Schäftlarn:In 26 Stunden mit dem Bus ins Isartal

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Ukraine trifft Bayern: An der Grundschule Schäftlarn tragen Gäste und Gastgeber ihre jeweils typische Tracht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Gemeinde empfängt junge Gäste aus der ukrainischen Freundschaftsgemeinde Pidkamin. Auf die Freunde wartet ein tolles Programm.

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Mehr als einen Tag sind die elf Kinder und ihre sieben erwachsenen Begleiter aus Pidkamin unterwegs gewesen: Nach 26 Stunden Busfahrt kam die Delegation aus der westukrainischen Kommune - darunter Zweiter Bürgermeister Bogdan Ukrainez und der frühere Bürgermeister Mychajlo Tschumak - am Donnerstag in Hohenschäftlarn an. Noch bis Dienstagfrüh, 19. Juli, werden sie in der Gemeinde im Isartal bleiben. Beide Gemeinden pflegen seit knapp vier Jahren freundschaftliche Beziehungen.

Die Schäftlarner Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger von der Projektgruppe "Freunde von Pidkamin" erklärte am Freitag, dass sie über die schwierigen politischen Verhältnisse in der Ukraine bisher noch nicht gesprochen hätten. Doch in erster Linie sollten sich vor allem die jungen Besucher entspannen und erholen. Mit den Verantwortlichen in Pidkamin hätten sie vereinbart, dass die jungen Teilnehmer nach sozialen Kriterien ausgewählt werden. Es sollten Kinder zum Zuge kommen, die es sich normalerweise nicht leisten könnten zu verreisen.

Nach einer kurzen Erholung am Donnerstagabend wanderten die Mitglieder der Projektgruppe mit den Kindern im Alter zwischen elf und 15 Jahren am Freitagvormittag von Ebenhausen, über das Kloster Schäftlarn bis zur Isar. Anschließend waren sie zum Sommerfest an der Grundschule in Schäftlarn eingeladen. Dort zeigten sie auch landestypische Tänze aus der Ukraine. Die Kinder werden an diesem Samstag die Filmstudios in Geiselgasteig besuchen, bevor sie weiter nach München fahren. Am Sonntag soll es auf den Blomberg bei Wackersberg gehen. Laut Reitinger wollen sie mit den Kindern in den Hochseilgarten gehen und auf der Sommerrodelbahn wieder ins Tal rauschen.

Der Höhepunkt des Besuchsprogramms findet dann am Montag statt. Nach einem Empfang im Rathaus laden die Kommune und die Projektgruppe "Freunde von Pidkamin" ausgewählte Gäste zu einem Freundschaftsabend in das Vereinsheim nach Neufahrn ein. Die jugendlichen Gäste werden über die Ukraine berichten und tanzen. Außerdem soll es für alle Gelegenheit geben, sich über die aktuelle politische Situation in der Ukraine auszutauschen. Am Dienstag fahren die Gäste schließlich mit dem Bus wieder zurück.

Schon am Samstag, 23. Juli, erwartet Schäftlarn erneut Besuch aus der Ukraine: Nach vier Monaten wird der an Leukämie erkrankte 14-jährige Nasar Molinskij aus dem Krankenhaus in Verona entlassen und kommt auf der Rückreise in seine Heimat in die Isartalgemeinde. Um dem Jugendlichen eine Behandlung zu ermöglichen, haben Reitinger, Frank Dopfer und Viktoria Sidorowa von der Gruppe "Freunde von Pidkamin" von Dezember bis Januar insgesamt 85 000 Euro akquiriert.

Dopfer zeigt sich erfreut, dass der Junge inzwischen auf dem Weg der Besserung sei. Molinskijs Schwester habe ihm Knochenmark gespendet. Ihr und der Mutter habe die Schäftlarner Projektgruppe auch ermöglicht, in einer Wohnung nahe der italienischen Klinik bleiben zu können. Jetzt seien sie guten Mutes. Die Blutwerte von Nasar hätten sich deutlich verbessert. Der Junge soll nun monatlich in der Ukraine zur Kontrolluntersuchung. In einem Vierteljahr werde er wieder nach Verona zu einer großen Nachuntersuchung reisen, erzählt Dopfer - und dankt allen, die die Transplantation möglich gemacht haben.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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