Schäftlarn:Klangkultur und Präzision

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Von Reinhard Szyszka, Schäftlarn

Ein halbes Jahrhundert hat sie jetzt auf dem Buckel, die Ebenhauser Pfarrkirche Sankt Benedikt. Sehr viel jünger waren die Musiker, die am Donnerstag das Festkonzert zum Weihejubiläum bestritten. Die Musikwerkstatt Jugend war mit dem Kinderorchester und der Sinfonietta angetreten, Streichorchestern für unterschiedliche Altersstufen. Im Kinderorchester machen die Acht- bis Zwölfjährigen erste Orchestererfahrungen; die 13- bis 17jährigen spielen in der Sinfonietta.

Eine lockere, familiäre Atmosphäre herrschte vor Konzertbeginn, denn natürlich waren viele Eltern, Onkel und Tanten erschienen, um den Nachwuchs zu hören. Das Kinderorchester unter der Leitung von Barbara Hubbert machte den Anfang. Hubbert schafft es immer wieder, ihre jungen Musiker zu harmonischem, sauber intoniertem Zusammenspiel zu erziehen und einen homogenen Orchesterklang zu erzeugen. Keine geringe Leistung, denn die Kinder werden älter; die Fortgeschrittenen wechseln in die Sinfonietta, und Anfänger rücken nach, die erst in das Gesamtgefüge integriert werden müssen. Dennoch konnten sich die jungen Streicher auch diesmal wieder hören lassen und waren mit Ernst und Konzentration bei der Sache.

Carl Philipp Emanuel Bach und Joseph Haydn standen auf dem Programm. Mit knappen, präzisen Gesten leitete Hubbert ihre Musiker, und wenn die Cellisten mal ihre eigenen Tempi spielen wollten, brachte die Dirigentin sie schnell wieder auf Kurs. Es spricht für die Disziplin der Kinder, dass sich die Umbauten zwischen Tutti- und Solosätzen fast geräuschlos vollzogen.

Dann ließ sich die Sinfonietta hören - die nächste Stufe der musikalischen Entwicklung. Die Kinder aus dem Kinderorchester werden, wenn sie am Ball bleiben, in wenigen Jahren dieses Level erreichen. Dirigent Winfried Grabe hatte, passend zum jugendlichen Alter der Ausführenden, zwei Werke junger Komponisten ausgesucht: Mozart schrieb sein Divertimento D-Dur mit 16 Jahren; Leoš Janáček war 23, als er die Suite für Streichorchester komponierte. Die jugendlichen Streicher glänzten mit Klangkultur und Präzision. Grabe konnte es sich leisten, größere Einheiten zu dirigieren und sich mehr auf den Ausdruck als auf das Taktschlagen zu konzentrieren. Dem Dirigenten und seinen Musikern gelang es, die fein ziselierten, kammermusikalischen Strukturen Mozarts ebenso klar herauszuarbeiten wie die düstere Klangpracht bei Janáček. Großer Beifall, der mit einer kleinen Zugabe belohnt wurde.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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