Schäftlarn:Krach am Klosterberg

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Die kurvenreiche Strecke zum Kloster Schäftlarn ist bei Motorradfahrern beliebt, Anwohner klagen über Lärm. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht. Die Polizei sieht wegen geringer Unfallzahlen derzeit keinen Handlungsbedarf

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Die Fronten am Schäftlarner Klosterberg sind seit Jahren verhärtet. Während Motorradfahrer dort Erholung oder den Kick auf ihrem Zweirad suchen, beschweren sich die Anlieger über den Lärm und die Emissionen. Vergangenen Sommer haben sie sogar über eine Demonstration nachgedacht, um auf ihr Problem aufmerksam zu machen. Obwohl ihr Ärger den Gemeindeoberen, der Polizei und dem Landratsamt bekannt ist, wurde bisher keine Regelung zu ihrer Zufriedenheit gefunden. Zuletzt nahm sich erneut Gemeinderat Gerd Zattler (Grüne), selbst Anwohner in der Klosterstraße, des Themas an und stellte im Juni eine Anfrage an den Bürgermeister. Eine offizielle Antwort darauf gab es bisher nicht. Der Rathauschef habe sich jedoch erneut an das Landratsamt gewandt, um "auf die Dringlichkeit, etwas zu unternehmen" hinzuweisen.

Den kurvigen Berg zwischen Hohenschäftlarn und Kloster Schäftlarn nutzen Motorradfahrer gerne für ihre Ausflüge ins Oberland. Daran hat auch die bestehende Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 40 nichts geändert. Viele Biker würden den Klosterberg in ihre "Oberland-Runde" integrieren, wie Andreas Aigner, Dienstellenleiter der zuständigen Polizeiinspektion Grünwald, sagt. Die Motorradfahrer schätzten laut Aigner besonders die "schönen, weichen Kurven und den guten Fahrbahnbelag". Und weil die Strecke eben so angenehm zu fahren ist, drehen manche von ihnen um und fahren sie noch mal und noch mal. Zum Ärger der Anwohner. Aigner weiß das. Er sagt: "Die Situation kocht hoch, weil die Motorradfahrer den Berg nutzen, um mehrfach rauf- und runterzufahren." Die Anlieger würden darauf sensibel reagieren, besonders wenn teilweise getunte Motorräder unterwegs seien. Deshalb überwachen laut Aigner "motorradkundige Beamte" die Strecke regelmäßig, kontrollieren die Geschwindigkeit und überprüfen die Maschinen auf illegale Umbauten. Das Fazit der Polizei: Die meisten Motorradfahrer seien "vernünftig unterwegs". Handlungsbedarf sieht Aigner daher keinen, auch wenn er den Ärger der Anwohner nachvollziehen könne.

Die Unfallstatistik unterstreicht die Beobachtungen der Polizei. Von Jahresbeginn 2015 bis Anfang Juni 2018 ereigneten sich auf dem Schäftlarner Klosterberg lediglich acht Unfälle mit Motorradbeteiligung. Sechs Biker wurden leicht verletzt, zwei schwer. Drei dieser Unfälle fanden 2018 statt. Im Verhältnis zur Frequentierung durch Motorradfahrer sei die Unfallquote also sehr gering, so Aigner. Anders als dies beispielsweise am Kesselberg zwischen Walchen- und Kochelsee der Fall war, der an Wochenenden und Feiertagen komplett für Motorräder gesperrt ist.

Gemeinderat Zattler pocht dennoch auf einen Kompromiss. Er sieht besonders die Kreuzung von Bundesstraße 11 und Starnberger Straße in Hohenschäftlarn als kritischen Punkt. Dort würden manche Motorradfahrer, sobald die Ampel auf grün schalte, besonders "aufdrehen". Weiter kritisiert Zattler, dass die Geschwindigkeitsbeschränkung teilweise zu keiner Besserung geführt habe. Er beschreibt Situationen, in denen jeweils am Fuß und auf dem Klosterberg Biker stehen würden, um ihren Kollegen per Handy durchzugeben, dass die Strecke frei sei. Dann werde gerast. Und das oft mehrmals.

Die Anwohner der Klosterstraße haben in der Vergangenheit bereits mehrere Ideen für einen Kompromiss vorgeschlagen - von einer Teilsperrung bis zur Benutzung der Straße in nur eine Fahrtrichtung, um mehrmalige Fahrten zu verhindern. Einer der jüngeren Vorschläge sieht vor, die Klosterstraße in Hohenschäftlarn für Motorradfahrer ganz zu sperren. Diese müssten folglich auf die Straße durch den Wald ausweichen, die am Ortseingang von Ebenhausen auf die B 11 führt. Gebracht haben ihre Vorschläge den Anliegern bisher nichts. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer sagte auf Nachfrage, dass er auf seine Anfrage beim Landratsamt bisher "keine Rückmeldung" erhalten habe. "Für dieses Jahr ist eine Regelung ohnehin obsolet", sagt Zattler.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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