Gemeinderat Schäftlarn:Sozial schwach

Lesezeit: 1 min

Die Ablehnung der Schulsozialarbeit ist ein Trauerspiel, ein Skandal. Offenkundig haben einige Gemeinderäte keinen Schimmer, worum es dabei geht.

Felicitas Amler

Man weiß kaum, worüber man sich mehr wundern soll: Darüber, dass ein gestandener Bürgermeister es nicht schafft, seine eigene Fraktion zum geschlossenen Abstimmen pro Schulsozialarbeit zu bewegen. Oder darüber, dass es heutzutage bei einem so wichtigen gesellschaftspolitischen Thema überhaupt noch Gegenstimmen gibt.

Der Schäftlarner Gemeinderat hat es allen Ernstes abgelehnt, 14 000 Euro in die Zukunft seiner Jugend zu investieren. Ein Trauerspiel, ein Skandal, ein geradezu unbegreifliches Versagen. Was treibt Lokalpolitiker an, die solche Entscheidungen treffen? Was wissen sie überhaupt? Haben sich jene, die gegen die sozialpädagogische Unterstützung für Schülerinnen und Schüler votiert haben, je ein Bild von der realen Situation gemacht?

Offenkundig haben manche von ihnen keinen Schimmer, worum es geht. Der Zwischenruf der Zweiten Bürgermeisterin, "unsere Kinder" seien doch nicht "so schlimm", sagt ja alles. Nur böse Buben und Mädchen brauchten demnach eine extra Portion Zuwendung. Und solche Blagen gibt's in der heilen Schäftlarner Welt nicht.

Als wüsste nicht jeder, der mit offenen Augen durchs Leben geht, wie "heil" unsere Familien- und Schulwelten tatsächlich sind. Und als ginge es bei der Schulsozialarbeit nicht um weit mehr als um eine Krücke für gestrauchelte Jugendliche.

Die Verzahnung von Schule und Jugendarbeit dient dazu, Lebens- und Entwicklungsbedingungen aller Kinder und Jugendlichen zu verbessern; ihnen Chancen für die Weiterbildung zu eröffnen; Einzelberatung bei Sorgen, Nöten und Konflikten zu sichern; sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten; Schule und Eltern miteinander ins Gespräch zu bringen . . .

Ein enormer Gewinn, wenn man bedenkt, dass dies alles mit einer Halbtagsstelle zu haben wäre. Welch bittere Pointe, dass ausgerechnet die angeblich christlich-sozialen Politiker und solche, deren Gruppierung sich "Gemeindewohl" nennt, dagegen sind.

© SZ vom 14.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: