Schweizer Pharmakonzern baut neuen Geschäftsbereich auf:Spatenstich bei Roche

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Schweizer Pharmakonzern steckt 200 Millionen Euro in ein neues Betriebsgebäude. Die Unternehmensleitung lobt bei der Feier den Standort Penzberg in höchsten Tönen.

Wolfgang Schäl

Der Spatenstich war nur per Videoübertragung ins Casino zu verfolgen, so groß war die Zahl der Gäste und Medienleute, die gestern Nachmittag nach Penzberg gekommen waren. Anlass für das überregional, insbesondere auch von der Fachpresse beachtete Ereignis war eine Investition von Roche - der Schweizer Pharmakonzern steckt 200 Millionen Euro in ein neues Betriebsgebäude, in dem bald 120 Mitarbeiter, davon 50 neu angestellte, helfen sollen, einen zukunftsträchtigen Geschäftsbereich auszubauen: den "Diagnostic Operations Complex II". Dabei geht es um die Entwicklung und Produktion von chemischen Stoffen, die in Laboratorien und Kliniken zur leichteren und schnelleren Diagnose eingesetzt werden können, beispielsweise zur Erkennung von Herzinfarkten, von Krebs, Hepatitis und Diabetes. Die Reagenzien liefern innerhalb von drei Stunden wichtige Erkenntnisse für behandelnde Ärzte, geplant ist, diese Zeit auf sogar bis auf eine Stunde zu verkürzen. Denn gerade bei kardiologischen Problemen entscheidet schnelles Handeln unter Umständen über Leben und Tod. Die biochemischen Reagenzien, genannt Marker, sind hochempfindlich und erlauben es, Konzentrationen von Stoffen auf die Spur zu kommen, die einem Stück Würfelzucker im Starnberger See entsprechen, wie Roland Diggelmann, Mitglied der Roche-Konzernleitung, erklärte.

Er lobte den Standort Penzberg, in dem Roche derzeit rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, in höchsten Tönen. Als man über den Standort für die neue Produktionsstätte nachgedacht habe, sei es sehr schnell klar geworden, dass dies Penzberg sein müsse - die gute Vernetzung mit der Politik, die Infrastruktur und die Nähe der Universität waren Diggelmann zufolge Gründe, die den Ausschlag gegeben haben. Franz B. Hummer, der Präsident des Roche-Verwaltungsrats, lobte aber auch die Kompetenz der Mitarbeiter, "die man auf der ganzen Welt suchen kann", die Bereitschaft zur Innovation und, als wichtigen Aspekt, die Bemühungen der Staatsregierung im Bereich des Patentschutzes.

Derlei Lob hörte wiederum Ministerpräsident Horst Seehofer mit Wohlgefallen, der für den Bau des neuen, bis 34 Meter hohen Produktionsgebäudes mit zum Spaten gegriffen hatte. "Viele Menschen haben viele Wünsche, Kranke aber nur einen", zitierte der vormalige Bundesgesundheitsminister eine bekannte Volksweisheit. Der Pharma-Industrie komme deshalb eine hohe ethische Aufgabe zu. Bei der Zahl von Beschäftigten in Penzberg könne man davon ausgehen, dass jeder dritte Arbeitsplatz in der Stadt bei Roche angesiedelt sei. Seehofer kam bereits zum dritten Mal in den Penzberger Nonnenwald.

Das Gebäude ist dreiteilig konzipiert, umfasst im Hauptbau sechs Nutzgeschosse, die Nebengebäude sind zwölf Meter hoch. Der Komplex soll Ende 2014 fertiggestellt sein und dann 10 700 Quadratmeter gewerblicher Nutzfläche umfassen. Es ist das erste Gebäude in der Stadt, das mit Nahwärme aus einer Biogasanlage als zentralem Heizmedium für alle Prozessanlagen arbeitet.

© SZ vom 08.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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