Sicherheit:20 000 Schusswaffen im Landkreis - und immer mehr Gaspistolen

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Wolfgang Heller zeigt ein Karabiner-Gewehr, das ein Bürger im Landratsamt abgegeben hat. 19 Waffen wurden bislang entsorgt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dazu kommen wohl einige illegale Gewehre und Revolver. Besitzer ohne Lizenz können diese nun im Landratsamt abgeben - und bleiben straffrei.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Er hatte mal so richtig Krach machen wollen. Dieses Motiv gab der Lenggrieser gegenüber der Polizei an, der an Silvester 2015 mit einem Karabiner scharf geschossen hatte. Die Kugel durchschlug das Fenster eines Wohnhauses. Verletzt wurde zum Glück niemand. Die Familie, die dort lebt, war nicht daheim. "So etwas kann man durch Kontrollen nicht unterbinden, wenn jemand mit einer Waffe Blödsinn machen will, dann macht er den auch", sagt Toni Stowasser, Sachgebietsleiter für Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt.

Rund 20 000 Lang- und Kurzwaffen sind im Landkreis registriert. Wie hoch die Zahl der illegalen Gewehre, Pistolen oder Revolver ist, mag Stowasser nicht schätzen. Diese Dunkelziffer soll aber eine Amnestie senken helfen, die bis Juli 2018 läuft. Bis dahin können Besitzer ohne Lizenz ihre Waffen straffrei abliefern. "19 haben sie schon abgegeben", sagt Stowasser. 617 Gewehre und Pistolen hatte das Landratsamt bei der Amnestie vor sieben Jahren bekommen. "Ich kann nur an die Leute appellieren, die noch illegale Waffen daheim haben, die Zeit, die ihnen nun gewährt wird, zu nutzen und sie abzugeben", betont Stowasser und verweist darauf, dass unerlaubter Waffenbesitz von den Gerichten in der Regel streng geahndet wird - das Strafmaß reicht von Geldbußen bis hin zu fünf Jahren Gefängnis. Die ausgehändigten Schießeisen werden an das Bayerische Landeskriminalamt weitergeleitet, zerlegt und "dem Rohstoffkreislauf zugeführt", wie Wolfgang Heller vom Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung sagt. Holz, Stahl oder Messing werden also wiederverwertet.

Die 20 000 registrierten Waffen - 14 000 Lang- und 6000 Kurzwaffen - befinden sich vorwiegend im Besitz von Jägern sowie von Sport- und Brauchtumsschützen. Hinzu kommen jene Eigentümer, die eine Waffe geerbt haben. Sie alle brauchen dafür eine Waffenbesitzkarte - nicht zu verwechseln mit dem Waffenschein, den nur Personen bekommen, deren Leben nachweislich in Gefahr ist, oder etwa auch Angestellte von Bewachungs- und Sicherheitsfirmen. Fünf bis zehn Mal im Monat fahren Heller und eine Kollegin zu unangemeldeten Kontrollen, die nachmittags oder am frühen Abend stattfinden - dann ist die Chance größer, nicht vergebens an der Tür zu klingeln. Geprüft werde, ob die Daten auf der Waffenbesitzkarte wie etwa Art und Zahl der Waffen stimmten, ob all diese Gewehre oder Pistolen auch vollzählig da seien, ob der Waffenschrank ordnungsgemäß abgesperrt ist, ob Waffen und Munition getrennt gelagert werden, erzählt Heller. Sein Auftauchen in den kleinen Gemeinden und Dörfern spricht sich meist rasch herum. "Der Buschfunk ist gut ausgebaut", sagt er. Aggressivem Verhalten begegnet er nicht. Im Gegenteil, sagt er: "Die Leute freuen sich, wenn man vorbeischaut, sie wollen wissen, ob sie alles richtig machen." Ob zum Beispiel der Waffenschrank passt, der einer bestimmten Sicherheitsstufe entsprechen muss.

Illegale Waffen finden die beiden Kontrolleure auf ihren Touren indes kaum. Ein Grund: Niemand müsse sie hereinlassen, wenn sie unangemeldet kommen, erklärt Stowasser. In solchen Fällen erhalte der Betreffende ein Schreiben und einen Termin, würden die Kontrolleure auch dann nicht ins Haus gelassen, könne man Unzuverlässigkeit annehmen und die Waffenbesitzkarte eventuell widerrufen. Kaum ein Jäger oder Sportschütze will das allerdings riskieren. "Illegale Waffen werden eventuell bei einer Hausdurchsuchung von der Polizei gefunden, aber solche Durchsuchungen finden dann aus anderen Gründen statt", sagt Stowasser.

Auch der Lenggrieser wäre wohl nicht aufgefallen, hätte er nicht in der Silvesternacht herumgeballert. Sein Schuss hätte auch jemanden treffen können. Ein solches Verhalten ist aber die absolute Ausnahme. Angesichts der Zahl an Waffen, die im Landkreis um Umlauf seien, passiere überhaupt "relativ wenig", findet Stowasser. "Gott sei Dank."

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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