Reden wir über:165 Jahre Schnuppern

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Christian Wiedemann. (Foto: Privat)

Die Parfümerie Wiedemann in Bad Tölz feiert Jubiläum

Von Kathrin Müller-Lancé, Bad Tölz

Christian Wiedemann führt die gleichnamige Parfümerie in fünfter Generation. Sein Ur-Urgroßvater hat das Unternehmen 1856 gegründet, damals noch als Seifensiederei. Mittlerweile gibt es 23 Filialen in ganz Bayern.

SZ: Herr Wiedemann, Sie sind direkt nach Ihrem BWL-Studium vor elf Jahren in den Betrieb Ihrer Eltern eingestiegen. Wollten Sie nie etwas anderes machen?

Christian Wiedemann: Ich hatte zwischendurch auch andere Ideen. Nach dem Zivildienst habe ich überlegt, in Richtung Lehramt für Menschen mit Behinderung zu gehen. Aber eigentlich war für mich schon in der Grundschule klar, dass ich mal ins Geschäft meiner Familie einsteigen möchte - so ist es dann auch gekommen.

Wie war das damals, als Kind in der Parfümerie?

Fasziniert hat mich schon immer das Weihnachtsgeschäft. Überall Glitzer, die vielen Leute im Laden. Das war schon etwas Besonderes. Und natürlich sind auch die Düfte hängen geblieben. Jeder Laden hat seinen eigenen Geruch.

Haben Sie selbst einen Lieblingsduft?

Ja, Bulgari pour Homme, ein Klassiker. Den trage ich schon seit über zehn Jahren.

Wie haben sich die Geschmäcker der Kundinnen und Kunden über die Jahre hinweg verändert?

Im Moment werden vor allem Besonderheiten gesucht, Düfte aus kleineren Manufakturen. Im Kosmetik-Bereich sind Nachhaltigkeit und sogenannte "Clean Beauty" sehr gefragt. Also zum Beispiel Cremes und Seifen, für die keine Tierversuche gemacht wurden oder in denen auf Mikrokunststoffe und bedenkliche Inhaltsstoffe verzichtet wird.

Sie sind auch selbst - nach mehr als 60 Jahren - wieder ins Seifen-Business eingestiegen.

Wir haben früher nicht nur Seife, sondern auch Seifenflocken zum Waschen hergestellt. Als in den 1960er Jahren mit Ariel und Persil die großen Hersteller auf den Markt drängten, hatten wir keine Chance mehr und haben uns auf die Parfümerie konzentriert. Jetzt führen wir die Ursprungsmarke unserer Seifensiederei wieder. Eine kleine Manufaktur in Wolfratshausen stellt für uns klassische Stückseifen, Flüssigseife und Duschgele her. Das Regionale ist im Moment ja auch ein großes Thema.

Woher wissen Sie überhaupt, was Trend ist?

Einmal informieren wir uns online. Was ist auf den Social-Media-Kanälen interessant? Was wird bei den Bloggern gehypt? Und natürlich ist die Kundennachfrage ganz wichtig: Was wird momentan besonders gut verkauft? Was wird nachgefragt? Das versuchen wir dann auch ins Sortiment aufzunehmen.

Erinnern Sie sich an einen Bestseller in den vergangenen Jahren?

Als ich noch relativ frisch im Unternehmen war, gab es einen Nagellack von Chanel, Nummer 505, der war schlammfarben. Dieser Nagellack ging so durch die Decke, dass wir innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren. Dieser Trend hielt ein ganzes Jahr an. Ich glaube, wir haben noch nie so viel Nagellack verkauft wie in diesem Jahr.

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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