Schäftlarner monieren:"Tote Hose" im Dorf

Lesezeit: 2 min

Eigentlich war als Thema der kommunale Wohnungsbau vorgesehen, doch die Anwesenden beim Bürgergespräch im Klosterstüblerl diskutierten vornehmlich über die Möglichkeiten der Ortsmitten-Gestaltung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Thema Wohnungsbau findet beim Schäftlarner Bürgergespräch kaum Anklang. Dafür klagt die Jugend über mangelnde Freizeittreffs. CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Fürst möchte den Bahnhofplatz aufwerten

Von Susanne Hauck, Schäftlarn

"Es dodelt in Schäftlarn." Dass zu wenig los ist in der Ortschaft, hat CSU-Bürgermeisterkandidat Christian Fürst beobachtet. Wie er das ändern will, erläuterte er kürzlich bei einem Bürgergespräch im Klosterbräustüberl in Kloster Schäftlarn.

Seit gefühlt Jahrzehnten wird immer wieder einmal darüber diskutiert, dass der Bahnhofsplatz in Hohenschäftlarn nicht gerade ein Aushängeschild ist. Jetzt machte sich das Thema auch Fürst zu eigen, der ihn zum "Bürgerplatz" und "Treffpunkt für jung und alt" aufwerten will. Momentan sei dies ein "toter Platz ohne Grün", der - abgesehen vom Wochenmarkt - vor allem als Stellfläche für Autos diene. "Diese Kiesfläche hat keinen Charme." Die Nöte der S-Bahn-Pendler im Auge behaltend ("ab acht Uhr morgens ist kaum mehr etwas frei"), will er auf dem weiter hinten gelegenen Park-and-Ride-Areal "mehr Möglichkeiten schaffen, damit vorne mehr Platz ist". Gelder dafür sollen aus der Städtebauförderung kommen. Bislang habe es dem Gemeinderat "an Willen gefehlt, das in die Hand zu nehmen". Als Beispiel für eine gelungene neue Dorfmitte führte er Münsing an.

Für Fürst fehlt außerdem ein kleines Café, in dem sich die Leute zusammensetzen können. Eine Idee, mit der er sich nicht nur Freunde machte. "Das ist so überflüssig wie ein Kropf", wetterte Jürgen Flörche und zählte gut ein Dutzend Einkehrmöglichkeiten in der Gemeinde auf. Der 74-Jährige ist sich sicher, was den Charme Schäftlarns ausmacht: "Die Leute ziehen hierher wegen der Ruhe."

An diesem Punkt nahm die bis dahin zäh verlaufende Diskussion an Fahrt auf, es kam zum Schlagabtausch. "Vor allem in Ebenhausen gibt's seit Jahren kein Angebot mehr für die Jugend", ergriff die 21-jährige Christina Kopp mutig das Wort, das einzig junge Gesicht an diesem Abend. Ihre Altersgenossen würden lieber woanders weggehen - oder so bald wie möglich fortziehen. Die Idee einer gelungenen Dorfgemeinschaft sah die Studentin bei der Maibaumgesellschaft in diesem Jahr verwirklicht. "Das hat die Generationen zusammengebracht, so was fehlt total."

Der von Kopp geforderte eigene Jugendtreffpunkt ist jedoch wegen Aufsichtspflichten und Nachbarschaftsbeschwerden schwer zu verwirklichen. Andere verwiesen auf die Jugendarbeit bei den Vereinen. Wegen der Müll- und Alkoholproblematik waren den Anwesenden die privaten "wilden" Zusammenkünfte ein Dorn im Auge. "Dass sich die Jugendlichen am Spielplatz an der Jahnstraße zum Rauchen treffen, bringt die Nachbarn auf die Barrikaden", meinte Michael Geisenhofer. Auch das Wartehäuschen am Bahnsteig Ebenhausen und das "Tempelchen" am Ortsrand wurden als Brennpunkte identifiziert. "Einen Ort zum Feiern kann die Gemeinde nicht schaffen, aber einen schöneren Platz, an dem sich Jung und Alt gern aufhalten", versprach Fürst.

An dem von Stephan Kopp heftig kritisierten Zustand des Maibaumplatzes ("sieht aus wie ein Entwicklungsland") und dem brachliegenden Gasthaus zur Post wird sich hingegen so schnell nichts ändern. Wegen Privateigentums seien ihnen die Hände gebunden, so Fürst, auch wenn die Gemeinde immer wieder im Gespräch mit dem Besitzer sei.

In die vorangegangene Diskussion über den "Kommunalen Wohnungsbau", wie in der Einladung angekündigt, waren die rund 15 Zuhörer nur zögerlich eingestiegen - offensichtlich gibt es hier wenig Gesprächsbedarf. Fürst stellte die drei geförderten Mehrfamilienhausprojekte in der Gemeinde vor, die nach Fertigstellung insgesamt 22 Wohnungen mit bezahlbaren Mieten schaffen sollen.

Für den im April bezugsfertigen Schorner Weg läuft die Ausschreibung noch bis 3. November, die Mieten kosten zehn Euro pro Quadratmeter. Fürsts Vorschlag, wieder Einheimischenmodelle aufzulegen, stieß auf verhaltene Reaktionen. Wenn, dann nur mit Mehrfamilienhäusern, so der Tenor. Die Zukunft Schäftlarns sahen die Wortführer im Wohnungsbau, nicht in Einfamilienhäusern. Fürst will die jungen Leute am Ort halten, um die gewachsene Dorfstruktur zu erhalten. Bei Grundstückspreisen von 1400 Euro pro Quadratmeter und Mieten von 19 Euro bei Neubauwohnungen sei es für junge Paare unmöglich, etwas zu finden.

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: