Penzberger Seniorenhaus:Roulette um Heim-Betreiber

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Thomas-Wimmer-Stiftung und Novita erzielen keine Einigung

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Noch immer wissen Heimbewohner und Personal nicht, wie es mit dem Seniorenzentrum an der Gartenstraße in Penzberg weitergehen wird. Die Novita und die Thomas-Wimmer-Stiftung sind am Dienstag zu keiner Einigung gekommen. Damit steht für die Thomas-Wimmer-Stiftung fest, dass von 1. Oktober an die von ihr favorisierte Arbeiterwohlfahrt (Awo) München-Stadt das Pflegeheim betreiben wird. Die Novita hat es abgelehnt, mit der Münchner Stiftung einen Pachtvertrag abzuschließen.

Es sei ein kurzes Treffen gewesen, erzählt Jürgen Salzhuber, Vorsitzender der Thomas-Wimmer-Stiftung. Ende voriger Woche habe man der Novita einen Pachtvertrag über vier Jahre zukommen lassen. Dieser beinhaltete unter anderem den Wunsch der Münchner, das Penzberger Seniorenzentrum im laufenden Betrieb zu sanieren. Die Heimaufsicht fordert bauliche Nachbesserungen sowohl im Neubau als auch im denkmalgeschützten Pfründnerheim bis 2022 und 2024. Auf diesen Punkt habe sich die Novita nicht einlassen wollen, sagt Salzhuber. Damit seien die Verhandlungen beendet - außer die Novita besinnt sich bis Ende September. Bis dahin betreibt noch der Awo-Bezirksverband Oberbayern das Haus.

Der Bezirksverband hatte 40 Jahre lang das Seniorenzentrum unter seinen Fittichen im Auftrag der Stadt Penzberg, der die Häuser samt Grundstück gehörten. Als beide Parteien sich nicht über die Modalitäten eines Heim-Neubaus einigen konnte, kündigte der Bezirksverband seinen Pachtvertrag. Im Zuge der Verhandlungen einigten sich Stadt und Awo Oberbayern darauf, dass der Wohlfahrtsverband selbst seinen Nachfolger suchen solle. Den fand er in der Novita. Momentan läuft der Betriebsübergang. Die Verträge mit den Mitarbeitern und den Heimbewohnern will Novita eins zu eins übernehmen.

Überrascht wurden Awo Oberbayern und Novita von der Nachricht, dass die Stadt die Immobilie an die Münchner Wimmer-Stiftung verkauft hat. Seitdem gibt es Streit zwischen der designierten neuen Betreiberin vom 1. Oktober an, der Novita Leben im Alter GmbH, und der neuen Besitzerin der Liegenschaft, der Thomas-Wimmer-Stiftung. Der Novita-Geschäftsführer Christoph Hofmann sieht sich im Recht und beruft sich auf ein sogenanntes Eckpunktepapier mit der Stadt. Von diesem habe die Thomas-Wimmer-Stiftung keine Kenntnis gehabt, als sie den notariellen Kaufvertrag mit der Stadt abschloss. Dabei sei darin festgelegt, dass die Novita neue Betreiberin des Heims werde. Ob die Novita nun gerichtliche Schritte einleiten werde, wollte Hofmann nicht bestätigen. "Wir überlegen unsere weitere Vorgehensweise noch."

Für Salzhuber steht indes fest, dass die Novita keinen Fuß in das Seniorenzentrum an der Gartenstraße setzen werde. Es stelle kein Problem dar, den Betrieb im Oktober mit der Awo München-Stadt zu übernehmen. Notfalls müsse die Heimaufsicht entscheiden, wer rein dürfe und wer nicht. "Die Thomas-Wimmer-Stiftung hat das Heim und das Grundstück gekauft. Wir bestimmen den Betreiber", sagt Salzhuber. Wichtig sei es, dass die Auflagen der Heimaufsicht endlich erfüllt würden, damit in vier Jahren nicht die Betriebserlaubnis für das Haus an der Gartenstraße erlischt. Hofmann steht auf dem Standpunkt, dass die Stadt Penzberg zwar die Immobilie, aber nicht den Betrieb des Seniorenzentrums verkauft habe. Auf die Stadt zugehen werde man nicht, denn diese würde sich sicherlich für das Chaos nicht zuständig fühlen, meint er. Sollte die Novita klagen, sehe man dem gelassen entgegen, betont Salzhuber. Mit der Awo München-Stadt habe man eine verlässliche Partnerin an der Seite.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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