Realschule Geretsried:Endstation Briefkasten

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Realschul-Leiter Peter Halke ärgert sich, dass Eltern wichtige Post nicht erhalten, weil die Post den Briefkasten nicht leert. Das Unternehmen weist die Vorwürfe von sich.

Isabel Meixner

Der Ärger bei Peter Halke, Rektor der Realschule Geretsried, ist groß. Er wollte die Eltern der 21 Viertklässler, die vergangenen Dienstag bis Donnerstag den Probeunterricht besuchten, bis spätestens Samstag die Ergebnisse mitteilen. So schickte die Sekretärin die ersten Briefe an die Eltern bereits nach einer abschließenden Konferenz am vergangenen Donnerstagnachmittag los, die restlichen am Freitagvormittag.

Am vergangenen Donnerstag hat Peter Halke, Rektor der Realschule Geretsried, die Briefe in den Briefkasten gleich um die Ecke der Schule einwerfen lassen. Nach einer Woche sind sie noch immer nicht angekommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Doch bis diesen Donnerstag sind die Briefe nicht eingetroffen - weil die Deutsche Post den Briefkasten an der Stadtbücherei in der Adalbert-Stifter-Straße eine Woche lang nicht ausleerte.

Das behauptet zumindest Halke. "Unserer Sekretärin fiel bereits am Freitag auf, dass der Briefkasten sehr voll war", erläutert der Schulleiter. Stutzig seien sie jedoch erst geworden, als am Montag und Dienstag erste Elternanrufe und E-Mails eingingen, ob ihre Kinder den Probeunterricht bestanden hätten.

Man habe daraufhin den Briefkasten noch einmal kontrolliert - diesmal "hat man schon die Briefe gesehen, wenn man die Klappe geöffnet hat", berichtet Halke. Die Sekretärin habe das zweimal der Service-Hotline gemeldet - ohne Ergebnis. "Wir hatten das Gefühl, dass man unser Anliegen gar nicht ernst genommen hat", ärgert sich Halke. Erst nach einem Anruf bei der Beschwerdenummer reagierte die Deutsche Post am Mittwochnachmittag und leerte den Kasten.

Zu spät, kritisiert Halke: "Wir haben den Eltern gesagt, dass sie bis spätestens Samstag Bescheid kriegen. Dass die Post nicht sofort reagiert hat, sehen wir als Missachtung der Postkunden und grobe Vernachlässigung der Aufgaben der Post." Zugleich stellte er klar: "Wir haben die Briefe definitiv am letzten Donnerstag und Freitag abgeschickt. Der Fehler liegt nicht bei uns."

Das behauptet jedoch auch die Deutsche Post. "Es gibt überhaupt keinen Hinweis, dass der Briefkasten nicht geleert wurde", sagt Pressesprecher Klaus-Dieter Nawrath. Um zu beweisen, dass ein Fahrer einen Briefkasten geleert hat, müsse er den Code des Briefkastens einscannen. "Darüber können wir genau nachvollziehen, wann der Briefkasten geleert wurde", erklärt der Sprecher der Deutschen Post.

Dadurch lasse sich im vorliegenden Fall beweisen, dass der Briefkasten an der Adalbert-Stifter-Straße jeden Tag geleert wurde. Warum trotzdem kein einziger Brief die wartenden Eltern der Viertklässler erreichte, ist Klaus-Dieter Nawrath schleierhaft. Auch im Briefzentrum, das die Post verteilt, seien keine besonderen Vorkommnisse gemeldet worden. "Wenn es zu Verzögerungen gekommen ist, kann das nicht an der Post liegen", sagt Nawrath.

An einen Betrug durch den Fahrer glaubt er nicht: "Dass Briefe nicht zugestellt werden, kommt leider vor. Der Fahrer gilt jedoch als zuverlässig." Dennoch wolle er den Fall aufklären und bittet dabei Peter Halke um Hilfe: Er soll einige der Briefumschläge der Post übergeben, damit der Eingangsstempel überprüft werden kann. "Wenn tatsächlich ein Kollege von uns geschlampt hat, dann werden wir ihm auf die Schlichte kommen", sagt Nawrath.

© SZ vom 27.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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