Schäftlarn:Am Anspruch wachsen

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Mehr als 100 Orchestermusiker bringt Philipp Amelung am Samstag in die Kirche St. Benedikt. Unser Foto entstand bei der Fidelio-Aufführung 2015. (Foto: Hartmut Pöstges)

Philipp Amelung und sein Akademisches Orchester wagen sich an Mahlers 1. Sinfonie

Von Stephanie Schwaderer, Schäftlarn

Eine geräumige Kirche, die auch mal laute Musik verträgt, und ein wohlwollendes Publikum - das sind die zwei Größen, die Philipp Amelung immer wieder dazu bewegen, mit seinen Tübinger Ensembles ein Gastspiel in der Heimat zu geben. An diesem Samstag, 3. Februar, sprengt der gebürtige Ickinger, der seit sieben Jahren Universitätsmusikdirektor in Tübingen ist, die von ihm gesetzten Maßstäbe: Mehr als 100 Orchestermusiker bringt er in die Ebenhauser Kirche St. Benedikt, um die 1. Sinfonie von Gustav Mahler und das Tripelkonzert von Ludwig van Beethoven aufzuführen.

Unterstützt werden die Studenten des Akademischen Orchesters Tübingen von Profimusikern des Pescatori Trios und einigen Aushilfsmusikern. Denn die Mahler-Sinfonie erfordert allein vier Schlagzeuger und fünf Kontrabässe, sagt Amelung, "da mussten wir uns Verstärkung holen". Das Projekt hält ihn und seine Studenten seit Oktober in Atem. Die Mahler-Sinfonie ist mit 50 Minuten nicht nur eine außergewöhnlich lange Sinfonie, sie verlangt den Musikern auch technische Höchstleistungen ab. Zum Beispiel den Hörnern, erklärt Amelung: "Zunächst einmal muss man sieben gute Hornisten haben, und dann ist jeder von ihnen quasi als Solist gefragt, das macht die Sache heikel." Auch die Streicher hätten viele schwierige Läufe zu bewältigen. "Das ist allein schon eine Frage der Kondition."

Mit der ersten Durchlaufprobe am Wochenende war der 44-Jährige recht zufrieden: "Sehr passabel", sagt er. Natürlich müsse man sich vor Augen halten, dass man keine Profis vor sich sitzen habe. "Für Laien machen sie ihre Sache sehr gut."

Ein Großteil der Ensemblemitglieder sind Medizin-Studenten, auch Juristen sind überdurchschnittlich oft vertreten. Ansonsten geht die Besetzungsliste quer durch alle Fakultäten. Die Herausforderung für Amelung besteht darin, dass sich der Klangkörper permanent verändert: "Ich fange jedes Semester von vorne an." Seit ein paar Jahren seien die Reihen aber gut gefüllt, so dass er sich an den Mahler gewagt habe: "Ein sehr großes Werk."

Ein paar Qualitätssprünge erhofft sich Amelung vom letzten Probenabschnitt und von dem Moment, wenn die Profis zu ihnen stoßen werden. Das wird am Freitag der Fall sein. Zwei Mitglieder des Pescatori Trios - Benedikt Wiedmann (Violine) und Benedikt Don Strohmeier (Violoncello) - sind Musiker an der Bayerischen Staatsoper, Stephan Zilias (Klavier) ist Kapellmeister der Oper Bonn. Amelung bemüht sich seit Jahren immer wieder darum, starke Solisten in seine Projekt einzubinden. "Das wirkt höchst motivierend", sagt er, "wenn vorne einer großartige Musik macht, spielen alle gleich viel besser."

Besonders freut er sich auf die langsamen Einschübe im ersten und vierten Satz der Mahler-Sinfonie, die von mächtigen Tutti-Passagen flankiert werden: "Das ist richtige Gänsehautmusik." Das zweite Werk des Abends, das Tripelkonzert op. 56 für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester von Beethoven habe er schon als Kind geliebt, erzählt Amelung. "Jetzt freue ich mich, es einmal selbst dirigieren zu dürfen."

Samstag, 3. Februar, 19 Uhr, St. Benedikt, Ebenhausen, der Eintritt ist frei, Spenden erbeten; nach der Premiere in Icking gibt es ein zweites Konzert am Sonntag, 4. Februar, in der Universität Tübingen

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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