Schäftlarn:Zweiter Kampf ums Überleben

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Schäftlarner sammeln erneut für leukämiekranken Buben.

Von Jana Spielmann, Schäftlarn

Ein 14-jähriger Junge aus der Gemeinde Pidkamin in der Ukraine, ursprünglich sehr aufgeweckt und sportlich, reist 2015 mit einer Gruppe Kinder und Jugendliche in die befreundete Gemeinde Schäftlarn. Kaum ist er zurück in seiner Heimat, bricht er zusammen. Die Diagnose der Ärzte: Myeloische Leukämie - eine Krankheit, die unbehandelt sehr schnell zum Tode führt. Frank Dopfer, Maria Reitinger und Viktoria Sidorova von der Projektgruppe Pidkamin-Schäftlarn der Osteuropahilfe, die den Jungen namens Nazar während seiner Reise nach Schäftlarn kennengelernt und betreut haben, sind sich sofort einig, etwas tun zu müssen. Innerhalb kurzer Zeit rufen sie eine Spendenaktion ins Leben, um die für die Behandlung in einer Klinik in Verona notwendigen 85 000 Euro zu sammeln. Mit Erfolg: Nazar erholte sich nach seiner Knochenmarktransplantation und kehrt nach einem Besuch in Schäftlarn zurück in seinen Heimatort.

Mitte November diesen Jahres folgt dann die Hiobsbotschaft: Die italienischen Ärzte diagnostizieren bei einer Nachuntersuchung einen schweren Rückfall. "Man nannte uns zwei Möglichkeiten: die Behandlung fortführen oder den Jungen zu Hause sterben lassen. Da gab es für uns nur eine Option", so Dopfer. Sie mobilisieren sämtliche Kräfte, kontaktieren Freunde, Spendenorganisationen und Bürger aus der Region. Rund 60 000 Euro werden für die Behandlung benötigt. Am 8. Dezember beläuft sich der Spendenstand auf rund 55 000 Euro, inklusive einer Deckungszusage auf 60 000 Euro. Die Projektgruppe zählt 245 Spender, davon 150 aus Schäftlarn sowie Auswärtigen, die von Schäftlarnern angesprochen wurden.

Für den Jungen und seine Familie wird die Bekämpfung der Krankheit eine Tortur: Aktuell befindet er sich in der ersten von drei Chemotherapien und kämpft zusätzlich mit schwerem Fieber und Infektionen. Seine Überlebenschance liegt bei etwa 20 bis 25 Prozent. Die Mutter des Jungen wohnt währenddessen in einer kleinen Wohnung in Verona, ist aber Tag und Nacht in der Klinik. Die Spendenaktion der Schäftlarner Bürger hält sie schlicht für "ein Wunder". Um auch ihr in Italien emotionalen Rückhalt zu geben, telefoniert die Dolmetscherin Viktoria Sidorova fast täglich mit ihr.

"Die Empathie, die wir von den Spendern erfahren, ist unglaublich - wir können uns nur bedanken", sagt Reitinger. Die zweite Bürgermeisterin ist wie ihre Kollegen Frank Dopfer und Viktoria Sidorova inzwischen Ehrenbürgerin der Gemeinde Pidkamin.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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