Schäftlarn:Windrad-Gegner sehen sich bestätigt

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Das Windrad steht in Berg und ist unübersehbar. Es überragt auch die Kirche von Hohenschäftlarn. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die schwache Bilanz liege nicht am Wetter. Die beteiligten Gemeinden bleiben gelassen

Von Barbara Briessmann, Schäftlarn

"Wir kriegen die Windräder nicht mehr weg", macht sich Maria Reitinger (UWG) keine falschen Hoffnungen. Auch wenn die zweite Bürgermeisterin von Schäftlarn eine gewisse Schadenfreude nicht unterdrücken kann. Denn am Dienstag hatte Robert Sing, Geschäftsführer der Bürgerwind-Berg-Gesellschaft, dem Berger Gemeinderat die Bilanz nach einem Jahr Windkraft vorgelegt. Demnach blieb der Ertrag hinter den Erwartungen zurück. Der Grund dafür sei "ein sehr schwaches Windjahr" gewesen. Die an der Gesellschaft beteiligten Gemeinden Gaißach, Bad Tölz und Münsing nehmen die erste Bilanz eher gelassen.

"Das Ergebnis entspricht genau dem, was man erwartet hatte", sagt Reitinger. Es sei zwar aus Sicht des Geschäftsführers verständlich, so zu argumentieren. Das aber habe nichts mit der Realität zu tun. "Wir haben auch unsere Fachleute", so die zweite Bürgermeisterin. Diese hätten auch Messungen durchgeführt. Ihr Fazit: Es sei ein durchschnittliches Windjahr gewesen. "Ein windschwaches Jahr ist ein Schmarrn."

In fast allen vergangenen zwölf Monaten habe die Bürgerwind Berg die errechneten Sollwerte nicht erreicht, hatte Sing den Berger Gemeinderäten berichtet. Außerdem fiel der Ertrag von Januar bis März aus, weil Generatorendichtungen fehlten. Diesen Ausfall übernehme aber der Hersteller Enercon. Die vier Windräder sind seit Dezember 2015 am Netz, aber erst seit Mai offiziell im Dauerbetrieb.

Einen Grund zur Freude über die Windkraftanlage hatten die 169 Kommanditisten der Betreibergesellschaft im August. Denn die Kosten für die Windräder inklusive Planung, Gutachten, Klagen und anderer Kosten blieben unter den veranschlagten 21,6 Millionen Euro. Auf die an der Betreibergesellschaft Beteiligten wurden 276 000 Euro verteilt, jeder bekam vier Prozent des Betrages der angelegt worden war. 20 000 Euro erhielten die Stadtwerke Bad Tölz, 30 000 Euro Gaißach. "Damit haben wir nicht gerechnet", sagte Bürgermeister Stefan Fadinger damals erstaunt. Doch wie sind die Reaktionen jetzt, nachdem die neuen Zahlen nicht so berauschend sind?

Neben der Gemeinde Berg, die eine Million Euro investiert hat, ist Gaißach der zweitgrößte Kommanditist. Die Gemeinde ist mit 750 000 Euro an der Bürgerwind Berg beteiligt. Bürgermeister Stefan Fadinger (parteifrei) kennt die neuen Zahlen noch nicht, muss sich erst informieren. "Aber im Jahr der Inbetriebnahme kann man das sicher nicht so genau nehmen", meint er dazu, dass bei der Auswertung Zahlen unter dem Soll herauskamen. Es müsse erst alles so richtig laufen wie beabsichtigt. "Deswegen beunruhigt mich das jetzt nicht."

Ähnlich gelassen nimmt es Michael Grasl, Bürgermeister von Münsing. Die Gemeinde ist, wie er sagt, mit "einem kleinen, fast schon symbolischen Betrag" an den Windrädern beteiligt. Für Grasl spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. "Ein Jahr ist nur eine Momentaufnahme", findet er, "da kann man noch gar nichts sagen. Erst in ein paar Jahren wissen wir mehr." Es sei noch viel zu früh, um Prognosen oder Befürchtungen abzugeben. "Ich sehe das ähnlich entspannt wie mein Berger Kollege Rupert Monn."

"Ich will von den Windrädern nichts mehr hören und sehen", ist Maria Reitinger aus Schäftlarn genervt. Die Windräder von Berg grenzen an ihre Gemeinde. Inzwischen liebe sie den Nebel. "Da sehe ich sie nicht. Und weil bei Nebel kein Wind weht muss ich sie auch nicht hören. Weil sich da nämlich nichts dreht."

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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