Söder in Ascholding:Zwischen Ärzten und Wölfen

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Blasmusik, ein voller Saal und eine loyale Parteibasis - besser könnte ein CSU-Landespolitiker eigentlich nicht empfangen werden. Doch in Ascholding machten Minister Söder die Ärzte und die Wölfe einen Strich durch die Rechnung.

Wolfgang Schäl

Die Atmosphäre war so, wie sie sich ein CSU-Politiker nur wünschen kann: Blasmusik, ein voller Saal und eine loyale Parteibasis. Ein Heimspiel war es Markus Söder am Donnerstagabend beim Ascholdinger Neuwirt trotzdem nicht: Denn viele der aktuellen Reizthemen wie die Hausärzte-Versorgung und die Agrogentechnik fallen in das Ressort des bayerischen Umwelt- und Gesundheitsministers und die Fragen aus den Reihen der Versammelten waren durchwegs kritisch.

Hatte mit Ärzten und Wölfen zu kämpfen: Umwelt- und Gesundheitsminister Söder bei seinem Besuch in Ascholding. (Foto: Manfred Neubauer)

Ein Mediziner im Publikum nutzte die Gelegenheit, auf die Kontroverse zwischen dem Hausärzteverband und der AOK einzugehen, die mit einer Schlappe für die Standesvereinigung endete. Die Krankenkasse verlange jetzt weitere Einsparungen, er wisse aber nicht, wo er noch sparen solle, klagte der Arzt. Er zeigte sich enttäuscht über die Kündigung der Hausärzteverträge durch die AOK und appellierte an Söder, sich dafür einzusetzen, dass "die Kassen nicht mit uns Schlitten fahren".

Die unzureichende hausärztliche Versorgung bei dementen Patienten beklagte ein weiterer Gast. Besonders im Landkreis sei die Lage schlecht, kritisierte die Rednerin. Verwirrte Patienten würden aus den Kliniken abgeschoben, Reha-Maßnahmen kaum noch genehmigt. Die Ärzte wiederum hielten sich mit Hausbesuchen zurück. "Die sagen dann: Wir kriegen ja fast nichts mehr dafür." 80 Prozent der Patienten in Deutschland würden zu Hause betreut, aber die Angehörigen lasse der Staat im Stich.

Den Vorwurf, dass Demenzpatienten abgeschoben werden, wollte Söder nicht gelten lassen. So gebe es "mobile Teams", die solche Menschen nach Hause begleiten. Man müsse auch darauf setzen, durch bauliche Veränderungen einen Aufenthalt daheim zu ermöglichen. Generell sieht Söder die Notwendigkeit der familiären Solidarität: Wenn Eltern ihren Kindern helfen, dann müssen die Kinder später auch einmal ihren Eltern helfen."

Zum Thema Hausärzte sagte Söder, dieser Stand sei gegenüber den Fachärzten eigentlich noch privilegiert. So würden etwa Kardiologen bei den Honoraren seit Jahren "systematisch herabgestuft". Freilich würden deren Einkünfte nicht von Politikern gemacht, sondern von Ärztevertretern und Krankenkassen. Er sei aber optimistisch, "dass wir bald wieder eine gute hausärztliche Versorgung hinkriegen".

Breiten Raum in der Diskussion nahm neben den Gesundheitsthemen - Stichwort Zweiklassenmedizin - auch die Wiederansiedlung von Wölfen in Bayern ein, die ein Tölzer Pferdezüchter heftig anprangerte. Er forderte vehement, dass der Wolf aus dem Alpenraum "entnommen" werden müsse. Denn dieser stelle eine große Gefahr gerade für Pferde dar, die auf der Flucht abzustürzen drohten. "Bären, Wölfe und Luchse sind keine Schmusetiere", erboste sich der Redner.

Söder verwies darauf, dass der Wolf nach deutschem und EU-Recht höchsten Schutz genieße, es könne also nur um einen vernünftigen Ausgleich gehen. Der Minister versprach großzügige Ausgleichszahlungen auch in Fällen, in denen Tiere auf der Flucht stürzen und sterben. Ohnehin handle es bei Vorfällen mit Wölfen um absolute Ausnahmen.

Zur Nahrungsmittelerzeugung meinte Söder, er trete dafür ein, "dass Bayern irgendwann völlig gentechnikfrei ist". Ein Problem ist für den Minister in diesem Zusammenhang allerdings die Versorgung mit gentechnikfreien Futtermitteln - für sie müsse man "eine eigene Strategie entwickeln".

© SZ vom 05.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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