum hat sie es gesagt, stürmen die ersten Kinder herein und nehmen die vielen, mit Liebe hergerichteten Stationen in Besitz. Zu den allerersten zählt die sechsjährige Lisa aus Geretsried. Sie zieht es zum Stand der Kräuterpädagogin, wo sie ein Kräuterschichtsalz herstellen möchte. Sie bekommt ein leeres Glas, in das sie zunächst eine erste Schicht weißes Salz einfüllt. Aus vielen bereit gestellten Schälchen kann sie nun bunte Kräuter auswählen und diese lagenweise übereinander schichten.

Die Begegnung mit Zauberer Paul Pingu war für viele Besucher spannend. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wer 's sportlicher mag, ist an der Kletterscheibe im Foyer bestens aufgehoben. Gesichert sind die Kletterer nicht, aber vor der Scheibe liegt eine extradicke Matte. Um die Herausforderung steigern zu können, lässt sich die Scheibe in verschiedener Geschwindigkeit drehen. Das scheint riesigen Spaß zu machen. Ruhiger lässt es der Schachklub Wolfratshausen angehen: An drei Stationen sind jeweils zehn Aufgaben zu erfüllen, welche die Kinder an die Geheimnisse des Spiels heranführen sollen.

Bücherfalten war eine der Attraktionen beim Familientag. (Foto: Hartmut Pöstges)

Regelrecht umlagert ist der Stand, an dem Baumwolltaschen bemalt werden können. Viele Schablonen stehen zur Auswahl. Die schiebt man in die Tasche, zieht die Umrisse mit schwarzem Stift nach und dann geht es an das farbige Ausgestalten. Kreativität ist natürlich auch gefragt am Stand der Klecks-Schule der Fantasie. Dort kommt das "Zeichnen mit der Schere" bestens an: Aus dickem, farbigen Tonpapier werden Figuren ausgeschnitten und aufgeklebt. Nebenan können Mobiles aus Ästchen, bunten Schnüren und Perlen gestaltet werden. Vorgaben gibt es keine: Hier soll alleine die Fantasie der Kinder walten.

Beim Familientag war eine Kletterscheibe geboten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Etwas Außergewöhnliches bietet die Stadtbibliothek: Ausrangierte Bücher können mit Schablonen zu wahren Kunstwerken gefaltet werden. Exemplare, die sonst im Müll landen würden, bekommen so neues Leben. Doch für diese aufwendige Faltarbeit ist schon einiges Geschick gefragt. Das Tanzzentrum Müller hat leider nur Flyer über seine Kurse für Kinder und Jugendliche ausliegen. Vorführungen, etwa des Hip-Hop-Kurses, die zum Mitmachen hätten animieren können, finden nicht statt. Dafür ist Mitmachen bei Norbert Kober gefragt: Der hauptamtliche Geschichtenerzähler nimmt in der Mitte der Halle auf einem Podium Platz, das von gut besetzten Stuhlreihen umgeben ist. Trotz des hohen Lautstärkepegels, der in der mittlerweile gut gefüllten Loisachhalle herrscht, verschafft sich der Begründer der Goldmund-Erzählakademie München umgehend Gehör. Er lässt alle erst einmal einen wilden Trommelwirbel auf den Beinen ausführen und dann heftig klatschen. So gewinnt er die Aufmerksamkeit des Publikums im Nu. Seine Mitmach-Geschichten um den kleinen Bär kommen bestens an. Kober zeigt Bilder, die den Bären beim Bootfahren und Angeln zeigen, herum und lässt die Kinder beschreiben und anschließend nachmachen, was der da so tut: "Er paddelt - richtig! Und jetzt alle paddeln: rechts, zwei, drei, und links, zwei, drei." Die Kleinen sind mit Feuereifer bei der Sache.

Weniger begeistert wirken derweil etliche Ponys und ein Muli, die draußen im strömenden Regen herum stehen. Die Mädels, die die Reittiere entdecken, strahlen dagegen sofort übers ganze Gesicht. Und Klement hat vorausschauend für alle Regencapes besorgt. Wen es ins Trockene zieht, der kann sich im Foyer der Loisachhalle fotografieren lassen. Aber nicht nur einfach so, sondern vor einem auszuwählenden Hintergrund, etwa der Loisachbrücke, auf dem Floß oder vor der Kulisse der Altstadt. Utensilien zum Verkleiden, Hüte, Sonnenbrillen, Schnurrbärte, liegen zudem bereit. Der Clou: Das fertige Foto kann man sich nicht nur ausdrucken, sondern gleich per E-Mail zuschicken lassen. Wer weiß, vielleicht war das Wetter dem Zuspruch zum Familienfest sogar zuträglich: Besser als in der Loisachhalle konnte man diesen Sonntagnachmittag mit Kindern gar nicht verbringen.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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