Schäftlarner Ortsumfahrung:Die Spaltung weiter vermeiden

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Nach der Bürgerbeteiligung zur Ortsumfahrung muss der Schäftlarner Gemeinderat entscheiden, welche Trassenvarianten näher untersucht werden sollen. Einen Bürgerentscheid will man vermeiden

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Nach dem Abschluss der moderierten Bürgerbeteiligung ist nun wieder der Gemeinderat am Zug. Er muss entscheiden, welche der drei vom Runden Tisch empfohlenen Trassenvarianten näher untersucht werden sollen. Dabei denken die Gemeinderäte auch darüber nach, wie sie vorgehen können, um einen Bürgerentscheid abzuwenden. Tatsächlich gibt es bei der Bürgerinitiative zum Erhalt der Schäftlarner Landschaft Überlegungen in diese Richtung.

"Im Prinzip fände ich einen Bürgerentscheid nicht schlecht. Dann hätte man schwarz auf weiß, was die Schäftlarner wollen", sagt Philipp Federspieler, der sich selbst als "primus inter pares" der etwa 15-köpfigen BI bezeichnet. Ihm sei wichtig, endlich darüber zu diskutieren, wie sich der Ausbau des Gewerbegebiets Schorn und dessen Halbanschluss an die Autobahn A 95 auf Schäftlarn und die Umfahrung auswirken. "Unsere Variante durch den Wald hätte den Charme der Anbindung mit Schorn", sagt er. Dort will die Stadt Starnberg das bestehende Gewerbegebiet erweitern.

Wenn da nur die Hürde nicht wäre, dass der Wald als Bannwald ganz besonders geschützt ist, und alle Experten und Behördenvertreter seit Jahren dasselbe sagen: dass eine Straße dort nie und nimmer genehmigt wird. Damit dies endlich ganz offiziell überprüft wird, fände es Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (Gemeindewohl) gut, wenn man auch den "Waldtrasse" genannten Vorschlag der BI einreicht und auf Realisierbarkeit und Kosten überprüfen lässt. Sie hofft auf einen eindeutigen Bescheid. Susanne Dichtl, Dritte Bürgermeisterin und Fraktionsvorsitzende des CSU im Gemeinderat, sieht das ganz genauso. Sie finde es "schwierig, wenn einfach nicht geglaubt wird, dass die Trasse durch den Wald nicht geht".

Reitinger findet grundsätzlich auch die Idee gut, in Sachen Schorn mit der Stadt Starnberg zu kooperieren. Für eine Bereitschaft Starnbergs dazu gebe es aber keinerlei Anzeichen, obwohl Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) immer wieder Gespräche mit der Nachbarstadt führe. "Starnberg plant nur für sich", sagt sie.

Ob der Gemeinderat bei der Sitzung am 24. Februar, bei der es erneut um die Umfahrung gehen wird, auch entscheidet, die Variante der BI weiter zu verfolgen, steht noch nicht fest. Die CSU-Fraktion habe sich noch nicht getroffen und daher auch noch kein gemeinsames Vorgehen festgelegt, sagt Dichtl. Auch die Grünen haben sich noch nicht über das weitere Vorgehen beraten. Fraktionssprecher Christian Lankes wägt aber ebenfalls ab, ob es sinnvoll ist, alle Varianten von den Behörden überprüfen zu lassen: "Dann hätte man einen Ablehnungsbescheid." Einen Bürgerentscheid will er nicht, denn der berge die Gefahr einer Spaltung des Orts. Eine Spaltung zu vermeiden war eines der Ziele der Bürgerbeteiligung. "Wir hatten auf eine Annäherung der Positionen am Runden Tisch gehofft. Das Gegenteil ist passiert", sagt Lankes. Aber immerhin sei die Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch doch recht gut gelaufen: "Ich dachte, das fliegt uns um die Ohren."

Moderatorin Stephanie Utz von "Image und Identität" habe es aber geschafft, die Diskussion auf die sachliche Ebene zu bringen und dort zu halten. "Die Leute haben schon mitbekommen, was geht und was nicht", sagt Lankes. Sein Ziel sei eine Umgehung, was ja auch der große Konsens in Schäftlarn sei, und die gehe eben leider nur auf Schäftlarner Flur. "Es geht dabei ums Gemeinwohl, das haben einige am Runden Tisch wohl aus den Augen verloren", ergänzt Lankes.

Dichtl ist wichtig, dass in den nächsten Jahren etwas passiert "und dass nicht erst die Enkel etwas davon haben". Wenn eine Entscheidung zu lange dauert, könnte es überdies sein, dass der Gemeinde ein anderer Bürgerentscheid ins Haus steht. Einer, den die BI pro Umfahrung auf den Weg bringt. Deren Vertreter Alfred Ebbers sieht dazu momentan keine Veranlassung. Das könne sich aber rasch ändern, wenn das Verfahren einschläft, sagt er.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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