Schäftlarner Umfahrung:Zwischen "heilfroh" und "nicht glücklich"

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Die Anlieger der Starnberger Straße sind genervt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Entscheidung des Gemeinderats für die ortsnahe Variante stößt bei manchen auf Skepsis

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Die Reaktionen in Schäftlarn auf die Entscheidung des Gemeinderats, eine ortsnahe Umfahrung zu planen, sind gemischt. "Es gibt keine Lösung, die allem gerecht wird", glaubt Grünen-Rätin Sophie von Lenthe. Sie hatte sich zuerst für, dann gegen eine Umfahrung ausgesprochen. Den Mehrheitsbeschluss ihrer Kollegen akzeptiere sie, auch weil sie "keine bessere Lösung" habe, so erklärt sie. Der Ort werde von einer Umfahrung profitieren. Grundsätzlich aber setze sie auf eine Mobilitätswende. Immer mehr Straßen für immer mehr Autos zu bauen sei nicht zielführend und widerspreche grüner Politik.

Der Initiator der Bürgerinitiative "Umgehungsstraße jetzt und nicht erst in 10 bis 15 Jahren", Alfred Ebbers, ist zufrieden mit dem Gemeinderatsbeschluss. Rund 1300 Unterschriften hatten er und seine Mitstreiter 2013 für die Realisierung eine Umfahrung gesammelt; die jüngste Ratsentscheidung sieht er als späten Erfolg der Initiative. "Wenn wir das damals nicht gemacht hätten, würde immer noch nur davon geredet werden." Ein so "klares und eindeutiges" Votum habe er sich dennoch nicht erwartete. Er sei aber "heilfroh", dass der Gemeinderat so entschieden habe. "Und mit mir viele andere auch."

"Warum nicht überregional?"

Franz Strobl ist einer der Landwirte, deren Felder durch die ortsnahe Trasse durchtrennt würden. Der CSU-Gemeinderat stimmte gegen die Variante. "Wir sind nicht glücklich", sagt er stellvertretend für die betroffenen Landwirte, "das letzte Stück zusammenhängende Fläche in Schäftlarn wird zerschnitten." Verständnis für die Ratsentscheidung zeigt er trotzdem. Als Gemeinderat sei ihm bewusst, dass der Ort sein Verkehrsproblem bewältigen müsse; er verstehe aber nicht, "warum nicht vor Jahren eine überregionale Lösung anvisiert worden ist". Für das weitere Vorgehen wünsche er sich eine "faire Diskussion und eine faire Entschädigung" für die Landwirte.

Auch die "Initiative für Verkehrsentlastung Hohenschäftlarns bei Erhalt unserer Landschaft" ist mit einer ortsnahen Umfahrung über die Flur nicht glücklich. Sie steht der Gemeindeunion (GU) nahe, die in der Sitzung geschlossen dagegen gestimmt hatte und stattdessen die Waldtrasse favorisiert. Martin Hintermann, GU-Mitglied und einer der Verantwortlichen der Initiative, kritisiert, dass sich nach Auskunft des Bauamtsleiters Stefan Jocher "keine Handvoll" Räte die konkreten Pläne der ortsnahen Variante B angeschaut habe. "Ich bin mir nicht sicher, ob die Gemeinderäte sich im Klaren waren, worüber sie da abgestimmt haben." Auch beklagt er, dass es für die Bürger schwierig sei, an Informationen zu gelangen. Auf der Gemeinde-Homepage sind weder das Gutachten des Staatlichen Bauamts Freising noch die Umweltverträglichkeitsprüfung einsehbar; ein Fakt, der bereits in der Gemeinderatssitzung von einer Zuhörerin kritisiert worden war. Zudem kritisiert Hintermann, dass Schäftlarn "zu wenig auf die Nachbargemeinden zugegangen" sei, um eine gemeinsame Lösung für den Münchner Süden zu finden.

Der Sprecher der Initiative kündigt an, er werde sich nun mit seinen Mitstreitern abstimmen, um zu sehen, "was unsere Möglichkeiten sind". Möglicherweise würden sie gegen die ortsnahe Trasse vorgehen.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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