Schäftlarn:Aus Lust am Lernen

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Schwere Kost in der Urlaubszeit: Eine handverlesene Auswahl hochbegabter und sozial engagierter Schüler trifft sich im Kloster zu einem anspruchsvollen Ferienseminar.

Von Helena Golz

Vielseitig interessiert: Stefanie Probst und Philipp Mauker sind Hochbegabte,die beim Ferienseminar im Benediktinerkloster Schäftlarn nach beruflichen Perspektiven Ausschau halten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Sonne scheint, die Menschen im Biergarten lachen, genießen das Wetter. Es sind Ferien. Im Physiksaal des Benediktinergymnasiums Schäftlarn aber sitzen noch Schüler. Sie lauschen gebannt dem Politikwissenschaftler Patrick Keller. Die 18-jährige Stefanie vom Gymnasium Sankt Matthias in Waldram und der 18-jährige Philipp aus Weilheim halten die Stifte gezückt, bereit, jede wichtige Information mitzuschreiben. Der aus Berlin angereiste Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung referiert über aktuelle Fragen der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik. Und wie! Keinen Fachbegriff lässt er aus: Um imperiale Überdehnung, multipolare Weltordnung und Supranationalität geht es da, auch die politische Theorie des Neorealismus wird dem jungen Publikum präsentiert. Schwere Kost. Für Stefanie, Patrick und die 28 anderen Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren aber ist das, wovor andere zurückschrecken würden, willkommene Ferienbeschäftigung.

Die Schüler sind Jahrgangsbeste ihrer Gymnasien aus dem Schulbezirk Oberbayern-West. Sie wurden von ihren Schulen vorgeschlagen, um am "Ferienseminar für besonders begabte und vielseitig interessierte Schüler" in Schäftlarn teilzunehmen. An die 60 Schüler wurden vorgeschlagen, nur 30 davon genommen. Sie stechen durch sehr gute Noten und soziales Engagement hervor. Stefanie beispielsweise arbeitet beim Roten Kreuz und möchte mal Medizin studieren. Philipp ist Jugendleiter in seinem heimatlichen Hundesportverein. Er interessiert sich vor allem für Chemie und Physik.

Das Ferienseminar wird seit 27 Jahren vom Kultusministerium veranstaltet und finanziert. Seit drei Jahren findet die Veranstaltung auch in Schäftlarn statt. Die Betreuung der Schüler übernimmt Thomas Volz, Mitarbeiter der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-West. Birgit Ruckdäschel, Studiendirektorin und ebenfalls Mitarbeiterin der Ministerialbeauftragten, hat den Veranstaltungsplan des Seminars erstellt und die Referenten eingeladen, darunter auch Patrick Keller. Das Programm, das sich über fünf Tage erstreckt, bietet allerhand: amerikanische Politik, Themen aus der Neurobiologie und der Geschichte Bayerns, auch die europäische Schuldenkrise und erneuerbare Energien stehen auf der Agenda. Zur Abwechslung werden Improvisationstheater, kreatives Schreiben, Musik- und Sportworkshops angeboten. "In den fünf Tagen entsteht in der Regel eine wunderbare Atmosphäre", sagt Ruckdäschel, "die Teilnehmer des letzten Jahres haben immer noch Kontakt zueinander." Es gehe darum, den begabten Schülern, die sich bald mit ihrer Berufswahl beschäftigen müssen, Perspektiven aufzuzeigen und eine Vernetzungschance zu bieten.

Stefanie ist von dem Programm überzeugt. "Die Themen sind sehr vielfältig und ich bin für alles offen", sagt sie. Ob sie nicht lieber die Sonne genießen will? "Man kann ja immer noch rausgehen. Sich so weiterzubilden wie in diesen Tagen, dazu hat man wohl nie wieder die Möglichkeit." Philipp stimmt ihr zu. "Das Programm bietet etwas für viele Interessen, und da ich noch nicht ganz genau weiß, was ich später mal machen will, ist das hier optimal." Obwohl er im Matheunterricht gelegentlich warten muss, bis auch die anderen die Aufgabenstellung verstanden haben, sieht er sich nicht als hochbegabt. Im Ferienseminar komme nicht die Elite zusammen, "sondern einfach verschiedene Leute mit verschieden Interessen, die sich auf die Inhalte einlassen", sagt er.

Ruckdäschel, die dabei steht, nickt entschieden. "Wir reden nicht von Hochbegabten, denn wir testen vorher ja nicht." Trotzdem ist sie überzeugt von der Qualität der Schüler in diesem Jahr. Deren Kompetenz zeigt sich bei der anschließenden Diskussion an Kellers Vortrag - die Schüler werfen ebenso mit Fachbegriffen um sich wie der Referent selbst.

© SZ vom 03.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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