Politik in Penzberg:Zuversicht mit Defiliermarsch

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Die Stadthalle der Bergarbeiterstadt Penzberg blieb für Franz Josef Strauß einst geschlossen. Stefan Korpan und Ilse Aigner (vorne) sowie der Landtagsabgeordnete Harald Kühn (hinter ihr) schreiten feierlich in sie ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Der CSU-Ortsverband feiert bei seinem Neujahrsempfang in der Stadthalle seinen Bürgermeisterkandidaten Stefan Korpan. Unterstützung erhält er von Landtagspräsidentin Ilse Aigner

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Dieses Mal muss sich Nick Lisson "zusammenreißen". Das haben ihm seine Stadtratskollegen eindringlich mit auf den Weg gegeben. Der Chef der Penzberger CSU soll auf keinen Fall bei der Ansprache jemanden vergessen, schon gar keinen wichtigen. Und so fällt die Begrüßung beim Neujahrsempfang der Penzberger Christsozialen entsprechend lang aus. Was nichts macht, denn alle warten auf den Ehrengast: Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

Nick Lisson - ganz Radiomann - unterhält locker flockig die Gäste in der gut besuchten Stadthalle. Küsschen hier, Umarmung dort. Dann kommt er zur Sache. Denn es geht an diesem Abend vor allem darum, dass sich der CSU-Bürgermeisterkandidat Stefan Korpan den Anwesenden präsentiert. Wenn man einen Bürgermeister auf dem Reißbrett entwerfen müsste, sagt Lisson, dann wäre es "genau dieser Mann". Das hat schon fast etwas von amerikanischem Wahlkampf. Bei den Gästen kommt es gut an. Korpan müsse sich an seinen Aussagen messen lassen, fährt der Ortsvorsitzende fort. Und das könne er. Für den 36-Jährigen sei es vermutlich die größte Ehre, würde er Bürgermeister werden, so Lisson.

Dann setzt die Stadt- und Bergknappenkapelle zum Bayerischen Defiliermarsch an. Gemeinsam mit Korpan, dem Landtagsabgeordneten Harald Kühn und der Weilheimer Landrätin Andrea Jochner-Weiß marschiert Ilse Aigner zur Musik in die Penzberger Stadthalle ein. Dass sie in den Saal rein durfte, sei schon angenehm, begrüßt Aigner die Anwesenden, darunter viele SPD-Kandidaten und Vertreter der Bürger für Penzberg. Denn draußen vor der Stadthalle sei es doch recht frisch geworden. Die Landtagspräsidentin spielt damit auf einen Besuch von Franz Josef Strauß im Jahr 1976 an, der nicht in die Penzberger Stadthalle zu einer Wahlkampfveranstaltung eingelassen wurde. Angeblich ließ sich damals der Schlüssel nicht auffinden. Und ja, fährt Aigner weiter fort, das mit dem Defiliermarsch sei schon in Ordnung gewesen. Die Frage habe sich gestellt. Für die "höchste Frau" im Freistaat dürfe das sein.

Die CSU-Politikerin nutzt den Abend, um an die Befreiung des KZ Auschwitz zu erinnern. Und daran, dass seit 75 Jahren Menschen in diesem Land in Frieden und Freiheit leben dürften. Dies sei die Grundlage für vieles, was das Dasein lebenswert mache. Aigner erinnert daran, dass dazu auch die Demokratie gehört. Solle diese funktionieren, brauche es Parteien. Vor Wahlen würden sie in Wettbewerb zueinander treten. Das sei auch in Penzberg so. "Liebe Frau Bürgermeisterin, das müssen Sie aushalten", richtet Aigner das Wort an die amtierende Rathauschefin Elke Zehetner (SPD). Deren CSU-Herausforderer Korpan wünschte die Landtagspräsidentin alle Gute für den Wahlkampf. Seine Präsentation sei "sehr, sehr überzeugend" gewesen, der 36-Jährige sei ihr "sehr angenehm" aufgefallen.

Denn vor dem Auftritt Aigners hatte sich Korpan vorgestellt und kurz die Inhalte des CSU-Wahlprogramms angerissen. Er sei positiv überrascht, dass so viele den Weg in die Stadthalle zum Neujahrsempfang gefunden hätten, sagt Korpan. Seit er zum Bürgermeisterkandidaten nominiert worden sei, habe er viele Menschen kennenlernen dürfen. Allein diese "Erfahrungen fürs Leben" seien es wert gewesen, zur Kommunalwahl anzutreten. Das Team, mit dem er antrete, sei völlig neu aufgestellt. Alles engagierte Leute, die ihn bei den stattgefundenen Workshops, der Zuhör-Tour und anderen Veranstaltungen voll Enthusiasmus begleiteten. "Das stimmt mich so positiv, dass ich nicht wüsste, was ich bisher anders hätte machen sollen." Im Team habe man sich viele Gedanken gemacht, was die CSU für Penzberg erreichen möchte. So hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der Ende April eine Baugenossenschaft gründen möchte, um "aktiv auf dem Penzberger Wohnungsmarkt einzugreifen". Denn wie die anderen Parteien und Gruppierungen auch, möchte die CSU neue, bezahlbare Wohnungen in der Stadt schaffen. Ein Ehrenamtsförderer steht ebenso auf der To-do-Liste der Christsozialen wie ein Treffpunkt für Senioren oder ein Geburtshaus. Gut Hub soll zum Kulturzentrum aufgewertet, aber ansonsten die Natur rund um den Huber See erhalten werden. Langfristige Visionen sind eine Umgehungsstraße für Penzberg oder ein tiefer gelegter Bahnhof, wie er in Wolfratshausen im Zuge der S-Bahn-Verlängerung entstehen soll. Wichtig ist Korpan das gute Miteinander und die Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg. "Gute Ideen muss man bündeln und in die richtige Richtung bringen", sagt er.

Solche Zukunftsvisionen brauche diese Stadt, attestiert Harald Kühn seinem Vorredner. "Ich bin sicher, Penzberg ist reif für einen christlich-sozialen Bürgermeister." Da bleibt Lisson zum Abschied nur eines zu sagen: "Möge das Wunder von Penzberg passieren."

© SZ vom 29.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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