Rundschreiben:Einkaufszentrum in der Kritik

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Wolfratshauser Grüne mobilisieren gegen Pläne für das Kraft-Areal

Die Wolfratshauser Grünen machen mobil gegen das auf dem sogenannten Kraft-Areal am Bahnhof geplante Einkaufszentrum. Auf einem Rundschreiben, das an alle Haushalte in der Umgebung verteilt wurde, kritisiert der Ortsverband das Vorhaben, zu dem derzeit der Entwurf des Bebauungsplans öffentlich ausliegt. Das Einkaufszentrum führe zu einer unzumutbaren Verkehrsbelastung und nehme den Händlern in der Altstadt Kunden weg, heißt es in dem Schreiben. Die Anwohner werden gebeten, ihr Mitwirkungsrecht zu nutzen und im Rathaus Einwände gegen den Bebauungsplan vorzubringen.

Das vom Investor geplante 180 Meter lange, 30 Meter breite und zwölf Meter hohe Einkaufszentrum führe zu etwa 4000 zusätzlichen Kfz-Bewegungen auf der Sauerlacher Straße und den umgebenden Ortsstraßen, heißt es in dem Papier. Der Vorstand der Wolfratshauser Grünen halte das "angebliche ,Leuchtturmprojekt'" an diesem Standort für ungeeignet. Begründet wird dies zum einen mit der Verkehrszunahme, die für Wolfratshausen nicht verträglich sei. Hierfür zitieren die Grünen den Verkehrsplaner Helmuth Ammerl, der für die Stadt ein Verkehrsgutachten erstellt hatte. Die Situation werde mit dem neuen Einkaufszentrum nicht besser, soll Ammerl laut der Wurfsendung gesagt haben - auch wenn sämtliche Ampeln an der Sauerlacher Straße zusammengeschaltet werden. Ammerl prognostiziere für 2030 in der Abendspitze eine Verkehrszunahme von 19 Prozent auf der Sauerlacher Straße, und im Moosbauerweg, je nach Richtung, von 59 und 42 Prozent. Verkehrsexperte Harald Kurzak habe jedoch erklärt, dass zehn Prozent mehr Verkehr zur doppelten Staulänge führe. Zwar behaupte Ammerl, die Situation sei mit koordinierten Ampelanlagen in den Griff zu bekommen, so die Grünen. "Aber der reale Autofahrer verhält sich nicht so wie in der Simulation." Zudem habe Ammerls Analyse "grundlegende Schwächen", weil sie eine Verkehrszählung von 2015 als Grundlage nehme, sich der Verkehr seitdem aber stark erhöht habe; auch fehle der Zugang von Norden.

Das Einkaufszentrum werde auch den Läden in der Altstadt weitere Kunden nehmen und dort zu noch mehr Leerstand führen, prognostizieren die Grünen. Sie berufen sich auf die Beratungsfirma Cima, die 2014 ermittelt habe, dass das Einkaufszentrum der Innenstadt je nach Branche Kaufkraft von 6,5 bis 33 Prozent entziehen könne. Zudem hätten das Einkaufszentrum und das geplante Wohnhaus mit 16 Wohnungen auf dem Areal "keinerlei Einbindung in die Umgebung". Das Fazit: "Eine andere Gestaltung des Kraftareals ist in unseren Augen wesentlich sinnvoller, notwendiger und zeitgemäßer." Die Partei, deren Fraktion im Stadtrat geschlossen gegen die Bebauungsplanänderung gestimmt hatte, nennt explizit einen Nahversorger als möglichen "Gewinn auch für die Anwohner westlich der S-Bahn und im Norden" und betont, dass der Ort in Zentrums- und S-Bahn-Nähe besonders geeignet für kostengünstiges Wohnen sei. Die Anwohner werden aufgefordert, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, ihre Einwände gegen den Bebauungsplanentwurf bis zum 20. Juli im Rathaus vorzubringen.

© SZ vom 12.07.2018 / aip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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