Realschule Geretsried:Schlechte Noten für das Schulklima

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Redner fordern bei der Einführung von Realschulrektor Stefan Deller mehr Offenheit und Vertrauen.

Matthias Köpf

Der neue Schulleiter der Geretsrieder Realschule hatte sich den großen Rahmen zu seiner offiziellen Amtseinführung selbst gewünscht, und der Festakt am Dienstagmittag in der Aula des Schulzentrums begann mit einem entsprechenden Trommelwirbel der schuleigenen Percussion-Gruppe.

Dann jedoch folgten mit jedem Grußwort kantigere Schläge, die alle in dieselbe Kerbe zielten: Von der Bürgermeisterin über den Ministerialbeauftragten, den Elternbeirat und die Personalräte bis zur Fördervereinsvorsitzenden wünschten sich alle Redner Zusammenarbeit, Kollegialität, Offenheit, Engagement und Einfühlungsvermögen - und ließen dabei jeder für sich und alle gemeinsam erkennen, dass es aus ihrer Sicht an der Schule genau daran mangelt, seit Stephan Deller sein Amt zum 1. September angetreten hat.

Das letzte und deutlichste Grußwort vor Dellers eigener Rede sprach Andrea Seemann, die den mit der Schule eng verbundenen Hilfsverein für Straßenkinder im kenianischen Nakuru leitet. Sie sorge sich als ehemalige Realschullehrerin, als Ehefrau des früheren Konrektors und als Ärztin seit einiger Zeit um die Gesundheit von Lehrern und Schülern.

Diese hänge in hohem Maß vom sozialem Umfeld, also auch vom Klima an der Schule ab, sagte Seemann und stellte die Frage, wer dieses Klima besser beeinflussen könne als ein Schulleiter, der aus ihrer Sicht "kein Herrscher, sondern Diener" sein solle. Die durchaus nicht in großer Zahl in der Aula versammelten Lehrer und Schüler spendeten Seemann ebenso lautstarken und langen Beifall wie den musikalischen Beiträgen der Schüler.

Deller selbst, der auf solche Anwürfe erkennbar nicht gefasst war, saß in der ersten Reihe und blickte geradeaus. Im Anschluss erntete er bestenfalls höflichen Applaus für eine autobiografische Bilderschau.

Schon Bürgermeisterin Cornelia Irmer hatte als erste Rednerin vom Schulklima und vom Vertrauen gesprochen, das durch die Übereinstimmung von Wort und Tat entstehe. Peter Peltzer, der als Ministerialbeauftragter für die Realschulen im östlichen Oberbayern Deller offiziell ins Amt einführte, beschwor Teamfähigkeit, Offenheit und Einfühlungsvermögen als entscheidende Tugenden und betonte mehrmals, dass das bloße Erteilen von Anweisungen der Vergangenheit angehöre.

Vier Personalräte, die dem folgenden Häppchen-Empfang fernblieben, kleideten Ähnliches in knapp vorgetragene Wünsche, Gregor Miklik für den Elternbeirat und Susanne Plank für den Förderverein formulierten das allseitige Anliegen als Hoffnung und Erwartung.

Bei all dem war zugleich viel von einer Atmosphäre der Herzlichkeit und des vertrauensvollen Miteinanders die Rede - allerdings stets in der Vergangenheitsform und im Zusammenhang mit Dellers Vorgänger, dem an der Schule und darüber hinaus hoch geschätzten Peter Halke.

Nach der Zeremonie bestätigten mehrere Vertreter aus Elternschaft, Vereinen und Lehrerkollegium große atmosphärische Probleme an der Schule, ohne namentlich genannt oder zitiert werden zu wollen. Der Ministerialbeauftragte deutete an, bald das Gespräch mit Deller zu suchen. Der Schulleiter selbst erklärte nur, dass in den Grußworten viele Wünsche ausgeschüttet worden seien, die er in seiner neuen Position bisher offenkundig noch nicht haben erfüllen können.

© SZ vom 23.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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