Reden wir über:Massenansturm am Walchensee

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Der Bürgermeister Thomas Holz demonstrierte am Walchensee gegen den Massenansturm mit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Thomas Holz hat am Sonntag mitdemonstriert

Interview von Benjamin Engel, Walchensee

Gegen den Massenansturm an Ausflüglern haben die Walchenseer am vergangenen Sonntag ein deutliches Zeichen gesetzt: Mehr als 150 Bürger zogen durch den Ort, um gegen Falschparker und überquellenden Müll zu demonstrieren. Kochels Bürgermeister Thomas Holz ist selbst mitgelaufen.

SZ: Hat Sie die große Zahl an Demonstranten überrascht?

Thomas Holz: Nein. Das Thema bewegt viele, nicht nur Anwohner. Aus Krün, Wallgau und der Jachenau waren auch Leute aller Altersgruppen dabei. Ich wäre überrascht gewesen, wenn es weniger gewesen wären.

Erhöht das nicht den Handlungsdruck auf die Politik?

Als Kommune handeln wir seit Jahren. Die Gemeinde finanziert den kommunalen Zweckverband, damit der ruhende Verkehr überhaupt überwacht wird. Seit dem Vorjahr fahren mehr öffentliche Busse von Kochel nach Walchensee. Seit heuer setzt der Regionalverkehr Oberbayern, der RVO, an schönen Tagen Verstärkerbusse ein.

Das reicht den Demonstranten aber offenbar nicht.

Das Hauptproblem ist, dass die Bundesstraße 11 eine überregionale Verkehrsachse ist. Einen Schlagbaum kann es nicht geben. Am liebsten wäre mir ein Fahrverbot für Durchreisende auf Ausweichrouten abseits der Autobahn wie im österreichischen Tirol. Uns als Kommune sind aber die Hände gebunden. Deshalb finde ich es gut, dass 150 Leute am Sonntag auf die Straße gegangen sind. Das haben sicher auch die übergeordneten Fachbehörden und Ministerien mitbekommen.

Die Organisatoren der Demonstration fordern höhere Bußgelder für Falschparker, wie etwa von 300 Euro wie in der Tiroler Gemeinde Leutasch.

Auf der Bundesstraße sind wir an die Straßenverkehrsordnung und die Bundesgesetzgebung gebunden. Im Naturschutzgebiet werden jetzt aber schon Verstöße etwa gegen das Nachtparkverbot nach dem Naturschutzrecht geahndet (Anm. d. Red.: Bei Zuwiderhandlungen erhebt das Tölzer Landratsamt Strafen zwischen 100 und 200 Euro). Die Gemeinden Jachenau und Kochel am See wollen demnächst im Kreishaushalt Geld für Ranger beantragen.

Welche Schritte braucht es als nächstes?

Die Maßnahmen, die wir setzen, müssen zielgerichtet sein. Für mich ist wichtig zu wissen, wer die Verkehrsprobleme schafft. Sind es die Durchreisenden, die weiter nach Süden wollen, oder die das Ziel Walchensee haben. Derzeit finden Verkehrszählungen statt. Bis Ende des Jahres soll es Ergebnisse geben. Langfristig sollten wir es schaffen, dass immer mehr Leute auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Das dürfte schwer werden.

Attraktiv ist der öffentliche Personennahverkehr, wenn er zuverlässig und dicht getaktet ist. In den Abendstunden könnte der Bus mit zusätzlichen Verbindungen noch attraktiver werden. Mir ist aber klar, dass wir nicht alle von der Straße runterkriegen. Wichtig ist mir, dass nicht gegen Touristen demonstriert wurde. Uns geht es um die, die sich rücksichtslos verhalten. Ein Bewusstsein sollte geschaffen werden, diese schöne Landschaft pfleglich zu behandeln.

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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