Schlehdorf: Aufschub für Realschule:Wichtiger Etappensieg

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Eltern, Lehrer und Schülerinnen dürfen aufatmen: Die Kirche setzt ihren Beschluss zur Schließung der Einrichtung für ein Jahr aus. Ihr bietet sich jetzt die Chance, alte Fehler nicht zu wiederholen.

Klaus Schieder

Die Kirchenglocken in Schlehdorf dürften am Freitag nicht häufiger als sonst geläutet haben, nachdem das Erzbistum München und Freising am Vormittag bekannt gegeben hatte, den Beschluss zur Schließung der Mädchenrealschule für ein Jahr auszusetzen. Durchatmen dürfen Lehrer, Eltern und Schülerinnen jedoch allemal, erzielten sie damit doch nach vielen Sitzungen und Mahnwachen einen wichtigen Etappensieg. Ebenso die Bürgermeister und Abgeordneten, die in München im Ordinariat und im Kultusministerium monatelang für die Erhaltung der katholischen Schule auf dem Lande warben. Mehr als ein Teilerfolg ist dies allerdings nicht. Das wissen alle Beteiligten. Die Zukunft der Mädchenrealschule steht nach wie vor auf dem Spiel.

Mit der Entscheidung der Erzdiözese wurde allerdings jene Zeit gewonnen, die man sich im Ordinariat schon vorher hätte nehmen müssen, anstatt die Betroffenen einfach vor den Kopf zu stoßen. Zeit, um das Für und Wider einer Schließung zusammen mit Schulleitung, Eltern, Lehrern und Schülerinnen genau abzuwägen. Um Sachfragen zu erörtern, Argumente auszutauschen, Alternativen zu prüfen, finanzielle Aspekte zu erläutern. Generalvikar Peter Beer hat Recht, wenn er nun die Gelegenheit sieht, "offene Fragen ohne unproduktiven Zeitdruck" zu klären. Aber eben diesen Zeitdruck hatte die Erzdiözese selbst aufgebaut, als sie gewissermaßen ex cathedra verkündete, die Realschule zu schließen.

Und noch eine Chance, einen Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden, bietet sich für die Kirche: Die Verhandlungen über Schlehdorf sollten nicht bloß mit den Beteiligten, sondern auch in aller Öffentlichkeit stattfinden - um Kommunikationspannen diesmal zu vermeiden. Gerüchte, Halbwahrheiten, Missverständnisse und Schuldzuweisungen hat es schon genug gegeben. Davon klingen manchem noch die Ohren.

© SZ vom 10.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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