Reden wir über:Spiegel gegen den toten Winkel

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Klaus Heilinglechner. (Foto: Hartmut Pöstges)

Klaus Heilinglechner will mit der BVW das Radeln sicherer machen

Interview Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) will den "Trixi-Spiegel" an gefährlichen Kreuzungen aufstellen lassen, um Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Radfahrern zu verhindern. Den Antrag für den Stadtrat will die Gruppierung in der Diskussionsrunde "BVWOR aktiv" am Donnerstag, 20 Uhr, im Gasthof Flößerei vorstellen. Ulrich Willburger, der den Spiegel erfunden hat, wird die Funktion erläutern, Fahrlehrer Heiko Hawla referiert über die Gefahren des toten Winkels. Was hinter dem Vorstoß seiner Fraktion steckt, hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner vorab der SZ erklärt.

SZ: Wie kam es zu dem Antrag?

Klaus Heilinglechner: Es gab ja im Sommer einen Unfall in München, bei dem ein elfjähriger Bub von einem Lkw überrollt wurde und starb. Weil es immer wieder zu solch schrecklichen Unfällen kommt, hat ein Mitglied der BVW recherchiert, wie man sie verhindern könnte - und den Trixi-Spiegel ausfindig gemacht. Das ist ein runder, nach außen gewölbter Spiegel, der an Ampelmasten befestigt wird. Dort zeigt er den toten Winkel des Lkw-Fahrers, den er über seinen Seitenspiegel nicht sehen kann. Er sieht deutlich seine rechte Fahrzeugseite und erkennt, ob daneben Radfahrer oder Fußgänger sind. Der Erfinder ist ein Vater, dessen Tochter 1994 bei einem Radunfall mit Lkw schwer verletzt wurde.

Die Spiegel sollen an "Gefahrenpunkten" aufgestellt werden. Wo genau?

Das werden wir am Donnerstag darstellen, dem will ich nicht vorgreifen. Es gab einen Ortstermin mit der Polizei, Herrn Willburger und Fraktionsmitgliedern. Dabei wurden Kreuzungsbereiche besichtigt. Die Stadt München stellt ja jetzt im Oktober 100 Trixi-Spiegel auf. Wir werden den Antrag einbringen und fangen mit sechs bis acht Spiegeln an. Dann muss man schauen, ob wir an anderen Kreuzungen nachrüsten müssen. An sich ist das kein Problem, die Spiegel kosten schließlich kein Vermögen ( circa 100 Euro pro Stück, Anm. d. Red.). Aber selbst wenn es mehr kosten würde, muss uns das die Sicherheit unserer Radfahrer wert sein. Wir möchten ja immer mehr Radler auf die Straße bringen.

Gab es denn in Wolfratshausen gefährliche Radunfälle mit Lastern?

Aktuell ist mir keiner bekannt. Es kann natürlich sein, dass es vor meiner Amtszeit einen gab. Aber es muss ja nicht erst zu so einem Unfall kommen, damit man was tut. Wir wollen vorbeugen.

Warum gibt es in Deutschland bislang so wenige Trixi-Spiegel? In der Schweiz sind es mit 3000 dreimal so viele.

Das kann ich schwer beantworten. Aber wir haben auch die Verkehrsbehörde angefragt. Und die hat Bedenken, von der rechtlichen Seite. Schließlich ist das keine amtliche Verkehrseinrichtung. Man kann als Radfahrer nicht sagen: Ich hab den Spiegel, verlasse mich darauf und muss auf keine anderen Verkehrszeichen achten. Ich sehe das eher als Unterstützung für den Kraftfahrer. Und die Polizei war, wie mir mitgeteilt wurde, von den Spiegeln begeistert. Vielleicht muss man es auf einen Versuch ankommen lassen, um auch die untere Verkehrsbehörde zu überzeugen.

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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