Sammlung Campendonk:Ein einzigartiger Zwilling

Lesezeit: 1 min

Das Stadtmuseum Penzberg ist innen wie außen ein Schatz der Stadt

Von Felicitas Amler, Penzberg

Es gibt Zwillinge, die man nicht auseinanderhalten kann, und solche, die einander nur ähneln. Ein solcher zweieiiger Zwilling ist das Museum Penzberg. Es trägt den Beinamen "Sammlung Campendonk", denn es besitzt die weltweit größte Kollektion von Werken des Expressionisten Heinrich Campendonk (1889-1957). Ein Schatzkästchen der ehemaligen Bergwerksstadt - innen wie außen. Was das Äußere angeht, so ist es gerade die Schlichtheit, durch die das Gebäude in der ansonsten mit architektonischen Reizen nicht eben gesegneten 16 000-Einwohner-Stadt spektakulär wirkt.

An ein ehemaliges Bergarbeiterhaus, das früher mehr schlecht als recht das Stadtmuseum beherbergte, wurde nach den Plänen des ortsansässigen und hier auch kulturell engagierten Architekten Thomas Grubert ein in der Kubatur identischer Bau angegliedert. Der Zwilling hat aber fast keine Fensteröffnungen und seine Fassade ist aus schwarzen und grauen Klinkern gestaltet. Der Architekt rekurriert damit auf die Geschichte Penzbergs als Kohlebergwerksstadt. Grubert wollte dieses Thema "in einer Transformation sichtbar machen". Der erste Gedanke - verkohltes Holz, wie es am Müritzmuseum erprobt ist - musste aus technischen Gründen verworfen werden. Im zweiten Anlauf entschied sich Grubert für zwei verschiedenfarbige Klinker, der eine enthält Kohle als Pigment, der andere wird im Kohle-Salz-Brand-Verfahren hergestellt. Die Wirkung ist großartig - ein Schwarz-Anthrazit-Braun-Spiel im Wechsel der Tageszeiten: "Wirklich ein Erlebnis", so schwärmt Stadtbaumeister Justus Klement.

Zwischen Museum und Straße ist ein kleiner Bereich entstanden, der zum Sitzen, Verweilen, Vor- oder Nachbereiten des Museumsbesuchs einlädt. Auch im Foyer ist dafür Platz; man sitzt dort im gläsernen Zwischenbau, vielleicht mit einer Tasse Cappuccino, über sich in luftiger Höhe eine zeitgenössische Skulptur von Dorothea Reese-Heim.

Kunstwerke sind meist äußerst empfindlich für Licht und Temperaturschwankungen. Im Campendonk-Museum gibt es dieses Problem nicht. Dort hat Architekt Grubert ein einzigartiges Heiz- und Kühlsystem erarbeitet. In den Sockeln und unter den Decken sind Leitungen installiert, durch die Wasser läuft. Warmes Wasser erwärmt die Wände von unten nach oben; kaltes kühlt sie von oben nach unten ab: "Ganz, ganz träge", erklärt der findige Architekt. Und eben das tut den Kunstwerken gut.

Museum Penzberg - Sammlung Campendonk, Am Museum 1, Penzberg, Samstag, 24. Juni, 11 Uhr, Führung 1,5 Stunden. Kinderführung 15 Uhr, Anmeldung unter architektouren2017@grubert.info

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: