Schäftlarn:Auch Grundschüler brauchen Sozialarbeit

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Der Gemeinderat verlängert das Programm, weil die Probleme zunehmen. Einige Politiker sind skeptisch

Von Wolfgang Schäl, Schäftlarn

Die Jugendsozialarbeit, die im Schuljahr 2013/14 an der örtlichen Grundschule eingeführt worden ist, hat sich nach Meinung des Schäftlarner Gemeinderats bewährt und soll deshalb unbegrenzt fortgeführt und sogar aufgestockt werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste das Ratsgremium jetzt mit der Maßgabe, dass das Zeitkontingent für Sozialpädagogin Isabelle Kilian vom AWO-Kreisverband München von bislang 19,5 auf 25 Wochenstunden angehoben wird. Die Vorteile dieser Arbeit würdigte Rathaus-Geschäftsführer Stefan Wallner mit dem Hinweis, dass durch Kilians Arbeit viele Angelegenheiten gelöst und bearbeitet werden konnten, die ansonsten an überörtliche Jugendhilfeeinrichtungen hätten überwiesen werden müssen. Denn die Problemfälle reichen Wallner zufolge mitunter weit in den familiären Bereich der Betroffenen hinein.

Wie vielfältig der Katalog ihrer Aufgaben ist, umriss Kilian selbst bei einem Kurzreferat im Rathaus: Sie sei in erster Linie Ansprechpartnerin und kooperiere auch mit außerschulischen Einrichtungen. Als einen Arbeitsschwerpunkt nannte die Sozialpädagogin die Lösung von Pausenkonflikten. Dank dieses Engagements nehme die Konfliktbearbeitung nur noch fünf statt wie bisher 15 Prozent ihrer Arbeitszeit in Anspruch. Am wichtigsten aber ist nach ihrer Erfahrung nach wie vor die Einzelfallhilfe. "Eltern, Lehrer und Kinder kommen zu mir", sagte Kilian, insbesondere Lehrer und Eltern suchten zunehmend das Gespräch. Im Einzelnen gehe es dabei um familiäre Umbruchsituationen, finanzielle Probleme, seelische Behinderungen, Teilleistungsstörungen, unangepasstes Sozialverhalten, Legasthenie, Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen, in schweren Fällen auch um Ausgrenzung und Mobbing. Daneben befasst sich Kilian zunehmend mit Projektarbeit. Hier gehe es unter anderem um Konzentrations- und Sozialkompetenztraining und Gewaltprävention. Dies alles sei "entscheidend dafür, dass Lehrer gut arbeiten können", den Schwerpunkt bilde eindeutig die Einzelfallarbeit. Den Wunsch nach einer Erweiterung der Wochenarbeitszeit begründete Kilian auch mit der zu erwartenden wachsenden Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund.

Ungeachtet des Abstimmungsergebnisses ließ sich an den Fragen der Ratsmitglieder eine gewisse Skepsis gegenüber der Jugendsozialarbeit an der Grundschule erkennen. Hans-Jürgen Heinrich (SPD) etwa wunderte sich, "dass Lehrer mit solchen Problemen nicht mehr selber umgehen können", und Ulrike Prölß (CSU) mutmaßte angesichts einer wachsenden Zahl von Problemfällen und Auffälligkeiten, dass man nicht Ursachen, sondern Symptome bekämpfe. Georg Lang (CSU) wünschte sich Vergleichszahlen aus Gemeinden in der Nähe wie Icking und Egling und nicht, wie in Kilians Bericht angeführt, aus Unterschleißheim. Kilian begründete die Notwendigkeit der Jugendsozialarbeit mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die Störungen etwa bei der Wahrnehmung ausgelöst hätten. Hier sei ein niederschwelliges Angebot wichtig. Bürgermeister Matthias Ruhdorfer wies darauf hin, dass man es in einer Grundschule jedes Jahr mit vielen neuen Kindern zu tun habe. Die Fortführung der Arbeit wurde bei einer, die Erhöhung des Stundenkontingents bei drei Gegenstimmen Stimmen beschlossen.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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