Schwerer Unfall auf B472 in Bad Tölz:Mutter und zwei Kinder von Lkw überrollt

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34-jährige Asylsuchende im künstlichen Koma. Töchter im Alter von eineinhalb und vier Jahren liegen auf Intensivstationen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Ein schrecklicher Unfall hat sich auf der stark befahrenen Bundesstraße 472 in Bad Tölz ereignet: Eine 34 Jahre alte Asylbewerberin aus Nigeria wurde am Dienstag gegen 13.45 Uhr zusammen mit ihren beiden kleinen Kindern auf der Flinthöhe von einem Lastwagen erfasst und überrollt. Die Mutter erlitt dabei schwerste Verletzungen. Sie musste in die Unfallklinik Murnau gebracht werden, wo die Ärzte sie einen Tag lang ins künstliche Koma versetzten. Ihr Zustand sei nicht lebensbedrohlich, sie bleibe nach derzeitigem Stand aber querschnittsgelähmt, teilte Bernhard Gigl, Leiter der Tölzer Polizeiinspektion, mit. Ihre vierjährige Tochter kam mit dem Rettungshubschrauber in ein Innsbrucker Krankenhaus, ihr anderthalb Jahre altes Mädchen in die Klinik Harlaching.

Beide Kinder liegen mit erheblichen Frakturen auf der Intensivstation. Nach bisherigen Erkenntnissen überquerte die Nigerianerin, die in den Mobilhäusern für Flüchtlinge im Gewerbegebiet Am Kranzer in Reichersbeuern wohnt, mit ihren beiden Töchtern die B 472 etwas unterhalb der Fußgängerfurt an der Ampel, die vom Sportpark zur Sachsenkamer Straße führt. Die Vierjährige lief neben ihr, das Geschwisterchen saß in einem Kinderwagen. Zur selben Zeit fuhr ein 54 Jahre alter Tölzer mit einem Lastwagen auf der Sachsenkamer Straße und wollte nach rechts auf die Bundesstraße abbiegen. An der Einmündung stoppte er, so die Polizei, fuhr dann aus dem Stand an und bremste umgehend ab, weil sein Beifahrer aufschrie. Da war es schon zu spät: Der Lkw hatte die Mutter und die beiden Kindern überrollt. Alle drei lagen unter dem Lastwagen.

Lars Werner war am Unfallort. Was er sah, ließ ihn das Schlimmste vermuten. "Es hört sich jetzt blöd an, aber angesichts des Hergangs kann man fast sagen, es ging noch glimpflich aus", sagt der Verkehrssachbearbeiter der Polizei Bad Tölz. Die beiden Kinder erlitten Arm- und Fußbrüche, ihr Zustand sei allerdings "mittlerweile nicht mehr allzu besorgniserregend", teilt Gigl mit. Im Einsatz waren insgesamt 24 Rettungskräfte der Feuerwehren Bad Tölz und Reichersbeuern, das Rote Kreuz, mehrere Notärzte, die Bergwacht von ihrem nahe gelegenen Trainingszentrum mit einem Fahrzeug sowie das Krisen-Interventionsteam. Das kümmerte sich vor allem um den 54-jährigen Lastwagenfahrer, der ebenso wie sein Beifahrer einen Schock erlitten hatte. "Er war durch den Wind", berichtet Werner.

Ob er an dem Unfall ganz, teilweise oder nicht schuld ist, muss nun ein Gutachter der Staatsanwaltschaft München II klären. Der Lastwagen wurde erst einmal sichergestellt. Unter anderem gehe es auch um die Frage, an welcher Stelle sich die Mutter mit ihren Kindern zum Zeitpunkt des Unfalls genau befand, sagt Werner. Dazu benötige die Polizei noch Aussagen von Zeugen. "Die Schuldfrage ist nicht geklärt", betont der Verkehrssachbearbeiter.

Die Unfallopfer wurden von den Feuerwehrleuten unter dem Lkw geborgen. Weil es sich dabei um eine Mutter und zwei kleine Kinder handelte, ist dies auch für altgediente Brandbekämpfer nicht gerade Routine. "Natürlich ist das belastend", sagt Wolfgang Stahl, Kommandant der Tölzer Feuerwehr. "Aber wir versuchen, unsere Arbeit zu machen und das Ganze nicht so an uns ranzulassen." Junge Feuerwehrleute und solche, die sich diese Art von Einsatz nicht zutrauten, bekämen andere Aufgaben zugeteilt. Auf der Flinthöhe leitete die Feuerwehr den Verkehr um und einspurig an der Unfallstelle vorbei, außerdem räumte sie den Parkplatz des Eisstadions für Hubschrauberlandungen frei. Bis die Bundesstraße kurz vor 17 Uhr wieder freigegeben wurde, kam es dort zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.

Mit mehr als 30 000 Fahrzeugen am Tag ist die B 472 die meistbefahrene Strecke in Bad Tölz - und deshalb eine der unfallträchtigsten. "Die Kreuzung war auffällig, ist auffällig und wird auffällig bleiben", sagt Werner. Am häufigsten kracht es dort, wenn Verkehrsteilnehmer von der Sachsenkamer Straße nach links Richtung Waakirchen oder nach rechts Richtung Bad Heilbrunn abbiegen. Oder wenn ein Autofahrer auf das vor ihm stehende Fahrzeug prallt. Der schwere Unfall mit drei Fußgängern sei eher "atypisch", so Werner. Vor drei Jahren starb eine 71-jährige Beifahrerin aus Mittenwald auf der B 472 in Tölz, weil ihr Mann auf die Gegenspur geriet und gegen einen Unimog prallte.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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