Schäftarn:Günstiger Wohnen in Schäftlarn - aber enger

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Die Grünen werben um Baugenossenschaften und fordern eine Ortsgestaltungssatzung

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Die Vorteile genossenschaftlichen Bauens und Wohnens sind für Martin Okršlar klar: Die Bewohner haben ein Wohnrecht auf Lebenszeit - zu auf Dauer bezahlbaren Mieten. Das Modell steht allen Alters- und Einkommensstufen offen. Eine Kommune erzeugt mit solchen Projekten Aufmerksamkeit, gewinnt ein positives Image und belastet ihren Haushalt nicht. Damit warb der Vorsitzende der MARO-Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen mit Sitz in Ohlstadt in der Schäftlarner Einkehr vor rund 20 Gästen am Mittwochabend für derartige Wohnformen. Die Schäftlarner Grünen hatten ihn als Experten zum Thema "Genossenschaftliches Bauen und Wohnen" eingeladen. MARO realisiert unter anderem auch Pflege- und Demenz-WGs.

Der Grünen-Ortsverbandsvorsitzende Anton Höck warb dafür, dass die Kommune auf genossenschaftliche Modelle setzen solle. Angesichts hoher Mieten und Grundstückspreise im Speckgürtel von München werde es immer schwieriger, junge Leute am Ort zu halten. Auch in Schäftlarn Beschäftigte wollten in der Kommune zu bezahlbaren Preisen wohnen können. Allerdings erfordert ein genossenschaftliches Wohnprojekt eine bestimmte Mindestgröße. An den Vorgaben in Schäftlarn zur Geschossflächenzahl und damit zur Dichte der Bebauung würde ein solches Projekt derzeit scheitern. Höck forderte deshalb von der Kommune, endlich eine Ortsgestaltungssatzung zu erlassen und so Möglichkeiten für Genossenschaftsmodelle zu ermöglichen.

Als Alternative brachte Okršlar einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ins Spiel. In Windach habe die Gemeinde einen solchen erlassen und damit im Ortskern ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit höherer Geschossflächenzahl als sonst üblich ermöglicht. Mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan entstehe auch kein Präzedenzfall für die Umgebungsbebauung, sagte er. Etwa 15 Wohnungen und 1500 Quadratmeter Geschossfläche seien mindestens für ein genossenschaftliches Wohnprojekt, wie es MARO realisiert, notwendig. Etwa die Hälfte der Wohnungen seien gefördert, die andere Hälfte frei finanziert.

Okršlar betonte auch die sozialen Aspekte einer solchen lebendigen Wohngemeinschaft. Die Bewohner könnten sich auf freiwilliger Basis im Notfall gegenseitig unterstützen. Es gebe Flächen für gemeinsame Aktivitäten, zum Beispiel Räume als zentrale Treffpunkte. Die Mitglieder der Genossenschaft - um das zu werden, muss eine Person mindestens drei Genossenschaftsanteile von je 500 Euro zeichnen - seien Mieter und Eigentümer zugleich. Eine Genossenschaft stehe für nachhaltiges Wirtschaften. "Wir spekulieren nicht mit Grund und Boden und Mieten", sagte Okršlar. Die Miete steige langsamer als der Marktpreis. Zur Hausfinanzierung zahlt das Genossenschaftsmitglied je nach Wohnungsgröße Pflichtanteile. Beim Auszug bekommt er diese zurück. Daneben kann er weitere Anteile erwerben, wofür die Genossenschaft Dividende auszahlt.

Allerdings braucht die Genossenschaft zuerst ein geeignetes Grundstück. Ohne ein solches loszulegen, sei wenig praktikabel, sagte Okršlar. Für die Projekte von MARO hätten bisher fast immer Privatleute Grundstücke bereitgestellt. Wolle eine Gemeinde mit einem eigenen Grundstück nicht höchste Marktpreise ausreizen, könne jederzeit auch eine Genossenschaft zum Zuge kommen. Wie Okršlar erklärte, habe seine Genossenschaft Vergabekriterien für die Wohnungen. Die örtliche Verbundenheit sei das wichtigste. So könnten die Ortsansässigen bevorzugt berücksichtigt werden.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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