Leben im Alter:Ratschen, singen, aktiv bleiben

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"Mit einem Lächeln heimgehen und gerne wiederkommen": Die Seniorentagesstätte SenTa in Egling wurde nun auch offiziell eingeweiht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Eglinger Tagesstätte SenTa gestaltet den Alltag für Senioren und entlastet die Angehörigen.

Von Annika Merlet, Egling

"Ich geh' öfter hierher. Mir gefällt's!", ruft eine ältere Frau über das allgemeine Stimmengewirr in der Seniorentagespflege "SenTa" in Egling hinweg. Seit April ist das Gebäude bereits in Betrieb, die Frau fühlt sich sichtlich wohl. "Es war so schön, dass wir ein bisschen ratschen haben können", sagt sie, bevor sich Sibylle Spindler, Dienststellenleiterin der Rummelsberger Dienste, mit einem Grußwort an die Versammelten wendet - und Pfarrerin Elke Eilert mit Diakon Walter Herholz das neue Angebot öffentlich einweihen.

Das Konzept der Tagesstätte sieht vor, dass die Besucherinnen und Besucher zu Hause wohnen bleiben und unter der Woche von acht bis 16 Uhr vorbeischauen können. Täglich werden Aktivitäten wie Spaziergänge, gemeinsamen Singen, Zeitungslesen, Sitztanz oder Gedächtnistraining angeboten. Dabei müssen die Gäste etwa Sprichwörter vervollständigen, zusammengesetzte Wörter erkennen oder aus ihrer Biographie erzählen. Die Aktionen sind an die individuellen Bedürfnisse angepasst, jeder Gast erhält, wenn nötig, pflegerische und medizinische Hilfe. Bei Bedarf gibt es auch einen Fahrdienst.

Eine Teilnehmerin erzählt, dass sie am Morgen zusammen mit vier anderen Frauen mit einem kleinen Bus abgeholt wurde. Vormittags hätten sie sich mit "kleinen Spielchen" beschäftigt, danach gemeinsam Mittag gegessen. Die 75-Jährige wohnt in Deining, ihr Mann ist vor einigen Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben, seitdem lebt sie alleine. Ihre Tochter habe ihr dazu geraten, bei SenTa vorbeizuschauen, um mit Gleichgesinnten Zeit zu verbringen. Das Bauprojekt habe sie von Anfang an verfolgt, weil sie selbst früher oft mit dem Auto durch Egling gefahren sei.

Die Tagespflege in Egling ist seit April in Betrieb. Künftig soll es dort auch eine Kooperation mit der benachbarten Kindertagesstätte geben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Sie schätze es, dass die Seniorentagesstätte "schön eingerichtet und sauber" sei, erklärt die 75-Jährige. "Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit, das Personal ist verständnisvoll. Und sie amüsieren mich, weil sie mich manchmal unterschätzen."

Täglich können dort 15 Seniorinnen und Senioren betreut werden, bislang sind pro Tag aber nur bis zu fünf Plätze besetzt. Bürgermeister Hubert Oberhauser verweist bei der Eröffnungsfeier darauf, dass die Anzahl der Seniorinnen und Senioren in den letzten Jahren rapide gestiegen sei - wachsende Nachfrage sei also eine Frage der Zeit.

Dass das bislang nur einige ältere Menschen das Angebot annehmen, liege an Gewohnheiten, aber auch an den Angehörigen, vermutet die stellvertretende Leiterin der SenTa Melanie Wagner: "Viele trauen sich nicht, loszulassen." Es gebe eine "Hemmschwelle". Dabei könne die Seniorentagesstätte für die Angehörigen eine Entlastung bedeuten. "An erster Stelle steht aber der Gast", sagt Wagner.

Pflegedienstleiterin Claudia Karl (links) und stellvertretende Leiterin Melanie Wagner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Gemeinderat Egling hat sich bei der Trägerschaft für die Rummelsberger Diakonie entschieden, die laut Statuten die Würde des Menschen zur Leitlinie macht. Besucherinnen und Besucher sollen "mit einem Lächeln heimgehen und gerne wiederkommen", sagt Pflegedienstleiterin Claudia Carl. Die Rummelsberger Diakonie ist sowohl in der Jugend-, als auch der Bildungs- und Altenhilfe tätig. In Egling ist auch ein Projekt mit dem benachbarten Kindergarten geplant.

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